Einwände und Bedenken
Es waren vor allem vier Punkte, die unter anderem vom Hofer Landrat Oliver Bär, von Roland Schöffel, stellvertretender Landrat des Landkreises Wunsiedel, und dem Wunsiedler Bürgermeister Karl-Willi Beck angesprochen wurden: Der angesichts der immens breit angelegten Trassenkorridore massive Eingriff in die kommunale Planungshoheit, die fehlende Bündelung von Versorgungsleitungen entlang der Autobahnen, die angenommene „Geradlinigkeit“ und die Beachtung der technischen Entwicklung. Nicht nur diese drei Kommunalpolitiker, jeder, der sich zu Wort meldete, erhielt Beifall für seinen Beitrag.
Den größten heimste jedoch Beck ein , als er die Höchstspannungs-Gleichstrom-Übertragung als Irrweg bezeichnete und darauf hinwies, dass der Betreiber für seine Investition mit einer Rendite von acht Prozent rechne. Andreas Herath, Tennet-Projektleiter Netzausbauvorhaben, wies das zurück, sagte, es sei nur eine Rendite von etwas mehr als sechs Prozent.
Tennet-Vertreter antworten auf kritische Anmerkungen
Die breiten Trassenkorridore werden im Planfeststellungsverfahren entscheidend schmäler. Für den Ausbau selbst brauche man bis zu 40 Meter Platz in der Breite. In zwei Gräben, bis zu zwei Meter tief und etwa fünf bis acht Meter auseinander, werden dann jeweils zwei Erdkabel mit einer Spannung von 320 Kilovolt verlegt. Im Endausbau gibt es eine bewuchsfreie Schneise von 15 Metern Breite. Bewuchsfrei heißt dabei laut Herath, dass keine tief wurzelnden Bäume darauf stehen sollen. Getreide sei kein Problem.
Die Bündelung soll vor allem im Bereich der Gemeinde Gattendorf noch einmal überprüft werden. Grundsätzlich sei aber neben Autobahnen nicht mehr viel Platz, weil bereits andere Leitungen für Strom, Telefon oder Wasserkanäle dort vergraben seien. In der Regel sei der Streifen, der im Besitz des Bundes sei, sehr schmal, auch hier würde dann bald Privatbesitz folgen. Die „Geradlinigkeit“ sei ein „Optimierungsgebot“, um Eingriffe in die Natur und Kosten zu minimieren. Laut Herath wird man bei Tennet die technische Entwicklung im Auge behalten.
Unter anderem auch, weil neue leistungsstärkere Kabel den Ausbau einfacher machten. Für in der Entwicklung befindliche 525-Kilovolt-Kabel genüge ein Graben.
Der Zeitplan und die Kosten
- Ende 2018 will die Bundesnetzagentur die Bundesfachplanung abschließen und danach das Planfeststellungsverfahren eröffnen.
- 2021 soll der Planfeststellungsbeschluss vorliegen. Gegen diesen Beschluss können Bürger, Kommunen, Verbände oder Vereine klagen.
- Ende 2021 soll der Bau beginnen.
- 2025 soll der in der Erde verlegte Südostlink in Betrieb gehen.
- Die genauen Kosten für den Netzausbau sind aktuell schwierig zu prognostizieren. Auf Basis der Angaben der Netzbetreiber betragen sie insgesamt 18 Milliarden Euro an Land zuzüglich weiterer 15 Milliarden für den Offshore-Netzausbau. Allein der Südostlink kostet etwa vier bis fünf Milliarden Euro.
- Die Kosten zahlt der Verbraucher über die Netzentgelte.
- Der Netzneubau wird sich auf lange Sicht laut Bundesnetzagentur mit Blick auf die Netzentgelte positiv auswirken: Zurzeit kosten die systemstabilisierenden Eingriffe in das Stromnetz eine Milliarde Euro pro Jahr, 2022 sollen diese Kosten auf vier Milliarden Euro ansteigen.