Heinersreuth will seine Entwicklung planen – Skepsis im Gemeinderat: Hat die Kommune genug Geld für teure Projekte? Heinersreuth entscheidet über die Zukunft

Von Heike Hampl

Die Gemeinde Heinersreuth soll sich weiterentwickeln. Deswegen will die Verwaltung ein Konzept für die Zukunft erarbeiten. Das kostet Geld. Am heutigen Freitagabend um 18 Uhr beschließt der Gemeinderat, ob er das will oder nicht. Im Gremium gibt es auch Kritiker. Der Hummeltaler Bürgermeister empfiehlt den Heinersreuther Gemeindräten, mit „Ja“ zu stimmen.

 
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Die Lage ist gut. Heinersreuth befindet sich mit seinen knapp 3800 Einwohnern nah an der Stadt Bayreuth. „Doch es gibt Herausforderungen, die es erforderlich machen, über unsere Zukunft nachzudenken“, sagt Bürgermeisterin Simone Kirschner (CSU). Damit meint sie: schrumpfende Bevölkerungszahlen, älter werdende Bürger. Kurz: den demografischen Wandel. Damit die Gemeinde für die Zukunft gerüstet ist, soll die Verwaltung ein Konzept zur Entwicklung der Gemeinde erstellen. Das kostet rund 50 000 Euro, die Hälfte davon könnte gefördert werden. 25 000 Euro blieben also an der Gemeinde hängen. Die Bürger sollen am Konzept beteiligt werden, doch auch Fachwissen von außen soll einfließen. Das Konzept soll drängende Fragen beantworten. Konkret heißt das an Beispielen:

> Wohnen: Wie kann sich die Siedlungsstruktur der Gemeinde verbessern? Wie soll sich die Wohnbebauung entwickeln? Wie sieht die Zukunft der Ortskerne in Heinersreuth und Altenplos aus? Wie lässt dich die Nahversorgung verbessern?

> Freizeit und Naherholung: Wie steht es um das Übernachtungsangebot in der Gemeinde? Welche Freizeitangebote hat Heinersreuth überhaupt? Welches Potenzial in der Naherholung gibt es?

> Städtebau: Wie lassen sich die Ortsmitten gestalten, wie der öffentliche Raum, wie private Objekte? Was lässt sich an Ortsdurchfahrten und Straßen verbessern? Ist mehr Lärmschutz in den Orten möglich?

In Hummeltal arbeitet der Gemeinderat bereits seit 25 Jahren mit einem solchen Konzept. „Darauf fußt die gesamte Gemeindepolitik“, sagt Bürgermeister Patrick Meyer (CSU). Regelmäßig überarbeitet die Gemeinde das Konzept gemeinsam mit Prof. Manfred Miosga vom Lehrstuhl für Regionalentwicklung an der Uni Bayreuth. Miosga und seine Studenten befragen Bürger, Gewerbetreibende, Gemeinderäte und Kirchenvertreter, um die Bedürfnisse der Gemeinde abzufragen. Bei Klausurtagungen setzt sich der Gemeinderat mit den Analysen und den daraus folgenden Handlungsempfehlungen auseinander.

„Wir fragen uns nicht nur: Was tun wir? Sondern auch: Wann tun wir es? Wir haben ja keine unbegrenzten Ressourcen“, sagt Meyer. Er befürwortet solche Konzepte: „Ich könnte Heinersreuth dazu nur gratulieren“, sagt er. Aber er sagt auch: „Der Gemeinderat darf das Konzept nicht wie eine Monstranz vor sich hertragen. Er muss flexibel bleiben.“ Verzichten möchte er in Hummeltal nicht auf das Konzept, ginge es nach Meyer, würden Kommunen zu solchen Entwürfen verpflichtet werden. Das Seniorenheim Senivita in Hummeltal ist nur ein Beispiel für Ideen, die aus dem Konzept entstanden sind. Der ehemalige Bürgermeister und heutige SPD-Gemeinderat Hans Dötsch ist skeptisch. „Wir haben eine gute Infrastruktur, die wir in Schuss halten müssen. Das wird uns in den kommenden Jahren auf Trab halten.“ Dass dann noch Geld für größere Projekte übrig bleibt, könne er sich nicht vorstellen, sagt Dötsch. Er erinnert an die bevorstehende Sanierung der B 85 und der Straße nach Unterkonnersreuth. Bad Bernecks Bürgermeister Jürgen Zinnert versteht diese Bedenken: „Das beste Konzept nützt nichts ohne Geld.“ Seine Stadt hat seit diesem Jahr ein Entwicklungskonzept und versucht gerade, die ersten Vorschläge daraus zu realisieren. „Es ist ein erster Schritt. Aber wir sind auf höchstmögliche Fördersätze angewiesen“, sagt Zinnert. In den vergangenen sechs Jahren hat die verschuldete Stadt zwölf Millionen Euro in das Kanalsystem investiert. „Das bindet die Hände.“

Dötsch sperrt sich trotzdem nicht gegen die Idee. „Natürlich werden wir am Freitagabend diskutieren. Und wenn mir das Konzept plausibel erscheint, werde ich zustimmen.“