Heißes Rennen ums DHL-Paketzentrum

Von Peter Rauscher und Christina Holzinger

Das Rennen um das geplante Logistikzentrum der DHL ist in vollem Gange – von einem regelrechten Hype berichtet Post-Pressesprecher Erwin Nier. Mehrere Gemeinden aus dem Landkreis Bayreuth haben sich beworben. Und aus Bad Berneck kommt ein Vorstoß, dass mehrere Nachbargemeinden sich dafür zusammentun könnten. Eine Fläche in der geeigneten Größenordnung gäbe es für eine solche Bewerbung auch schon.

 
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Bekanntlich sucht der Paketdienst Deutsche Post DHL im Landkreis Bayreuth eine Fläche von 14 Hektar – das sind 140 000 Quadratmeter – für die Ansiedlung eines neuen Paketzentrums. Das Schreiben ging an alle 33 Gemeinden – und einige reagierten prompt. Denn es geht um bis zu 600 neue sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze und eine Investitionssumme in Höhe von mehr als 100 Millionen Euro. Vergleichbar sei die Größe mit Paketzentren in Feucht und Regensburg. Das neue Zentrum könnte das größte bayernweit werden.

Mehr Bewerber als erwartet

Die Idee eines neuen Paketzentrums findet großen Anklang: Mittlerweile hätten sich mehr Gemeinden bei der Post gemeldet als erwartet, sagte Post-Pressesprecher Erwin Nier dem Kurier. Er sprach von einer „mittleren einstelligen Zahl“ – alles Anrainer an der A 9 oder der A 70. „Als Deutsche Post DHL Group müssen wir die Errichtung eines neuen Paketzentrums im Raum Bayreuth vorantreiben – mit guter Autobahnanbindung, da wir rund 1000 Anfahrten pro Tag haben“, hatte Jörg Stegemann von der DHL in Bonn mitgeteilt. Die Namen der Bewerber nannte Nier nicht. Nur so viel: „Jeder, der 14 Hektar irgendwie zusammenkratzen konnte, hat sich beworben.“ Nach Kurier-Informationen ist auch Hollfeld unter den Bewerbern.

Gemeinsame Bewerbung?

Bewegung gibt es auch in Gemeinden, die entsprechende Flächen selber gar nicht aufzuweisen haben. In Bad Berneck forderte die Fraktion der Freien Wähler den Bürgermeister in einem Antrag dazu auf, Gespräche mit den Nachbargemeinden über eine mögliche gemeinsame Bewerbung zu führen. Ausdrücklich wird das künftige gemeinsame kreisübergreifende Mittelzentrum Bad Berneck, Himmelkron, Gefrees angesprochen. Auch weitere Gemeinden könnten einbezogen werden.

XXXLutz-Gelände im Gespräch

FW-Fraktionsvorsitzender und Zweiter Bürgermeister Alexander Popp sagte dem Kurier, diese 14 Hektar könnten auch auf dem Gebiet nur einer Gemeinde liegen. „Mehrere benachbarte Gemeinden könnten sich dann aber die Kosten für Erschließung und Investitionen teilen, Ausgleichsflächen auf anderen Gemeindeflächen schaffen und dann im Gegenzug auch Erträge teilen. Ob das einst für den Möbelriesen XXXLutz zugedachte Gelände an der Autobahn in Himmelkron geeignet sei, müsse geprüft werden, sagte Popp.

Ausgleichsflächen aus Bad Berneck

Die Bürgermeister aller drei Gemeinden reagierten positiv. Klar werde er mit seinen Kollegen Gespräche suchen, sagte der Bad Bernecker Jürgen Zinnert. „Wir haben eine solche Gewerbefläche in Bad Berneck nicht, aber vielleicht Himmelkron.“ Bad Berneck könne möglicherweise mit Ausgleichsflächen helfen, auch eine Teilung von Kosten und Ertrag wie von Popp vorgeschlagen sei denkbar.

DHL ist eine von mehreren Möglichkeiten

„Bei solchen Gesprächen bin ich sofort dabei‘“, sagte Zinnerts Himmelkroner Kollege Gerhard Schneider. In seiner Gemeinde im Landkreis Kulmbach gibt es eine Fläche, die groß genug wäre: Rund 20 Hektar Gewerbegebiet, auf dem nach früheren Plänen XXXLutz hätte ansiedeln können, sollen nördlich der B 303 erschlossen werden, ein Mischgebiet aus kleinem Handel, Industrie und Logistik. Die Erschließung des Geländes werde mehrere Millionen Euro kosten, dafür sei die Gemeinde im Gespräch mit einem privaten Partner und den Grundstücksbesitzern, sagte Schneider. Geeignet für DHL? „Das wäre eine von mehreren Möglichkeiten“, sagte Schneider. Er habe allerdings noch keine Gespräche mit der DHL darüber geführt.

Es geht um einen fairen Ausgleich

An das XXXLutz-Gelände für DHL habe auch er spontan gedacht, sagte der Gefreeser Bürgermeister Harald Schlegel. Dem Kooperationsmodell des künftigen Mittelzentrums ist auch er nicht abgeneigt. „Darüber sollte man sich Gedanken machen“, sagte er auf Anfrage. Über Zusammenarbeit bei Großprojekten hätten sich schon die 14 Gemeinden aus der Arbeitsgemeinschaft Integrierte Ländliche Entwicklung (ILE) unterhalten, aber nicht einigen können. „Bei nur drei Gemeinden wäre das sicher einfacher.“ Es gehe immer darum, einen fairen Ausgleich von Lasten und Nutzen zu schaffen. Auf die Frage, ob er selber schon eine Fläche für DHL in Gefrees im Auge hat, hielt sich Schlegel bedeckt. „Bei solchen Anfragen klappert man natürlich immer alles ab.“ Die hügelige Landschaft gebe nicht viele Möglichkeiten her.

Paketzentrum kein Selbstläufer

Selbst wenn eine entsprechende Fläche für DHL gefunden werden sollte: Ein Selbstläufer wäre die Ansiedelung des Paketzentrums damit nicht. Großer Flächenverbrauch, Landschaftsversiegelung und hohes Verkehrsaufkommen mit 1000 Fahrzeugen am Tag seien die möglichen Schattenseiten, sagte Alexander Popp. “Wenn die Probleme aber verträglich gelöst werden könnten, würde ich es befürworten.“

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