Hans Wölfel: Golf - sonst nichts

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Liebt Golf, seit er laufen kann: Hans Wölfel, Clubmeister bei den Herren im Golf-Club Bayreuth. Und gerade mal 14 Jahre alt. Foto: Eric Waha Foto: red

Bunker muss man nicht haben als Golfer. Der Sand ist extrem stumpf. Meistens hat der Architekt des Platzes noch eine hohe Wand als Gemeinheit eingebaut, die das Grün bewacht. Man braucht das richtige Händchen, die Technik und nicht zuletzt Erfahrung, um den weißen Ball aus diesem Loch heraus zu befördern. Hans Wölfel schaut, holt aus - und schon am Klang hört man, wie er den Ball trifft. Richtig nämlich. Keine Herausforderung für ihn, diese kleine Übung. Die er beliebig oft wiederholen und den Ball immer und immer wieder auf die gleiche Stelle am Übungs-Grün setzen kann.

 
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Hans Wölfel liebt Golf. Wenn man es genau nimmt, ist er in dem Sport ein alter Hase. "Seit ich laufen kann, spiele ich", sagt Hans Wölfel. Wobei spielen nicht unbedingt die richtige Definition ist. Zumindest am Anfang. "Er ist immer mit uns mit und hat mit den Plastikschlägern, die es damals schon gab, den Ball vorwärts getrieben", sagt sein Vater, der ebenfalls Hans Wölfel heißt. Wie wiederum sein Vater - und der war eher in einem Sport zuhause, der auf der Breitensport-Skala deutlich weiter oben rangiert: Fußball. In der goldenen Ära der Spielvereinigung Bayreuth.

Fußball war nicht so sein Ding

Fußball, sagt Hans Wölfel junior, in Amerika wäre er vermutlich Hans Wölfel III., das sei nie so sein Ding gewesen. "Gespielt habe ich eine Zeit lang, Aber ich habe zu oft den Ball ins Gesicht bekommen. Mein Kopf war immer da, wo der Ball war. Dann hatte ich irgendwann keine Lust mehr." Alle auf einen Ball, das gibt es beim Golf nicht. "Mir gefällt, dass man immer neue Leute kennenlernt, klar, auch Jungs. Aber es spielt jeder für sich allein. Jeder muss seinen Score selber bringen." Und dabei fair bleiben. Auf die Etikette achten. Mit sechs Jahren, da kann er gerade lesen, macht Hans Wölfel die Platzreife. "24. April 2010", sagt er. "Auf Anhieb bestanden. Klar." Er ist mit seinen Eltern auf dem Platz unterwegs, bekommt Training von Holger Peschke, der den Kaderstützpunkt Oberfranken betreute, und jetzt von Uli Drescher, dem Club-Manager des Golf-Clubs Bayreuth. "Seit zwei Jahren spiele ich jetzt in Bayreuth", sagt der 14-Jährige.

In ganz Bayern sind Vater und Sohn unterwegs

"Uli Drescher kennt die Philosophie der Trainer im Golfverband", sagt Hans Wölfels Vater. "Vielleicht können wir ja auch mal die Spitzenförderung kriegen." Fünf bis sechs Mal pro Woche ist er auf dem Platz. "Spielen und trainieren. Privatstunden bei Uli Drescher", sagt Hans Wölfel junior. Im Sommer ist das Vater-Sohn-Gespann oft unterwegs. "In ganz Bayern", sagt der Vater. Auf Platz zehn der bayerischen Rangliste seiner Altersklasse rangiert Hans Wölfel aktuell. Sein Handicap: 6,3. "Passt schon", sagt er. Was ihn wurmt: Die Qualifikation für die deutschen Meisterschaften im Golf-Club Rheinhessen hat er nicht geschafft. "Knapp verpasst. Drei, vier Schläge drüber."

Ende August wird der 14-Jährige Clubmeister - bei den Herren

Dafür kam die Versöhnung auf dem eigenen Platz: Ende August holt er sich den Titel des Clubmeisters in Bayreuth. Bei den Herren. "Dabei hat es nach dem ersten Tag gar nicht danach ausgesehen. Da habe ich eine 85er Runde gespielt." Auf dem "geteilten dritten Platz lag ich da", sagt er. Aber am zweiten Tag lief alles für den 14-Jährigen: "Die beste Runde im Turnier, ich habe das Feld von hinten aufrollen können und hatte am Schluss drei Schläge Vorsprung." Viele der Erwachsenen, die er überholt hat, hätten sich für ihn gefreut, sagt Hans Wölfel. "Und ich war richtig stolz auf mich, dass ich das geschafft habe."

Den Parkplatz bekommt der Papa

Einen Lohn des Erfolgs hat er allerdings an seinen Vater abgetreten: den Parkplatz, den der Clubmeister gleich am Clubheim für sich in Anspruch nehmen kann. "Als Clubmeister-Chauffeur darf ich da jetzt parken", sagt sein Vater und strahlt übers ganze Gesicht. Das Wasser reichen kann er dem Sprössling auf dem Platz schon lange nicht mehr. "Bei den Clubmeisterschaften habe ich den Caddy gemacht. Bei den anderen Turnieren darf ich das nicht, da mache ich den Vor-Caddy und suche die Bälle im Rough. Fürs ganze Flight, nicht nur für den Hans. Und meistens finde ich die Bälle der anderen und seine nicht." Das Rough, das hohe Gras am Rand der Bahn, ist auch das, was Hans Wölfel junior am wenigsten mag. Alles andere als einfach zu spielen, "man muss den Schläger so fest halten".

"Ein talentierter Arbeiter"

"Der Hans ist ein Arbeiter. Ein talentierter Arbeiter", sagt sein Trainer Uli Drescher über seinen Golf-Schüler. Wölfel nehme sich die Trainingseinheiten zu Herzen. "Er ist sehr zielstrebig in seinem Handeln. Und er hat eine genau Vorstellung davon, was er tut." In den vergangenen Jahren habe er sich stetig nach vorne entwickelt und sei im Verein "unter den Top drei, zusammen mit Max Freiberger, Sophia Kirkland und Luisa Schaffer, die jünger als er sind. Für sie hat er auch eine gewisse Vorbildfunktion".

In der Schule läuft es auch richtig gut

Die Schule, die jetzt wieder angefangen hat, stellt den 14-Jährigen vor wenige Probleme. "Er ist richtig gut. Lauter Einser und Zweier. Sogar in Latein hat er eine Eins", sagt der Vater über Hans Wööfel, der ins Gymnasium Christian-Ernestinum geht. Ins achtstufige Gymnasium. "Schule passt, da schaut die Mama drauf, dass ich im Winter gut vorarbeite, weil ich im Sommer ja öfter eine Schulbefreiung brauche. Wegen Golf." Sein Ziel, auf dem Platz: "Ich will mit dem Handicap noch runter. Und internationale Turniere spielen." Und, fügt er mit einem Grinsen an: "Nächstes Jahr meinen Titel verteidigen."

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