Mein lieber Herr Schwimmverein: Helmut Künzel feiert heute seinen 90. Geburtstag und die Eiserne Hochzeit gleich mit Helmut Künzel: Wasser ist sein Leben

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Helmut Künzel an einem seiner Lieblingsorte. Am heutigen Mittwoch feiert Künzel seinen 90. Geburtstag - natürlich im SVB-Bad. Foto: eric Waha Foto: red

Im Wasser ist er groß geworden. Wasser ist sein Element geblieben. Helmut Künzel, die graue Eminenz des Schwimmvereins Bayreuth (SVB), einem Verein, der selbst nur wenig älter ist als sein Ehrenvorsitzender, feiert heute seinen 90. Geburtstag. Natürlich, wie es fast nicht anders geht: mit einem Empfang im SVB-Bad.

 
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"Sport", sagt Helmut Künzel, "hat mir immer so viel gegeben. Durch den Sport bin ich vielen Dingen positiv gegenüber gestanden. In der Rückschau wäre für mich ein Leben ohne Sport nie vorstellbar gewesen. Die Einstellung, die Wettkämpfe. Durch den Sport bin ich viel herumgekommen. Als Sportler genauso wie als Funktionär." Dem Wasser ist Künzel fast nicht ausgekommen, denn: Sein Vater Wilhelm - Gründungsmitglied des SVB von 1921 - tauschte 1929 die Uniform des Landespolizisten mit der Badehose. "Er hat die Schwimmmeisterprüfung abgelegt und wurde mit der Eröffnung des Stadtbades 1929 dort Schwimmmeister, da war ich gerade zweieinhalb Jahre alt." Mit vier Jahren kann Helmut Künzel schon schwimmen, "ich bin ja auch immer drüben im Bad herumgekugelt". Mit elf Jahren, 1938, bestreitet Künzel seinen ersten Wettkampf. Drei Jahre später wird er in Breslau "Reichssieger bei den Pimpfen über 100 Meter Rücken". Die Zeit damals: Eine Minute, 21 Sekunden. Zwei Jahre später wird er deutscher Jugendmeister in der Altersklasse der 15- bis 18-Jährigen, verbessert seine Zeit um knappe acht Sekunden.

"Im Leben immer Glück gehabt"

Künzel sagt einen Tag vor seinem 90. Geburtstag im Gespräch mit dem Kurier, er habe in seinem Leben "immer Glück gehabt. Auch als ich kurz vor Ende des Krieges im Dezember 1944 eingezogen worden bin. Wir kamen in den Westen, mussten nicht nach Russland. Ein Jahr war ich in Amerika in Gefangenschaft." Als er 1946 nach Bayreuth zurückkommt, heuert er bei der US-Army in Bayreuth an, wo er bis 1952 als Angestellter bleibt. Am 14. Juni vor 65 Jahren, seinem 25. Geburtstag, heiratet er seine Hilde, mit der er heute Eiserne Hochzeit feiert. Ein Jahr später kommt Sohn Michael zur Welt, der heute mit seiner Frau ganz in der Nähe seiner Eltern in der Herderstraße wohnt. Beruflich wechselt Künzel zur Justiz, erst als Angestellter, dann als Beamter, bevor er am Institut für Jugendarbeit studiert und 1965 Jugendpfleger bei der Stadt wird, was er bis 1990 bleibt. Auf seine Initiative gehen unter anderem das Ferienprogramm und das Bolzplatzturnier zurück.

Sportler und Funktionär

Parallel dazu spült ihn der Sport in die Funktionärslaufbahn. Von 1957 bis 2003 ist Künzel der zweite Mann im Schwimmverein, macht 14 Jahre lang den Landesjugendwart im bayerischen Schwimmverband, ist bei den Olympischen Spielen in München 1972 im Sprecherteam der Schwimmwettkämpfe. Von 1977 bis 1992 ist Künzel Pressewart des bayerischen Schwimmverbands, im Anschluss sieben Jahre lang Vizepräsident des Verbands. 20 Jahre, von 1972 bis 1992, ist er stellvertretender Vorsitzender der bayerischen Sportjugend. Den Fokus aber legt Künzel, der seit 2003 Ehrenvorsitzender des SVB ist, auf den Schwimmverein. Das Bad, das im vergangenen Jahr sein 40-jähriges Bestehen feierte, hebt Künzel mit aus der Taufe. "Wir haben damals gesagt, wir brauchen ein 50-Meter-Becken. Hans Walter Wild hat ganz klar entschieden: Die Stadt baut das Bad nicht, das muss der Verein machen. Die Stadt übernehme das Defizit des Betriebs. Heute machen wir das geringste Defizit aller Bayreuther Bäder."

Konstanz im Leben und im Wasser

So konstant sich Künzel über Jahrzehnte um die Sportler kümmert und die Voraussetzungen mit bereitet, dass in Bayreuth gute Schwimmer ausgebildet werden können, so konstant bleibt er selbst dabei - und schwimmt. "Montag, Mittwoch, Freitag", sagt er und lacht. Das sind seine Schwimmtage. "So lange unser Bad offen hat, schwimme ich auch dort. Erst wenn es zumacht, gehe ich ins Kreuzsteinbad. Innen schwimme ich lieber. Da kann ich auch bei Regen gehen und das Wasser ist wärmer."

Erfolge wie am Fließband

Im Alter knüpft Künzel auch an die Erfolge seiner Jugend an. Und baut sie aus: Zwischen 1993 und 2000 sammelt er Titel und Rekorde wie am Fließband. Deutscher Meister, Europameister und zur Krönung in München im Jahr 2000 dreifacher Weltmeister über 50, 100 und 200 Meter Rücken. Bemerkenswert: Im Vergleich zu seinem ersten Meistertitel mit 14 Jahren schwimmt Künzel über 100 Meter nur sieben Sekunden langsamer. Wenn er heute ins Wasser steigt, dann nicht mehr, um Rekorde zu jagen. "400 oder 500 Meter schwimme ich immer. Rückengleichschlag und Rückenkraul. Das ist gut für die Streckung des Körpers. Fürs Wohlbefinden auch." Das Ziel an seinem 90. Geburtstag, wenn der ganze Trubel vorbei ist: "Wahrscheinlich schwimme ich sogar ein paar Bahnen am Nachmittag." In seiner Paradedisziplin - in der Rückenlage. Und wenn es am Mittwoch nicht klappt, dann am Donnerstag. Ausnahmsweise.

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