Altbacken und peinlich, sagen die einen. BMTG-Chef verteidigt die Filme - Regisseur bleibt gelassen Herbe Kritik an Werbefilm für die Stadt

Von Susanne Will
Das Ehepaar zählt auf, was ihnen im Urlaub wichtig ist - und erhält, ziemlich erwartbar, den Tipp: Gehen Sie nach Bayreuth. Foto: Szene aus "Im Reisebüro"/BMTG Foto: red

Peinlich, altbacken, vorhersehbar, einfach zu sehr Achtziger. So lässt sich die Kritik zusammenfassen, die derzeit in sozialen Netzwerken an Videos geübt wird, mit denen die BMTG für Bayreuth wirbt. Nils Braun, der Regisseur der umstrittenen Videos bleibt locker: „Wenn die Leute drüber sprechen, ist der Werbezweck erfüllt.“

 
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Darüber spricht das Netz: In einem Video, das die Vorzüge Bayreuths hervorheben soll, ist ein Ehepaar in einem Reisebüro zu sehen. Die Figuren wirken klischeehaft. In einer knappen Minuten beschreiben die beiden, was ihnen wichtig ist und klopfen damit alle bekannten Eckdaten und Klischees über Bayreuth ab: Kunst, Kultur, Theater, Musik, Museen, Sport, Klettern, Essen, Outdoor, Golfplätze, Wein, Bier, Wellness, Thermalbad. Der Reisebüromitarbeiter reicht ihnen eine Broschüre: „Dann fahren Sie doch nach Bayreuth“ – „Oh, sehr interessant!“

Quelle: BMTG

Auch ein Film über Wilhelmine

Das Netz zerreißt sich nicht nur darüber das Maul. Sondern auch über die anderen Filme, die Nils Braun im Auftrag der Bayreuther Marketing und Tourismus GmbH (BMTG) gedreht hat. Wie das Mutter-Tochter-Gespräch kurz vor der Hochzeit, in der der Witz ist, dass es hier eine Wilhelmine gab, die ihrer Tochter ein ganzes Opernhaus zur Hochzeit geschenkt hatte.

Quelle: BMTG

Regisseur ist überrascht

Von der Kritik ist Nils Braun (20) überrascht. „Ich habe noch nichts gehört, außer, dass die Stadt die Videos abgenommen hat.“ Braun lebte ein Jahr in Bayreuth und arbeitet zurzeit in Helsinki als Regie-Hospitant bei der Produktion zum „Fliegenden Holländer“.

Videos sind keine Imagefilme

Obwohl die Filme unter dem Namen BMTG laufen, sind sie keine Imagefilme der Stadt Bayreuth, sagt Manuel Becher, Geschäftsführer der BMTG. „Wir haben einen Imagefilm für die Stadt, er wurde aufwändig produziert mit eigens dafür komponierter Musik.“ Er hatte von Nils Braun gehört, als der noch in Bayreuth lebte. Auch, dass er Regieassistent an der Komischen Oper in Berlin gewesen ist. Der Student der Theaterwissenschaften hatte eine professionelle Kamera. „Da haben wir uns gedacht: Da könnte man doch ein paar Filme drehen.“

Quelle: BMTG

"Ich finde den Humor toll"

Becher mag die Filme, er kann darüber lachen, „ich finde den Humor toll“. „Die Filme haben wir quasi zu den Selbstkosten bekommen. Mit denen gehen wir garantiert nicht auf die Internationale Tourismus-Börse. Aber sie sind gut für unseren youtube-Auftritt.“

"Meinen Spot merkt man sich"

Was viele anders sehen, die sich die Videos angeschaut haben. Nils Braun kann das nicht verstehen. „Werbespots sind normalerweise Aneinanderreihung von Bildern, das finde ich sehr langweilig. Meinen Spot aber, den merkt man sich.“ Außerdem habe er den Auftrag erhalten, einen Spot zum Reiseziel Bayreuth zu machen. „Es lag auf der Hand, dass ich dafür ins Reisebüro gegangen bin.“ Und außerdem, fügt er an: „Wenn die Leute drüber sprechen, ist der Werbezweck erfüllt.“

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