Prognose: Wohin geht die Reise? Optimistisch hat man das Ziel Playoffs ausgegeben, an Fragezeichen mangelt es jedoch nicht. Erneut ist der Kader doch recht schmal, und alle Leistungsträger müssen die Erwartungen erfüllen.
In Rosenheim gab es in den letzten beiden Jahren einen gewaltigen Umbruch, den nur vier Spieler überstanden haben. Die große Konstante im Verein ist Trainer Franz Steer, der in seine neunte Saison geht und auch als Sportlicher Leiter fungiert. Dabei steht er jedes Jahr vor der gleichen Aufgabe: Es gilt, mit schmalem Budget ein Team aus jungen Talenten und wenigen erfahrenen Spielern zu formen.
In der letzten Saison wurde eine ordentliche Portion Mut belohnt: Im Tor ging man mit den beiden Eigengewächsen Timo Herden (21) und Lukas Steinhauer (23) in die Saison. Beide behaupteten sich in der DEL2 und haben sich so das Vertrauen für die kommenden Aufgaben verdient. Bei Bedarf steht mit Jonas Steinmann ein weiteres Talent bereit, das vor allem in der Nachwuchsliga DNL spielen wird.
Bei der Kaderplanung stand im Vordergrund, die hohe Zahl an Gegentoren abzubauen. Mit Beppo Frank, Max Renner und Tobias Thalhammer haben drei Verteidiger den Verein verlassen. Dem gegenüber stehen mit Stefan Kronthaler und Kontingentspieler Cameron Burt zwei Neuzugänge als Unterstützung der verbliebenen Peter Lindlbauer, Christoph Gottwald und Michael Rohner.
Wie so oft konnten die Rosenheimer die Leistungsträger in der Offensive nicht halten, so dass knapp 100 Tore der vergangenen Saison ersetzt werden müssen. Mit Joseph Lewis (Heilbronn), Tyler Scofield (Thurgau) und Greg Gibson (College/USA) hat man sich in verschiedenen Märkten bedient. Dazu kehren Christian Neuert und Simon Fischhaber nach langer Verletzung zurück in den Kader, in dem Tyler McNeely als Konstante und Publikumsliebling weiter fleißig punkten muss.
Prognose: Ein Umbruch dieser Dimension würde an vielen Standorten für Zweifel sorgen, doch in Rosenheim gibt es ein Urvertrauen in die Arbeit von Trainer Steer. Positive Entwicklungen bei den Sponsoren und die herausragende Nachwuchsarbeit sind eine gute Basis, doch hat die Konkurrenz teilweise mächtig aufgerüstet, sodass der Einzug in die Playoffs nur bei optimalem Saisonverlauf möglich sein wird.
ESV Kaufbeuren: Torwart mit Siebenjahresvertrag
Zwischen Abschied und Aufbruchsstimmung – so ist die Situation beim ESV Kaufbeuren wohl zu beschreiben. Es geht in die letzte Saison in der maroden Sparkassen-Arena, bevor man zur Saison 2017/2018 in ein neues Stadion umziehen wird. Diesen Schritt möchte der Verein natürlich mit sportlichem Rückenwind gehen.
Eine besondere Konstellation herrscht auf der Goalie-Position: Stefan Vajs wurde 2013 mit einem Vertrag über sieben (!) Jahre ausgestattet und ist die unumstrittene Nummer eins. Auch sein Ersatz Marc-Michael Henne blieb dem Verein erhalten, nachdem er sich bei seinen gelegentlichen Einsätzen beweisen konnte.
Einzig Matthias Bergmann und Jannik Woidtke spielten bereits in der letzten Saison in der nun runderneuerten Abwehr. Dazu gesellen sich mit Daniel Haase und Florian Ketterer junge Perspektivspieler sowie der zuletzt in Landshut aktive Ondrej Pozivil. Ein Transfercoup gelang mit der Verpflichtung des Eigengewächses Sebastian Osterloh, der seit mehr als zehn Jahren in der DEL aktiv war. Er soll die Leit- und Identifikationsfigur des Teams werden, sowohl nach innen als auch für die Fans.
Nur fünf Stürmer des letztjährigen Kaders überstanden den Schnitt nach Saisonende. Es finden sich also viele Neuzugänge und alle Kontingentspieler in der Offensive. Hier setzt man hauptsächlich auf Spieler aus Nordeuropa: Der Schwede Simon Olsson sowie die Finnen Joona Karevaara und Jere Laaskonen sollen gemeinsam mit dem Kanadier Branden Gracel für die dringend nötigen Tore sorgen, um vielleicht wirklich um den zehnten Platz mitspielen zu können. Veteran Michael Fröhlich trainiert nach einer schweren Verletzung beschwerdefrei und soll zu alter Form finden und die jungen Spieler führen.
Prognose: Nach Jahren des Zitterns möchte der ESV endlich wieder die Pre-Playoffs erreichen. Drei Faktoren werden dabei entscheidend sein: Bleibt Torwart Vajs fit, funktionieren die Kontingentspieler, kann Kooperationspartner Ingolstadt helfen mit Torwart Eisenhut und Verteidiger Schütz?
Lausitzer Füchse: Neue Kooperation mit Eisbären Berlin
Drei Trainer, mehrfach wechselnde Kontingentspieler, ein scheidender Manager – von einer ruhigen Saison war in Weißwasser ganz sicher nicht die Rede. Mit der neu ins Leben gerufenen Kooperation mit den Eisbären Berlin will man sich sportlich stabilisieren und eine weniger dramatische Saison erleben, auch wenn das Ziel nur Klassenerhalt heißen kann.
Im Tor setzen die Lausitzer ausschließlich auf deutsche Keeper, die zudem alle noch sehr jung sind. Jimmy Hertel ist mit 24 Jahren der Älteste, sein Backup Konstantin Kessler (20) hat noch kein einziges Zweitligaspiel absolviert. Darüber hinaus sollen Marvin Cüpper (22) und Maximilian Franzreb (19) per Förderlizenz zum Einsatz kommen.
Mit der Verpflichtung des amerikanischen Verteidigers Nick Bruneteau ist den Verantwortlichen ein Coup gelungen. Einen Spieler seiner Klasse würde man eher bei einem Spitzenteam erwarten, und so dürften die Füchse für ihn auch nur eine Durchgangsstation sein. Dazu kann der Klub auf weitere erfahrene Akteure zurückgreifen, die gemeinsam mit jungen Talenten ein Bollwerk bilden sollen. Die Abwehr könnte sich als der entscheidende Faktor für den Klassenerhalt erweisen.
Unklarer scheint die Situation im Angriff. Üblicherweise lastet die Hauptverantwortung auf den Importspielern Jeff Hayes und Jakub Svoboda, die allerdings noch schwer einzuschätzen sind. So lastet auch eine nicht unbedingt kleine Erwartungshaltung auf Dennis Palka, der nach einer Saison in Bietigheim zurück im Fuchsbau ist. Selbst wenn es gelingt, defensiv gut zu stehen, braucht es im Angriff wohl zumindest einen Spieler, der sich zum Torjäger entwickelt.
Prognose: Wird der Mut belohnt? Ein extrem junger Kader – nur drei Spieler sind Ü 30 – und vor allem sehr junge Torhüter stellen ein gewisses Risiko dar. Die Unterstützung aus Berlin kann ein Faustpfand sein, hat aber auch eine gewisse Abhängigkeit zur Folge. Dazu scheint die Offensive insgesamt nicht optimal zusammengestellt zu sein. Auf den neuen finnischen Trainer Hannu Järvenpää (ehemaliger NHL-Profi in Winnipeg und Olympiateilnehmer 1992) kommt jede Menge Arbeit zu.
EHC Freiburg: Mit Geschlossenheit zum Ligaerhalt
Der Vorjahresaufsteiger kann vielleicht ein wenig die Blaupause für den EHC Bayreuth sein: Mit vielen Spielern des Aufstiegskaders ging er in die 2. Liga und wurde mit dem Klassenerhalt belohnt. Dabei waren es nicht die großen Namen, die den Erfolg brachten, sondern die mannschaftliche Geschlossenheit.
Mit dem Tschechen Lukas Mensator hat Freiburg die so wichtige Torhüterposition zumindest auf dem Papier sehr stark besetzt. Der Ex-Nationalspieler wagt mit 31 Jahren erstmals den Schritt hinaus aus seinem Heimatland und will sich unbedingt beweisen. Backup Marco Wölfl konnte erst gegen Saisonende überzeugen und verdiente sich so einen neuen Vertrag.
Marton Vas – Kapitän der ungarischen Nationalmannschaft bei der letzten WM – soll der zentrale Punkt der Freiburger Defensive sein und dazu das Offensivspiel ankurbeln. Verlassen kann man sich in der Abwehr auf die Eigengewächse Alex Brückmann, Lutz Kästle und Philip Rießle, die mit starken Leistungen einen großen Anteil am Klassenerhalt hatten. Der Deutsch-Tscheche Milos Vavrusa wird sich steigern müssen, kann aber eine ebenso wichtige Rolle spielen.
Auch in der Offensive findet sich ein Mix aus Eigengewächsen und Spielern der osteuropäischen Schule. Mit David Vrbata hat zwar ein wichtiger Angreifer den Verein verlassen, doch mit Niko Linsenmaier konnte der vereinsinterne Topscorer gehalten werden. Neben Petr Haluza soll dessen tschechischer Landsmann und Neuzugang Radek Duda zur Leitfigur in der Offensive werden. Die Erfahrung des 37-Jährigen aus mehr als 600 Spielen in der Extraliga sollte dabei hilfreich sein. Mit Enrico Saccomani und Julian Airich sind zwei Eigengewächse zurück im Breisgau, die nach dem Aufstieg gehen mussten und sich nun umso mehr beweisen möchten.
Prognose: Führen die „Freiburger Tugenden“ noch einmal zum Erfolg? Mit dem nach Schätzungen kleinsten Etat der Liga kann und wird das Ziel nur Klassenerhalt heißen. Dazu muss die Kombination aus heimischen Spielern und erfahrenen Akteuren aus Tschechien unter Trainer Leos Sulak funktionieren.
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