Langjähriger Stadtrat und ehemaliger zweiter Bürgermeister legt sein Mandat nieder Stadtrat: Helmut Graf tritt zurück

Von Michael Grüner
Stadtrat Helmut Graf tritt von seinem Amt zurück. Foto: Archiv Foto: red

Paukenschlag: Nach 33 Jahren im Stadtrat legt der frühere Rektor und langjährige zweite Bürgermeister Helmut Graf sein Mandat nieder. Seinen Rücktritt hat der FWGler gestern mit der Post an Bürgermeister Uwe Raab ins Rathaus geschickt.

 
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Der Inhalt des Schreibens ist kurz und bündig. „Sehr geehrter Herr Bürgermeister, ich feierte vor kurzem meinen 70. Geburtstag. Für mich ist damit eine natürliche Grenze erreicht, um exakt zur Hälfte der laufenden Wahlperiode einem Jüngeren Platz zu machen. Deshalb lege ich mein Stadtratsmandat zum 30. 4. 2017 nieder.“ Im Gespräch mit der Redaktion machte er eine Andeutung, deren Tragweite aber so noch nicht zu deuten war. „Ich hätte mich 2014 nicht überreden lassen sollen, nochmals für den Stadtrat zu kandidieren.“

Negative Erfahrung überwiegt

Gerade in jüngster Zeit überwog für ihn die negative Erfahrung, wie er sagt. Als jüngstes Beispiel nannte er die Ablehnung der Tempo 30-Zonen im Stadtrat. Da versteht er zum Beispiel nicht, warum im Jahr 2014 die Wiedereinführung eines Verkehrsausschusses im Stadtrat abgelehnt worden ist. Wenigstens als beratendes Gremium, in dem laut Graf auch unter anderen Polizei, Busunternehmen, Fahrlehrer oder zum Beispiel auch Feuerwehr und Vertreter der Müllabfuhr dabei sein sollten.

Schwer getroffen hat Graf auch, wie 2014 im Stadtrat die Wahl des zweiten Bürgermeisters gelaufen ist. Noch einen Tag vor der konstituierenden Sitzung hatte er die Zusage der Unterstützung bei dieser Wahl, auch seitens der SPD. Ganz überraschend sei es dann in der konstituierenden Sitzung zu einer Kampfabstimmung gekommen, mit dem bekannten Ergebnis. Hätte er das gewusst, dann wäre er gar nicht mehr angetreten. Graf gibt zu, dass ihn diese Niederlage lange beschäftigt hat. „Jetzt habe ich sie allmählich überwunden.“ Ein persönliches Problem aber habe er mit niemandem, sagt er.

Um Ausgleich bemüht

In all den Jahren sei er um Vermittlung und Ausgleich bemüht gewesen. Das war seine Stärke. Auch Altbürgermeister Manfred Thümmler sei ab und zu ein Hitzkopf gewesen. Wenn ein Kompromiss gefunden wurde, dann war Graf zufrieden. Er sieht aber auch in seinem 70. Geburtstag, den er vor wenigen Tagen feierte, quasi eine natürliche Grenze, die er erreicht habe. Exakt zur Hälfte der Wahlperiode, am 30. April 2017, habe er sich deshalb entschlossen, Jüngeren Platz zu machen. Graf: „Mein Nachfolger hat damit die Möglichkeit, sich in der verbleibenden Zeit bis zur Kommunalwahl 2020 in die Materie einzuarbeiten.“ Wenn gewünscht, würde er dem Nachrücker wie auch der FWG-Fraktion beratend zur Seite stehen.

Graf falle es eigenen Worten zufolge relativ leicht, Abschied von der Stadtratsarbeit zu nehmen, da ihm Motivation und Freude an der Kommunalpolitik gerade in letzter Zeit mehr und mehr abhanden gekommen seien. Graf: „Meine weiteren Ehrenämter, nämlich die des Vorsitzenden der Feuerwehr Pegnitz und als Schöffe am Landgericht Bayreuth, werde ich bis zum Ende der jeweiligen Wahlperiode beibehalten.“

Mitglied im Kreistag

Mit Helmut Graf verlässt ein politisches Schwergewicht vorzeitig die Pegnitzer Bühne. Seit 1984 Mitglied des Stadtrats und erster Umweltreferent der Kommune. Im gleichen Jahr zog Graf für die FWG auch im Bayreuther Kreistag ein. In der Ära Manfred Thümmler war Graf 18 Jahre zweiter Bürgermeister im Rathaus.

Zahlreiche Ehrungen würdigen sein Wirken. 2004 verlieh die Stadt dem früheren Rektor die Silberne Bürgermedaille und zehn Jahre später gab es diese in Gold. Im Jahr 2014 wurde der Pegnitzer Graf auch mit der Ehrenmedaille des Landkreises Bayreuth in Silber ausgezeichnet.

Legere Urlaubsart

Graf will sich künftig mehr der Familie widmen. Die Tochter wohnt in der Nähe, der Sohn mit den beiden Enkeln weiter weg. Auf lange Reisen geht er weniger. Städtereisen ja, mal eine Woche nach Südtirol oder mit dem Wohnmobil in den Norden. Diese legere Urlaubsart liegt ihm am meisten. „Ich musste Jahrzehnte lang immer mit der Krawatte herumlaufen.“ Und diese Zeit ist jetzt vorbei.

Das sagt der Fraktionsvorsitzende

Alles andere als glücklich über den Rückzug von Helmut Graf ist FWG-Fraktionssprecher Thomas Schmidt. Graf verkörpert aus seiner Sicht den „elder statesman, als solcher war er extrem wichtig für die Stadtratsarbeit“. Zum einen wegen seiner großen Erfahrung als Kommunalpolitiker und als langjähriger zweiter Bürgermeister. Zum anderen wegen seiner ruhigen, gelassenen Art, mit der er auch eine gewisse Autorität ausstrahlte, so Schmidt. Auch wenn Graf vor allem Altersgründe für seinen Schritt nennt – Schmidt erkennt durchaus auch ganz persönliche Motive: „Er wurde in den vergangenen Jahren mehrfach öffentlich vom Bürgermeister gemaßregelt, das hat ihn schwer getroffen, das hat ihm weh getan.“ Erster Nachrücker nach dem Ergebnis der Kommunalwahlen 2014 wäre Ernst Steinmüller. Dieser verzichtet jedoch auf das Mandat, weil er – wie Helmut Graf auch – jüngeren FWGlern Platz machen will. Und so wird der Nächste auf der Liste Helmut Graf beerben: der Zahnarzt Dr. Stefan Reinfelder. Für Schmidt ein richtiges Zeichen: „Wir wollen uns damit zukunftsträchtig aufstellen.“sbr

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