In Cottenbach plant ein Ehepaar ein großes Haus für sich und seine Kinder – Dem Gemeinderat gefällt der geplante Baustil nicht Heinersreuther Räte wollen Häuslebauer stoppen

Von Heike Hampl
Aus vier einzelnen Grundstücken haben die Bauherren ein großes gebildet (im Vordergrund). Der kantige Bau rechts im Bild entspricht ziemlich genau dem Stil, den die Geschäftsleute auch umsetzen wollen. Sie planen aber auch mit Holz an der Fassade, „damit es eben doch ländlich wirkt“, sagen sie. ⋌Foto: Harbach Foto: red

Ein Ehepaar will in Cottenbach bei Heinersreuth ein Haus bauen. Für sich und seine beiden Kinder. Dass sie mit ihren Plänen den gesamten Gemeinderat in Aufruhr versetzen würden, damit hatten die Bauherren allerdings nicht gerechnet. Jetzt prüft das Landratsamt, ob sie ihr Traumhaus bauen dürfen.

 
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Das Baugebiet: Es liegt im Westen von Cottenbach, gegenüber dem Bolzplatz. Einige Häuser befinden sich gerade im Bau, manche sind fertig. Der Gemeinderat will mit dem Baugebiet vor allem Familien in das Dorf locken. Der ländliche Charakter des Ortes soll trotzdem erhalten bleiben.

Der Bebauungsplan: Die Gemeinde hat einen Bebauungsplan aufgestellt, in dem sie gewisse Dinge vorschreibt. Die Dachform zum Beispiel: Walm- oder Satteldächer sind erlaubt. Ein Walmdach hat auf allen vier Seiten Schrägen. Ein Satteldach hat zwei. Für die Grundstücke an der Straße gelten strengere Regeln als für die im hinteren Bereich des Baugebietes. So sollte das Baugebiet von der Straße aus besonders ländlich wirken. „Baugrenzen legt der Gemeinderat fest“, sagt Michael Einhellig vom Bauamt des Landratsamtes. Im Fall Cottenbach hat der Heinersreuther Gemeinderat die Grenze einmal rund um das Baugebiet gezogen. Nicht aber um jeden Baugrund einzeln. Deswegen kann über Grundstücksgrenzen hinaus gebaut werden.

Die Bauherren: Ein Ehepaar will ein großes Haus bauen. Die beiden Geschäftsleute aus Bayreuth haben vier zusammenhängende Grundstücke gekauft. Zwei davon liegen an der Straße. Zwei im hinteren Bereich des Baugebietes. Die vorderen Grundstücke, für die strengere Regeln gelten würden, wollen die beiden zum Garten machen. Bauen wollen sie auf den hinteren beiden. „Das haben sie intelligent gelöst“, sagt Gemeinderat Christian Bock (FWG). Vergangene Woche trafen sich die Mitglieder der Freien Wähler, bei der Versammlung war auch dieses Bauvorhaben Thema. Die Bauherren sind verdutzt über den Widerstand aus dem Gemeinderat. „Das man sich hier so gegen uns als Neubürger stemmt, macht mich traurig“, sagt die Geschäftsfrau.

Das Haus: Das Haus soll zwei Stockwerke haben und keinen Keller. Die Fläche des Erdgeschosses soll 250 Quadratmeter betragen. „Weil wir keinen Keller planen, brauchen wir dort auch einen Technikraum und Platz zum Abstellen“, sagt der Bauherr. Zwölf Prozent der Gesamtfläche werden bebaut, „so wenig hat kein anderes Objekt in der Siedlung“, sagt der Bauherr. Einen Garagenstellplatz und den Balkon hat das Ehepaar bereits gestrichen. Der Baustil ist kubistisch, modern. Ein ähnliches Haus steht bereits im Baugebiet Cottenbach West – direkt dahinter, vom gleichen Architekten geplant, aber kleiner. Bereits dieses Haus hatte nicht die Gemeinde, sondern das Landratsamt an deren Stelle genehmigt.

Das Landratsamt: Architekt und Bauherren haben einen Bauantrag abgegeben, in der Annahme, dass sie alle Vorschriften des Bebauungsplans einhalten. Diesen Plan könnte der Gemeinderat nun so wie er ist bewilligen. Weil die Räte aber ohnehin gegen den Bau des Hauses sind, haben sie das Landratsamt damit beauftragt, ausführlich zu prüfen, ob das geplante Haus gegen Vorgaben verstößt. Natürlich in der Hoffnung, dass der Bau unzulässig ist. „Wir können uns zu diesem Fall nicht äußern, weil wir noch mitten in der Prüfung stecken“, sagt Michael Einhellig vom Landratsamt. Falls das Bauamt feststellt, dass das geplante Haus in den Bebauungsplan passt, dann haben die Bauherren das Recht, zu bauen.

Der Gemeinderat: „Das Haus ist brutal“, sagte Ewald Berneth vergangene Woche bei einer Versammlung der Freien Wähler. „Das Haus erschlägt alle anderen. Wir können nicht hinter diesem Vorhaben stehen“, sagt Reiner Böhner, Fraktionsvorsitzender der SPD. „Es ist riesig, viereckig und unkreativ“, sagt Werner Kauper, CSU-Sprecher. Nur Christian Bock von den Freien Wählern machte vergangene Woche Einschränkungen: „Wir leben nicht mehr im Sandstein-Alter. Solche Bauten sind Mode. Es gibt Möglichkeiten, sie ortsverträglich umzusetzen.“ Er setzt auf das Gespräch mit den Bauherren.