Gefreeser Textilhersteller setzt zunehmend auf technische Textilien – Fachkräftemangel macht Sorge Helsa wächst und investiert kräftig

Von Andreas Gewinner
Technische Textilien, etwa Filter, bringen Helsa Wachstum. Foto: Archiv/Ronald Wittek Foto: red

Sehr zuversichtlich blickt der Gefreeser Textilhersteller Helsa in die Zukunft und plant schon kräftige Investitionen. Eigentümerin Monika Sandler: „Es geht uns ausgesprochen gut.“

 
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Die Abhängigkeit vom Produkt Schulterpolster nimmt ab, sagt Geschäftsführer Stephan Frerk. Die Sparte technische Textilien ist 2015 im zweistelligen Prozentbereich gewachsen, die Sparte Bekleidungstextilien immer noch „moderat“. In den nächsten drei Jahren will Helsa einen deutlichen siebenstelligen Betrag investieren. In Forschung und in die Entwicklung von Produkten aus den Forschungsergebnissen.

Fast 70 Jahre ist es her, dass der im Februar verstorbene Firmengründer Helmut Sandler etwas erfand, das es bisher nicht gab: ein Schulterpolster, das Sakkos oder Kostümen dauerhaft Halt und Facon gab. Und das in großen Zahlen in gleichbleibender Qualität produziert werden konnte. Doch Helsa musste den Tribut der Bekleidungsindustrie zollen: Die Produktion folgte der auswandernden Textilindustrie, erst nach Süd- und Osteuropa, dann nach Asien. Heute unterhält Helsa Tochterfirmen in acht Ländern. Schulterpolster werden in Gefrees schon lange nicht mehr hergestellt, wenngleich Helsa nach wie vor Weltmarktführer ist. Aber mit 150 Mitarbeitern ist Helsa größter Arbeitgeber in Gefrees, hier sind auch Vertrieb und vor allem Entwicklung konzentriert.

Und das zweite Standbein, die technischen Textilien: Hier ist Helsa vor allem auf den Feldern Geruch- und Partikelabsorption tätig. Helsa will als Mittelständler bewusst nicht auf Masse setzen, „wir besetzen Marktnischen und wollen dort Marktführer sein“, so Monika Sandler. Vom Umsatz her haben die technischen Textilien mit der Sparte Bekleidungstextilien inzwischen fast gleichgezogen.

Und der Bereich soll weiter wachsen. Im kommenden Jahr unter anderem im Sektor Küchendunsthauben. Und mit Filtern für Motor- und Tankentlüftung für die US-Autoindustrie. Ein Feld mit immensem Wachstumspotenzial. Entsprechende Vorschriften gibt es erst in den „green states“, einzelnen fortschrittlichen US-Bundesstaaten wie Kalifornien; aber Geschäftsführer Stephan Frerk erwartet, dass die Filter in den USA flächendeckend zum Einsatz kommen, weil sonst die Industrie allein für den heimischen Markt unterschiedliche Automodelle produzieren müsste. Und dass die Filter auch in Europa Standard werden.

Derweil versucht Helsa, neue Produkte für die europäischen Fabriken (in Polen, Ungarn, Spanien und der Türkei) zu entwickeln, für die Teile der Produktion, die der Bekleidungsindustrie nach Asien folgen mussten. Dabei sollen Fähigkeiten von „Helsa Tech“ einfließen. Frerk nennt ein mögliches Produkt: ein Kleidersack mit Aktivkohle, der Restaurantgeruch aus teurer Kleidung filtert, die man nicht ohne Weiteres reinigen lassen kann.

Helsa hat in Gefrees im ablaufenden Jahr 30 Menschen neu eingestellt. Die Kehrseite: Fachkräftemangel. Man musste sich teils mit Zeitarbeitern helfen. Und findet immer schwerer Azubis, etwa als „Produktionsmechaniker Textil“. Personalchefin Christine Dürrbeck: „Alle wollen lieber Mechatroniker werden und an Autos schrauben.“