Ein Teil der Räte hatte grundlegende Zweifel. Es sei ein Ammenmärchen, dass Streaming die Wahlbeteiligung erhöhe, sagte Thomas Bauske (SPD). „Das sieht man an der Bundes- und Landtagswahl.“ Warum solle Bayreuth das nutzen, wenn selbst beim Bundestag die Zuschauerzahlen niedrig seien, sagte Maria Herbart-Herrmann (BG).
Lachanfälle und ein illegaler Filmer
Irgendwann sollte doch endlich abgestimmt werden. Zusammenfassung Stefan Specht (CSU): „Es gibt welche, wie den Kollegen Müller, der gefilmt werden möchte, wenn er jemanden findet, der ihn filmen möchte“ – und eben andere. Lachanfälle. Die OB muss zur Glocke greifen. Derweil schwenkt Christoph Rabenstein (SPD) mit dem Tablet ins Plenum. „Filmen ist nicht gestattet!“, mahnt Brigitte Merk-Erbe. Stimmen fordern umgehende Konfiszierung. „Ich gehe mal davon aus, dass Dr. Rabenstein schon gelöscht hat“, meint die OB versöhnlich. „Bis jetzt noch nicht“, gibt Rabenstein zurück.
Ulrike Lex platzt der Kragen: „Das ist kein Stadtrat, das ist ein Eierrat“. Seit drei Jahren eiere man um das Thema herum. Zweiter Anlauf namentliche Abstimmung. Weitere Wortbeiträge. Redner Harald Rehm (CSU), todernst: „Das ist doch kein Kasperltheater!“ Lachanfälle. Namentliche Abstimmung über die Filmerei. Walter Wagner (CSU), ein kräftiger Kerl, sagt Ja – „aber nur mit Schmalfilm-Kamera!“. 28 der 39 Anwesenden stimmen zu. Es waren übrigens drei Zuhörer anwesend.
Info: In Bayern bieten sechs Städte, die Live-Übertragungen an: Burglengenfeld, Ingolstadt, München, Passau, Pfaffenhofen und Regensburg. Mit unterschiedlichen Erfahrungen und Kosten, hat die Bayreuther Verwaltung herausgefunden. Die Resonanz ist übersichtlich: Im Schnitt nutzen zwischen 15 und 200 Bürger das Angebot. Das Problem in nahezu allen Städten ist die Zustimmung der Ratsmitglieder oder Mitarbeiter. Eine Lösung: Während des Redebeitrags wird der Ton ausgeschaltet und ein Bild mit der Aufschrift „Sprecher hat der Übertragung nicht zugestimmt“ auf neutralem Hintergrund eingeblendet. (irs)