Es braucht schnelle Lösungen
Diesen Menschen Lösungen anzubieten, ist die vordringlichste Aufgabe. Danach müsste man ihnen vermitteln, dass das gestern vorgestellte Strukturpaket weit in die Zukunft reicht. Dass wohl ihre Kinder den Nutzen der darin enthaltenen Projekte erleben werden. Denn tatsächlich hat das Strukturpaket das Zeug zu einem Zukunftsding: ein Gründerzentrum, eine Innovationswerkstatt an der Uni, ein Masterplan zur Unternehmensnachfolge, eine Initiative für energieeffiziente Gebäudetechnik, Digitalisierung, berufliche Qualifizierung (dazu gehört auch der überfällige Neubau der Berufsschule I) sowie der Ausbau des Industrie- und Forschungsschwerpunkts Neue Materialien.
Gut 100 000 Menschen in Oberfranken sind im verarbeitenden Gewerbe tätig, viele davon in Zukunftsbranchen wie Leichtbau, Technische Textilien, Kunststofftechnik und Elektronik. Oberfranken ist eine Industrie- und Werkstoffregion. Da ist es nur sinnvoll, wenn in diese Bereiche investiert wird.
Appell an München
Die Initiatoren des Strukturpakets haben ein Signal nach München gesandt: Wir tun hier was. Und wir schauen nach Kronach (Stichwort: Loewe-Krise), Nürnberg (Quelle-Schließung) oder ganz aktuell Bad Neustadt an der Saale (Siemens-Schließung). Auch dort hat der Freistaat Hilfspakete geschnürt, wurden die Entlassenen aufgefangen. Und dann wurde aus den Trümmern Neues errichtet.
Über aller Hoffnung auf die Zukunft darf aber das aktuelle Schicksal der von der Werksschließung Betroffenen nicht aus den Augen verloren werden. Weiterqualifizierung ist nötig, der Konzern muss in die Pflicht genommen werden, seine Entscheidung in irgendeiner Weise sozial zu gestalten. Soweit das überhaupt möglich ist. Bis jetzt ist es einigermaßen ruhig geblieben im BAT-Werk. Die Mitarbeiter sind geschockt, wütend und traurig. Das ist nur allzu verständlich. Ruhig muss es nicht bleiben, die Stimmung ist explosiv, sie kann jederzeit kippen. Das müssen die BAT-Verantwortlichen auf der Rechnung haben. Dass sie rechnen können, beanspruchen sie ja für sich.
norbert.heimbeck@nordbayerischer-kurier.de