Handwerkskammer investiert Millionen

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Über ein kleines Plus bei den abgeschlossenen Lehrverträgen freut sich die Handwerkskammer - und fordert in diesem Zusammenhang Planungssicherheit für Unternehmen, die Flüchtlinge ausbilden. Archivfoto: Ronald Wittek Foto: red

Im Sommer hat die Handwerkskammer (HWK) für Oberfranken angekündigt, in den kommenden zehn Jahren einen nennenswerten zweistelligen Millionenbetrag in ihre Berufs- und Technologiezentren (BTZ) investieren zu wollen. Jetzt wird es konkret. Los geht’s in Hof.

 
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5,4 Millionen Euro an Investitionen sieht der von HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller gestern der Vollversammlung vorgestellte Haushalt für 2018 vor. Das sind gut drei Millionen Euro mehr als im laufenden Jahr. Und das entspricht wiederum ziemlich genau der Summe, die für den Beginn der Arbeiten in Hof vorgesehen sind. Dort soll das bisherige BTZ zum Teil abgerissen und dafür ein Ersatzneubau errichtet werden. Den nötigen Ankauf eines Nachbargrundstückes ließ sich Koller von der Vollversammlung gleich mit genehmigen. 2019 sollen dann nochmals 3,4 Millionen Euro in das BTZ Hof fließen. Davon sollen gut 700.000 Euro aus extra dafür gebildeten HWK-Rücklagen kommen und zusätzlich ein Darlehen von 100.000 Euro aufgenommen werden. Den Rest sollen öffentliche Zuschüsse abdecken. Nicht zuletzt deshalb betonte Koller ausdrücklich, dass der Startschuss für die Arbeiten erst mit dem Eingang des Förderbescheides fallen könne.

27 Millionen Euro Investitionen bis 2022

Nach dem Abschluss der Arbeiten in Hof soll dann unter anderem verstärkt in die Kammereinrichtungen im Westen des Regierungsbezirks investiert werden. Die mittelfristige Finanzplanung sieht laut Koller bis 2022 Investitionen von rund 27 Millionen Euro vor, von denen 6,1 Millionen Euro aus Eigenmitteln der Kammer bestritten werden müssen.

Flüchtlinge als Lehrlinge - Handwerk braucht Planungssicherheit

HWK-Präsident Thomas Zimmer ging in seinem Bericht auf die aktuelle Situation im politischen Berlin ein. Die Unsicherheit bei der Bildung einer neuen Bundesregierung sei unbefriedigend. Die gute Handwerkskonjunktur, wie sie auch die jüngste Umfrage im Kammerbezirk wieder bestätigt habe, sei nicht selbstverständlich. Megathemen wie der Fachkräftemangel bräuchten politische Lösungen. Erfreulich sei, dass die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverhältnisse bis Ende November gegenüber dem Vorjahr nach zehn Jahren Rückgang zum zweiten Mal in Folge leicht gestiegen sei. Dabei handle es sich aber fast exakt um die Zahl von gut 80 jungen Flüchtlingen, die im laufenden Jahr eine Lehre begonnen hätten. Auch wenn es sich dabei nur um einen Mosaikstein bei der Nachwuchssicherung handle, sei es wichtig, dass die Unternehmen Planungssicherheit hätten. Es dürfe nicht sein, dass Flüchtlinge abgeschoben werden, während sie eine Ausbildung absolvieren. Stattdessen müsse die 3+2-Regelung gelten, nach der Flüchtlinge ihre Ausbildung beenden und danach noch mindestens zwei Jahre im Lehrbetrieb arbeiten können. Von Zimmer wie auch aus der Mitte der Vollversammlung wurde die Bitte an Kathrin Maier vom Wirtschaftsministerium herangetragen, diese Forderung nochmals bei der Staatsregierung vorzubringen.

Aufwertung der beruflichen Bildung

Ebenfalls an die Politik ist Zimmers Forderung nach einer auch finanziellen Gleichstellung von akademischer und beruflicher Bildung gerichtet. Die Erhöhung des Meisterbonus auf 1500 Euro könne da nur ein erster Schritt sein. Um Chancengleichheit mit einem Studium herzustellen, müsse zum einen der Meisterbrief zum Masterstudium berechtigen und zum anderen das Meister-Bafög ausgebaut werden. „Es kann nicht sein, dass Jahr für Jahr Milliarden in die Hochschulen fließen und die berufliche Bildung ins Hintertreffen gerät“, sagte Zimmer. Auch vor diesem Hintergrund seien die geplanten ehrgeizigen Investitionen der HWK in die eigenen Bildungseinrichtungen zu sehen. Das Kompetenzzentrum Digitales Handwerk, das laut Koller an der Kapazitätsgrenze arbeitet, leiste hier ebenfalls einen wichtigen Beitrag.

Der HWK-Haushaltsplan 2018

Die HWK plant für das Jahr 2018 mit einem Haushaltsvolumen von gut 34 Millionen Euro. Das sind 3,8 Millionen Euro mehr als im laufenden Jahr und resultiert hauptsächlich aus einer deutlichen Ausweitung der Investitionen. Diese sollen um fast 3,3 auf 5,4 Millionen Euro steigen. Davon sollen allein gut drei Millionen Euro in einen ersten Bauabschnitt für Modernisierung und Teilneubau des Berufsbildungs- und Technologiezentrums (BTZ) Hof fließen. Der Rest geht vor allem in Ausstattung und Modernisierung der übrigen BTZ.

Der Verwaltungshaushalt soll um 580 000 Euro auf 28,1 Millionen Euro zulegen. Davon entfallen laut Hauptgeschäftsführer Thomas Koller 69 Prozent auf die berufliche Bildung, die durch die Einstellung von vier zusätzlichen Ausbildungsmeistern weiter gestärkt werde. 19 Prozent der Ausgaben mache die klassische Kammerverwaltung aus. Der Stellenplan bleibt mit 238 konstant.

Die Gesamteinnahmen der Kammer kommen laut Haushaltsplan zu 51 Prozent aus selbst erwirtschafteten Gebühren, zu zwölf Prozent aus zweckgebundenen Zuschüssen von Bund und Land und zu 37 Prozent aus den Kammerbeiträgen. Deren Bemessungsgrundlage wird auf Beschluss der Vollversammlung auch 2018 nicht steigen, dennoch erwartet die Kammer hier wegen höherer Gewinne ihrer Mitgliedsunternehmen einen leichten Zuwachs.

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