Handwerksboom führt zu Wartezeiten

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Auf dem Bau und im Ausbau ist die Auftragslage für Handwerksbetriebe derzeit glänzend. Foto: Patrick Pleul/dpa Foto: red

Die Baukonjunktur brummt, und so bewahrheitet sich für diesen Bereich das Sprichwort: Handwerk hat goldenen Boden. Doch der Trend hat eine Kehrseite - Kunden müssen schon mal länger warten, auch in Oberfranken.

 
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Besser könnte es für viele Handwerksbetriebe kaum laufen. Sie sind auf Wochen hinaus ausgebucht. "Die durchschnittliche Auftragsreichweite liegt derzeit bei 7,6 Wochen, berichten unsere Mitglieder", sagt Thomas Koller im Gespräch mit dem Kurier. Das sind knapp zehn Prozent mehr als im Vorjahr und "ein wirklich guter Wert", so der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Oberfranken.

Aufträge bis ins neue Jahr

Doch es geht noch besser. Denn beim Bau reichen die Aufträge in Oberfranken im Schnitt 9,3 Wochen weit und im Ausbaugewerbe 8,9 Wochen, was für das Ausbaugewerbe ein Plus von mehr als 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet. "Bei manchen Unternehmen reichen die Aufträge schon ins neue Jahr", weiß Koller. Und damit geht es den hiesigen Betrieben zum Teil noch deutlich besser als im Bundesschnitt. Denn hier reichen die Aufträge 9,4 (Bau) und 7,9 (Ausbau) Wochen weit, wie der Geschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), Karl-Sebastian Schulte, sagte.

Betriebe arbeiten am Anschlag

"Viele Betriebe arbeiten am Anschlag", heißt es beim ZDH. „Bei größeren Arbeiten muss man den Auftrag unter Umständen mit einigen Monaten Vorlauf erteilen“, sagt Schulte. Koller drückt es so aus: "Natürlich ist es angeraten, bei umfangreicheren Arbeiten einige Zeit im Voraus zu planen." Dass jemand heute auf die Idee komme, nächste Woche sein Dach neu decken zu lassen, glaube er sowieso nicht. Probleme gebe es eher bei kleineren Aufträgen, bei denen sich der Kunde nicht vorstellen könne, "dass das so lange dauert. Dann hört man schon mal den Satz: Ich bekomme keinen Handwerker." Wobei der HWK-Hauptgeschäftsführer betont: "Notfälle wie eine kaputte Toilette, ein zerborstenes Fenster oder vom Dach gefallene Ziegel werden natürlich im Rahmen eines Notdienstes möglichst schnell abgearbeitet.

ZDH-Mann Schulte erklärt: „Die gute Konjunktur, niedrige Zinsen und der anhaltende Trend junger Leute, in die Städte zu ziehen, haben einen Bauboom ausgelöst. Auch der Baubestand wird stärker gepflegt als früher. Davon profitiert das Handwerk.“ Hinzu komme der Nachwuchsmangel, für den es zwei Hauptgründe gebe: Die sinkende Zahl an Schulabgängern und der steigende Anteil derer, die Abitur und Studium anstreben.

"Sichere Jobs"

Doch Koller kann in der aktuell guten Auftragslage auch etwas Positives in Sachen Nachwuchswerbung erkennen. "Die jungen Leute können gut erkennen, dass es im Handwerk sichere Jobs gibt." Hinzu komme die zunehmende Erkenntnisse, dass viele Jobs im Handwerk heute modern und interessant sind. Allerdings: "Wir werden als Wirtschaftsgruppe wohl zunehmend auch mehr zahlen müssen." Und das dürfte Handwerksleistungen auf Sicht verteuern.

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