Herwart lässt Gnade walten

Von und Michael Grüner

Strahlender Sonnenschein, viel Blau am Himmel, ein eher laues Lüftchen, fast so etwas wie ein Hauch von Frühling – wer lange und tief geschlafen hatte, mochte an diesem Sonntagmorgen wohl kaum glauben, dass in den Stunden zuvor Sturmtief Herwart auch Pegnitz und Umgebung fest oim Griff hatte. Doch die Orkanböen, die durch die Stadt zogen, hinterließen nur geringe Schäden, Feuerwehr und Polizei meldeten nur wenige Einsätze. Erheblich betroffen waren allerdings Bahnreisende.

 
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„Weiter im Norden so ab Creußen tobt es richtig, das ist fast alles an Einsatzkräften draußen“, sagte Roland Zahn, Kommandant der Pegnitzer Feuerwehr, gegen 9.15 Uhr im Gespräch mit dieser Zeitung. Da war er gerade bei einem Einsatz am Brigittenheim aktiv. Dieser erwies sich rasch al Fehlalarm, ein Rauchmelder hatte ihn ausgelöst. Der Alarm setzte gegen 8.30 Uhr auch die Auerbacher Wehr in Marsch, die mit Drehleiter, Tanklöschfahrzeug und Kommandowagen ausrückte. Elf Aktive waren auf dem Weg nach Pegnitz, wurden aber wieder zurück beordert.

Und eine Stunde später erreichte die Auerbacher Wehr schon der nächste Alarm. Bei ZF im Industriegebiet Süd hatte ebenfalls die Brandmeldeanlage Alarm ausgelöst. Das war laut stellvertretendem Kommandanten Harald Schmidt gegen 9.30 Uhr. Die Wehr rückte erneut mit vier Einsatzfahrzeugen – darunter der Drehleiter – und 20 Aktiven aus. Alarm wurde in einer Halle in Leichtbauweise ausgelöst, eine Ursache war nach Auskunft der Wehr nicht erkennbar.

Waren Sturm und Regen an den Fehlfunktionen der Brandmeldeanlagen schuld? „Im Normalfall eigentlich nicht, allenfalls wenn die Anlage durch eindringendes Wasser ausgelöst wird“, sagte zweiter Kommandant Schmidt. Dies sei bei den Einsätzen am Sonntag aber nicht der Fall gewesen.

Und der Pegnitzer Kommandant Roland Zahn ergänzt auf Nachfrage: Fälle wie der im Brigittenheim kämen inzwischen deutlich seltener vor als früher: „Der letzte Vorfall im Brigittenheim, an den ich mich erinnern kann, war ein angebranntes Essen.“

Zum verspäteten Sonntagsfrühstück konnten die Aktiven dennoch nicht gleich nach Hause, denn gerade, als man abrücken wollte, kam die Nachricht, dass zwischen Hufeisen und Plech ein umgestürzter Bäume die Straße blockiert. Und nach einigen Stunden Erholungspause folgte dann doch noch ein Einsatz: In der Wichernstraße in Pegnitz hatte sich eine Kaminverkleidung gelöst, die Bruchstücke mussten vom Dach des Gebäudes mit Hilfe der Drehleiter geborgen werden. Zwei weitere Bäume, die von den Sturmböen gefällt wurden, meldete die Polizei auf Anfrage: einen auf der B470 bei Pottenstein, einen auf der Kreisstraße bei der Schermshöhe. Ein Sprecher der Pegnitzer Inspektion teilte die Meinung des Feuerwehrkommandanten: „Wir sind da glimpflich davon gekommen.“

Mehr Pech hatten an diesem Sonntagmorgen Bahnreisende. Zunächst verzögerte sich der Zugverkehr zwischen Neuhaus/Pegnitz und Pegnitz wegen einer „Störung am Gleis“ um etwa 15 Minuten. Wenig später meldete die Bahn dann, dass die Verbindungen zwischen Weiden und Hof und von Pegnitz über Kirchenlaibach und Marktredwitz Richtung Cheb und von Neuenmarkt-Wirsberg nach Hof vorsorglich eingestellt wurden.

Jede Menge zu tun hatten natürlich auch Hauseigentümer, um ihre Gärten und Terrassen wieder ordentlich herzurichten, denn dort hatte Tief Herwart einiges Unheil angerichtet. Und auch einige Bauzäune und Verkehrsschilder hielten den Böen nicht stand. Umgestürzte Bäume auch im Raum Auerbach. Die beiden Feuerwehren Nitzlbuch und Auerbach rückten gegen 7.30 Uhr auf der Bundesstraße 85 in Richtung Sackdilling aus. Dort lag ein Baum auf der Straße. Er wurde zersägt und auf die Seite geschafft. Die Auerbacher Wehr machte dann noch mit einem Fahrzeug eine Kontrollfahrt bis Königstein, um zu sehen, ob weitere Sturmschäden vorhanden sind. „Fehlanzeige“, kommentiert stellvertetender Kommandant Michael Schmidt die Kontrolle.

Die Auerbacher Polizei wusste nur von zwei Vorfällen, die Sturmtief Herwart bescherte. Zwischen Hirschbach und Achtel fiel bereits in der Nacht ein Baum auf die Straße. Und in der Baustelle Michelfelder Straße in Auerbach, an der gesperrten Auffahrt zum Kellerberg rissen die Windböen einen Bauzaun und einige Warnbaken um.

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