Gemeinderat, Verwaltung und Bürger könnten enger zusammenrücken Heinersreuther machen Politik

Von Heike Hampl
Manfred Miosga, Professor an der Uni Bayreuth, ist Experte für Regionalentwicklung. Er plädiert für „Kreativität nicht erst um fünf vor zwölf“.⋌ Foto: Harbach Foto: red

Bürgerdialog. So lautet das Lieblingswort von Manfred Miosga. Klingt abstrakt. Könnte in Heinersreuth aber schon bald Realität sein. Bürger als Experten, als Ideengeber. Der Gemeinderat als einer von ihnen und nicht mehr als "die da oben". Das könnte die Politik der Gemeinde wirklich verändert - wenn der Gemeinderat das will.

 
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Die Heinersreuther Bürger sollen die Zukunft der Gemeinde gestalten. Gemeinsam mit der Verwaltung und dem Gemeinderat. Bürgermeisterin Simone Kirschner meint das ernst. Deswegen hat sie Manfred Miosga nach Altenplos eingeladen. Der Professor der Universität Bayreuth ist Experte für Regionalentwicklung. Am Mittwochabend hat er vor einem vollen Saal im Gasthaus Moreth referiert. Seine Botschaft: Bürger müssen mitmischen. Damit das funktioniert, muss der Gemeinderat aber hinter dem Konzept zur Gemeindeentwicklung stehen – auch, wenn das Geld kostet.

Stärken, Schwächen, Zukunft

Wo steht die Gemeinde? Welche Stärken und Schwächen hat sie? Wo soll sie in 15 Jahren stehen? Und wie kommt Heinersreuth an dieses Ziel? Das sind Fragen, mit denen sich normalerweise der Gemeinderat beschäftigt. Er entscheidet manchmal über die Köpfe der Bürger, nicht nur in Heinersreuth. Bürgerinitiativen, die gegen Pläne der Räte vorgehen, beweisen überall, dass das immer wieder zu Unstimmigkeiten führt. „Sie beschließen etwas, dann machen Sie es öffentlich und müssen Ihre Entscheidung verteidigen“, fasste Miosga diesen Prozess zusammen. Er sagt, das könne sich ändern. Dass Bürger den Gemeinderat oft als „die da oben“ betrachten, müsse nicht so bleiben, sagt Miosga.

Einbinden in Entscheidungen

Sein Konzept setzt auf die Einbindung der Bürger in alle Entscheidungen, die die Zukunft der Gemeinde betreffen. Von Anfang an. Diesen Bürgerdialog könnte auch der Gemeinderat in Heinersreuth ankurbeln. Miosga hat bereits in anderen Kommunen Erfahrungen mit seinem Konzept gesammelt. Am Mittwochabend stellte er seine Arbeit aus Buch am Erlbach vor. Die niederbayerische Gemeinde nahe Landshut sei mit Heinersreuth vergleichbar.

Kostenloses Expertenwissen

Hier hat er einen Bürgerdialog mit aufgebaut. Konkret sieht das so aus: Zu verschiedenen Themenbereichen, wie Jugend, Senioren, Verkehr oder Nahversorgung haben sich Expertenrunden gegründet. Diese bestehen unter anderem aus Bürgern, die ehrenamtlich oder beruflich ein Fachwissen auf dem Gebiet haben. Innerhalb dieser Runden werden Ideen entwickelt, deren Umsetzung grob geplant. „Das ist richtig harte Arbeit“, sagt Miosga.

Die Gruppen treffen sich regelmäßig stundenlang in einem Saal und tauschen sich aus. Der Gemeinderat, der freilich auch daran beteiligt sein kann, stimmt dann letzten Endes nur noch über die Finanzierung der Projekte ab. Es sei laut Miosga oft möglich, Geld vom Freistaat zu bekommen.

Konkrete Ergebnisse

In Buch am Erlbach hat der Bürgerdialog zum Beispiel eine freie Fläche für einen Einkaufsmarkt im Ortskern geschaffen, eine Azubi-Börse gegründet und eine Wohnungsbörse. Die hilft dabei, einsame Senioren aus großen Häusern in kleine Wohnungen im Ortskern zu vermitteln und so Wohnraum für Familien zu schaffen.

Bei der anschließenden Diskussionsrunde mischten sich Skepsis und Optimismus. „Ich weiß noch nicht so recht, wie wir die Bürger motivieren sollte“, wandte etwa SPD-Gemeinderat Norbert Eichler ein, der die Idee insgesamt aber begrüße.

In einer seiner nächsten Sitzungen wird der Gemeinderat darüber sprechen, ob er diesen Weg gehen will.