Herzogmühle: Ein gutes Ende

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Die Siedlung Herzogmühle im Jahtre 1984. Bis auf zwei sind alle Häuser abgerissen, wurde Platz geschaffen für das neue Wohngebiet Untere Rotmainaue. Foto: Archiv/Klaus Tritschel Foto: red

Jahrzehntelang haben hier Menschen am Rande der Stadt, viele von ihnen auch am Rande der Gesellschaft gelebt. Jetzt beginnt in der Herzogmühle ein neues Kapitel. Fast alle der verwahrlosten, baufälligen Häuser sind abgerissen, die Bewohner in die Stadt gezogen. Das Ghetto Herzogmühle ist Geschichte.

 
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Das Kapitel Herzogmühle ist beendet. Bis auf zwei Gebäude, deren Abriss ebenso beschlossen ist wie der der bereits beseitigten Häuser, erinnert nichts mehr an diese Siedlung am Rande der Stadt. Jahrzehntelang führten hier Menschen – mal freiwillig, mal notgedrungen – ein Leben außerhalb der Gesellschaft.

Diese Siedlung, in der guten Absicht in den fünfziger Jahren errichtet, den Bewohnern der in der Stadt verstreuten Baracken eine lebenswerte Unterbringung zu bieten, hatte sich im Laufe der Jahre in ein Ghetto verwandelt, das nicht zu Unrecht von vielen Stadtbewohnern als asozial bezeichnet wurde. Wer hierher abgeschoben wurde oder freiwillig einzog, hatte schon verloren. Seine Adresse bewirkte, dass er draußen in der Gesellschaft auf Ablehnung stieß, geächtet wurde. Die Herzogmühler reagierten durch Rückzug, kapselten sich ein, viele stürzten ab.

Die Mühen der Verantwortlichen bei Stadt und Diakonie haben sich gelohnt. Wer in der Stadt wohnt, gehört wieder dazu. Spätestens die Kinder haben bessere Chancen.

gunter.becker@nordbayerischer-kurier.de

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