Das Bayreuther Landgericht hält die detaillierten Pläne einer albanischen Gangsterbande für einen bewaffneten Raubüberfall auf das Joker-Casino in Himmelkron für erwiesen. Zwei der kurz vor dem Überfall festgenommene Gangster schicken die Richter für jeweils vier Jahre hinter Gitter. Ein ebenfalls angeklagtes Liebespaar aus Bayreuth erlebt sein zweites Happy-End in dem Prozess.
Das erste Happy-End hatten Alber und Silvia D. Ende Januar erlebt: Da heiratete Silvia ihren Alber im Knast. Nun verlassen beide das Landgericht auf freiem Fuß, aber nicht gänzlich unschuldig: das Landgericht bestrafte das Ehepaar, weil beide für eine organisierte kriminelle Bande im Sommer 2016 eine scharfe Waffe und einen Elektroschocker aufbewahrt hatten. Alber D. bekommt dafür ein Jahr und drei Monate Freiheitsstrafe, die durch die abgesessene Untersuchungshaft zum großen Teil verbüßt sind. Silvia D. bekommt acht Monate auf Bewährung. Dass das Paar an der Planung des Casino-Überfalls in Himmelkron am 29. Juni 2016 beteiligt war, hält das Gericht nicht für erwiesen und spricht beide von diesem Vorwurf frei.
So fiel das Bayreuther Pärchen unter die Räuber: Der 37-jährige Alber D., ein gebürtiger Albaner, hatte als Dolmetscher in Asylbewerberheimen gearbeitet. Dabei lernte er einen Mann kennen, der zu der albanischen Einbrecherbande gehörte. Dieser Mann kannte das Joker-Casino in Himmelkron, weil er als Asylbewerber selbst dort gespielt hatte. Die Einbrecher traten Mitte Juni an Alber D. heran. Alber D. und seine damalige Freundin Silvia hatten ebenfalls Bezug zu dem Casino. Silvia D. arbeitete dort als Angestellte, ihr Freund jobbte nebenbei als Gärtner in den Außenanlagen der Casinos - es gibt mehrere Joker-Spielhallen in Oberfranken.
Mitte Juni waren Kriminalbeamte des Bandenkommissariats der Kripo in Hannover bereits an der mehrköpfigen Albanerbande dran: Die Gangster verübten Einbrüche, mieteten konspirativ Autos und unterhielten sich am Telefon über einen Coup, der am 16. Juni ablaufen sollte. Die Gangster fuhren aus Niedersachsen nach Oberfranken, begaben sich in das Casino nach Himmelkron und stellten vor Ort fest: Die Kassierung war bereits erfolgt. Der Überfall wurde verschoben auf den nächsten Kassierungszeitpunkt Ende des Monats, am 29. Juni morgens.
Am 16. Juni überredeten die Gangster Alber und Silvia D., eine scharfe Waffe und einen Elektroschocker in ihrer Wohnung zu verstecken. Einer der Gangster hatte Verbindungen zu Landsleuten in Belgien. Als er sich dort aufhielt, wurde er in Abschiebehaft genommen. Für ihn heuerte die Gruppe einen "Ersatzmann" an, der zusammen mit einem weiteren Bandenmitglied am 28. Juni nach Franken fuhr. Im Auto hatten die beiden ein zweite scharfe Waffe, die bei einer Zollkontrolle im Raum Frankfurt unentdeckt blieb. Gleichzeitig reisten vier Gangster aus Niedersachsen an, einer bezog Stellung in einer Rückzugswohnung in Fürth. Fünf Bandenmitglieder und das Bayreuther Pärchen trafen sich am 28. Juni abends in der Eisbar in der Bayreuther Bahnhofstraße. Das Spezialeinsatzkommando nahm alle fest. Die zwei aus Belgien angereisten Männer und das Bayreuther Pärchen wurden in Bayreuth angeklagt, den anderen wird demnächst in Hannover der Prozess gemacht.
Der Strafkammervorsitzende Michael Eckstein sagte in der Urteilsverkündung, die Verabredung zu dem bewaffneten Überfall sei zweifelsfrei erwiesen. Der Vorsitzende nannte Inhalte aus überwachten Telefonaten und Erkenntnisse aus der Observation durch die Kripo als Beweis dafür. Dass Alber und Silvia D. an dem Überfall mitgeplant hatten, davon waren die Richter nicht zweifelsfrei überzeugt. Alber und Silvia D. hätten zwar von dem Überfallplan gewusst und hätten bei der anvisierten Tat durch das Aufbewahren der scharfen Waffe und des Elektroschockers geholfen, aber: Mögliche Helfershelfer können bei einer Verabredung zu einem - in diesem Fall vereitelten - schweren Verbrechen nicht bestraft werden.