Chefin Monika Sandler sucht Personal - Gerne hätte sie mehr Zeit für Kunst Helsa will Produktion ausbauen

Von Roland Töpfer
Will den Standort Gefrees auisbauen: Helsa-Chefin Monika Sandler. Foto: Roland Töpfer Foto: red

Holly gibt Geräusche äußerster Zufriedenheit von sich. Fast scheint es, als wolle der große schwarze Hund das Gesagte seines Frauchens Monika Sandler,  Chefin von Helsa in Gefrees, noch einmal bekräftigen: „Die Ertragslage ist gut. Die Firma ist ausgesprochen solide aufgestellt.“ Und sie will Jobs schaffen in den kommenden Jahren.

 
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41 Millionen Euro setzte die Textilfirma, die vor allem für ihre Schulterpolster bekannt ist, 2014 um. Im letzten Jahr waren es 42 bis 43 Millionen Euro. Es könnte noch mehr sein. Aber Monika Sandler, die Alleingesellschafterin, will Risiken vermeiden und hat bisher darauf geachtet, „dass wir uns selbst finanzieren, ohne Fremdkapital arbeiten.“ Ihr ist klar, dass man damit nicht immer das Wachstum ausschöpfen kann, das möglich wäre. „Ich bin da sehr weiblich“, sagt die 58-Jährige. Für Männer hätten Wachstum und Größe einen ganz anderen Stellenwert. Die Unternehmerin setzt für sich lieber auf Solidität und Unabhängigkeit.

Dass sie ihren konservativen Kapitalkurs auf Dauer durchhalten kann, bezweifelt sie selbst ein bisschen. Denn der Markt für technische Textilien, die wie die Schulterpolster die Hälfte zum Umsatz beitragen, bietet viele Wachstumsmöglichkeiten, setzt aber Kapitaleinsatz voraus.

170 Beschäftigte am Standlort Gefrees

Alle technischen Textilien kommen aus Gefrees, wo 170 der 1200 Beschäftigten arbeiten. Die Schulterpolster werden im Ausland produziert. In Polen, Ungarn, China, Spanien, Indien, Kambodscha, Mexiko und der Türkei hat Helsa Produktionsstätten. Die Oberfranken sind Weltmarkführer bei Schulterpolstern und bei Stoma-Filtern, die künstliche Darmausgänge geruchssicher machen. Filter für Dunstabzugshauben, für Autos und für Reinräume der Industrie komplettieren das Geschäft.

Auf ihrem Firmengelände hat Monika Sandler zwei Seniorenhäuser gebaut. Senivita hat die Anlage gemietet und betreibt sie. Große Hallen auf dem Helsa-Gelände, wo früher einmal über 1000 Arbeiter beschäftigt waren, wurden nicht mehr gebraucht. „Ich wollte etwas Sinnvolles daraus machen.“

Facharbeiter zu kriegen, ist das Problem

Die großen Hallen braucht die Unternehmerin nicht mehr. Aber die Produktion von technischen Textilien in Gefrees soll in den kommenden fünf Jahren um rund 35 Prozent wachsen, das Personal aufgestockt werden. Die Suche nach Fachkräften ist schwierig. „Studierte Leute zu kriegen, ist nicht das Problem. Arbeiter sind das Problem, ganz normale Facharbeiter.“

Sie selbst hat auch studiert. Betriebswirtschaftslehre an der European Business School in Oestrich-Winkel am Rhein nahe Mainz. Obwohl sie eigentlich der Welt der Kunst, der Philosophie und Psychologie nahe steht.

Der Ruf des Vaters kam 1985

Geboren ist Monika Sandler in Gefrees. An erster Stelle stand immer das Unternehmen. Verwaltung, Produktion, Wohnung – alles auf dem Firmengelände. „Die Firma war mein Spielzimmer.“ Mit 15 geht sie ins Internat, studiert und arbeitet in Hamburg in der Werbebranche. Dann, 1985, „kam er Ruf meines Vaters“. Die Tochter folgt, „weil man das seinem Vater auch schuldig ist“, kommt nach Gefrees, findet eine Firma in großen Schwierigkeiten vor. Es braucht einige Jahre, sie zu beheben.

Über 30 Jahre ist Monika Sandler jetzt in ihrem Unternehmen. Mit ihrer Familie (ein Sohn, zwei Töchter) wohnt sie in München und kommt etwa eine Woche im Monat nach Gefrees, wo sie zusammen mit weiteren Geschäftsführern die Gruppe steuert.

"Ich möchte nochmal studieren"

Wenn sie Zeit hat, reist sie gern. In Städte, die viel mit Kunst zu tun haben. New York, Berlin, Mailand, Wien, Paris oder Venedig zum Beispiel. Am liebsten bleibt sie in Europa. Sie liest viel, geht in die Oper, mag Wagner. Ja, es hat sie schon etwas traurig gemacht, dass sie sich mit diesen Dingen bislang nicht intensiver beschäftigen konnte. Vielleicht holt sie das noch nach. „Ich möchte unbedingt noch mal studieren.“ Philosophie und Literatur.

Und das Unternehmen? „Ich könnte mir vorstellen, Partner reinzunehmen.“ Will sie vielleicht sogar verkaufen? „Ans Verkaufen denke ich nicht.“ Gibt sie eine Mehrheit ab? „Die Mehrheit hab‘ ich schon gerne.“ Drei bis fünf Jahre müssen wir uns noch gedulden. „Dann werde ich das wissen.“