Nach Gerichtsurteil Hass-Mails und böse Worte

 Foto: red

Die Beschneidungsdebatte ist an den jüdischen Gemeinden der Region nicht spurlos vorbeigegangen.

 
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Ob er sich noch willkommen fühlt? „Ich bin hier geboren.“ Eine richtige Antwort auf die Frage ist das nicht. Aber was soll er sagen? Felix Gothart (56), Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde in Bayreuth, nimmt das Wort „Antisemitismus“ nicht gern in den Mund. Er spricht von „alltäglichen kleinen Anfeindungen“. Und das nicht erst seit der Beschneidungsdebatte.

Fast drei Monate sind vergangen, seit ein Kölner Richter sein Urteil fällte: Und eine Jahrtausende alte Tradition, die Beschneidung, war von heute auf morgen Körperverletzung. Seitdem „passt etwas nicht mehr“, sagt Gothart (56). Tendenzen seien das, aber wie um es zu unterstreichen wiederholt er. „Da passt was nicht.“

Zigtausende Besucher

Der größte Teil der Bevölkerung „geht mit“, das zeigen die Zigtausende an Besuchern jährlich in der Synagoge. Aber da gebe es „ein paar dumme Leute“, die nichts aus der Geschichte gelernt hätten. Und die paar dummen Leute kämen „leider aus der Mitte der Gesellschaft“. Antisemiten? Nein, das sei schwer zu verallgemeinern.

Man könne nicht in Kategorien wie schwarz-weiß oder gut-böse denken. Aber ein „latenter Antisemitismus“ – da war das Wort – ein „latenter Antisemitismus“ sei einfach in den Leuten. Und dann sagt Gothart: „Ja, es gibt sicherlich Probleme.“ Die habe es schon immer gegeben. Kleine alltägliche Anfeindungen. Viele Leute, die „feindlich gesonnen“ seien. Die Stimmung in der Gemeinde? Gothart überlegt. „Die ist gut.“ Angst habe niemand. „Man ist sich der Situation bewusst.“

Anzeige gegen Rabbi

So zurückhaltend wie Gothart ist sein Rabbi nicht. „Ein großer Teil der Deutschen sind Antisemiten – leider“, donnert David Goldberg (64), der Rabbi aus Hof, der auch die Bayreuther Gemeinde betreut. Wenn etwas hochkomme, wie die Beschneidung, würden diese Antisemiten „wach“. Und sie zeigen ihre antisemitischen Meinungen.

Goldberg selbst ist vor fünf Wochen von drei Medizinern angezeigt worden, weil er seit Jahren jüdische Kinder beschneidet. Mehr als 4000 Beschneidungen will er schon vorgenommen haben. Noch hat man ihn nicht vernommen, um herauszufinden, ob er sich der Körperverletzung schuldig gemacht hat. Das bestätigt der Hofer Oberstaatsanwalt Eberhard Siller.


Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Dienstagsausgabe (25. September) des Nordbayerischen Kuriers.

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