Heinrich Strunz, der sportliche Chef

Von Roland Töpfer
Übernahm 1985 die Firma des schwer kranken Vaters: Lamilux-Chef Heinrich Strunz. Foto: Roland Töpfer Foto: red

Groß, schlank, sportlich. Der Sport hat Lamilux-Chef Heinrich Strunz ein Leben lang geprägt. Zwei Mal war er oberfränkischer Jugendmeister im Tennis. Im April wird Strunz 60, und noch immer spielt er Tennis in der Regionalliga. Und sein Unternehmen - das wächst und wächst.

 
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Sportler und Unternehmer – da gibt es viel Gemeinsames. Zielstrebig sein, Hartnäckigkeit, Kameradschaft, Fairness. Mit Sieg und Niederlage umgehen können, nicht hochmütig werden, nicht verzagen. Seinen Sport hat der vielbeschäftigte Unternehmer, der auch IHK-Vizepräsident ist, nie sausen lassen. „Die Zeit hab‘ ich mir immer genommen.“

Heinrich Strunz führt die Firma gemeinsam mit seiner Frau Dorothee. Er kümmert sich um Technik, Vertrieb, Finanzen, Entwicklung. Sie macht Personal, Recht, Marketing, Organisation. Lamilux (Laminieren: Verstärken von Kunststoff/Lux: Licht) produziert in Rehau Tageslichtsysteme (Lichtkuppeln, Lichtbänder, Glasdächer) und dünne Platten aus faserverstärkten Kunststoffen (Composites), mit denen z. B. Caravans, Busse oder Lkws an den Außenflächen oder auch innen beschichtet werden. Verwendet werden diese bis zu sechs Millimeter starken Platten auch für Gebäudehüllen, Sanitärräume, Kühlregale, Gefriertruhen oder Sportgeräte.

Auskömmliche Erträge

Lamilux ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Vor fünf Jahren wurden mit 550 Beschäftigten 143 Millionen Euro Umsatz gemacht. Jetzt sind es 850 Beschäftigte, die 230 Millionen Umsatz erwirtschaften. Knapp 40 Prozent des Umsatzes werden mit Tageslichtelementen gemacht, über 60 Prozent mit den Platten. Die Erträge sind mit den Umsätzen gestiegen und „auskömmlich“, sagt der gebürtige Rehauer Strunz mit oberfränkischer Bescheidenheit.

Ein Unternehmen so schnell aufwärts führen – wie macht man das? „Dem Kunden dienen“, sagt Strunz. Das sei Programm. „Das kann jeder Mitarbeiter herbeten.“ Das Geschäft profitiert davon, dass Leichtbau und Tageslicht – Architekten setzen auf Transparenz – im Trend liegen. Rund 60 Prozent gehen in den Export. Die Kundschaft ist breit gestreut. Größter Kunde ist der amerikanische Caravan-Hersteller Forest River, der Großinvestor Warren Buffett gehört und mit dem Lamilux rund zehn Millionen Euro Umsatz macht.

Zukunftsmarkt Indien

Wird Lamilux weiter so schnell wachsen? Strunz will keine Rekorde an die Wand malen. Man wolle den Weg eben weitergehen. „Unser Ziel ist es, die Kunden zu begeistern. Der Rest ergibt sich von selbst.“ Indien ist für Strunz ein wichtiger Zukunftsmarkt. „Der wird schon bearbeitet.“

1985 übernahm Heinrich Strunz die von seinem Großvater gegründete Firma von seinem Vater. Der war schwer krank. „Das war ein Notfall.“ Strunz hatte in München Jura studiert, promoviert, wollte erst mal was anderes machen, musste dann aber im heimischen Betrieb schnell einsteigen. „Das habe ich nie bereut.“ Die Firma hatte damals knapp 100 Beschäftigte, machte 6,5 Millionen Euro Umsatz, konzentrierte sich auf das Holzbauwerk mit Sägewerk, Schreinerei, Zimmerei, Sargbau. Der Abschied vom Holz kam in vielen Schritten, bis Lamilux schließlich voll auf Kunststoff setzte.

Raum für das andere Leben

Klar, dass Strunz einen dicht beschriebenen Terminkalender hat. Bleibt genug Zeit für das andere Leben, das nichts mit Firma oder IHK zu tun hat? „Da bleibt schon Raum“ Strunz mag Musik, geht gerne in die Oper. Wagner? Ja, aber auch Mozart.  Er liest gerne, reist viel, war zuletzt privat immer mal wieder in Portugal, fährt Ski. „Ich habe ein vielfältiges und buntes Leben“, sagt er. „Es ist eine Gnade, wie ich leben kann.“

Jetzt wird er bald 60. Zu früh, um schon ans Aufhören zu denken. „Mit Mitte 60 muss die Firma so stehen, dass es auch ohne mich läuft.“ Die Voraussetzungen sind gegeben. Aus dem Kreis der drei Kinder (24, 28 und 30 Jahre alt) – zwei haben BWL studiert, eine studiert noch Medizin – gibt es Interesse an der Firma. Die Kinder sind neben dem Ehepaar Strunz Mitgesellschafter im Unternehmen.

Eine Firma, das sei ja letztlich immer der Saldo aus guten Sachen und Misserfolgen, sagt Strunz. Zu den guten Sachen zählt, dass die Nachfolge im Unternehmen auf einem guten Weg ist. Auch das ist für Strunz ein Grund, „sehr, sehr dankbar zu sein“.