Maler Günter Karittke ist ein Weihnachtsnostalgiker Adventskalender vom Künstler

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Am ersten Dezemberwochenende findet auch in diesem Jahr der Thurnauer Weihnachtstöpfermarkt auf dem Gelände des Schlosses statt. Foto: red

Wenn er aus den Fenstern seiner Wohnung schaut, sieht er die alte Dame auf dem Marktplatz. Das Schloss bestimmt Günter Karittkes Blick auf Thurnau. In Fotografien, Zeichnungen, Aquarellen und Acrygemälden widmet er sich seit Jahren dem historischen Gemäuer. Jetzt hat er es in einem selbst gemalten Adventskalender verewigt.

 
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Über 20 000 Fotos hat er von der Sanierung des Schlosses in den vergangenen 20 Jahren gemacht. Jeden Baufortschritt dokumentiert er und öffnet sein Archiv für die Gräflich Giech'schen Spitalstiftung. Karritke will "das Schloss so sehen, wie es andere nicht sehen." Eine Lebensaufgabe.

Leidenschaft und Berufung

Details wie Türgriffe, grafische Strukturen in der Architektur von Treppenhäusern und Decken, ungewöhnliche Perspektiven und Stimmungen sind das, was ihn fasziniert. Das Schloss bezeichnet Karittke gerne als "alte Dame". Und sie ist irgendwie zur Berufung des Kunsterziehers geworden. Im Winter versinkt das Schloss regelmäßig in einen Dornröschenschlaf. Für die Führungen, die der Künstler sonst mit Kastellan Ralf Wirth anbietet, ist es zu kalt.

Erinnerungen an die Kindheit

Daher beschäftigte sich Karittke einem anderen Vorhaben: Er entwarf einen Thurnauer Adventskalender - mit dem Schloss im Mittelpunkt, natürlich. Damit verbindet Karittke die Leidenschaft für das Schloss seiner Leidenschaft fürs Sammeln. "Ich bin seit meiner Kindheit ein bekennender Adventsfan", sagt Karittke. Mit der Vorweihnachtszeit verbindet er viele Erinnerungen an früher, wie an gemütliche Teestunden im Kreis der Familie. Und an die liebevoll hergestellten Adventskalender von damals. Keine schokogefüllten, grellbunten Einwegkalender, sagt Karittke. Deshalb gewährt er nicht allen Adventskalendern Wohnrecht.

Geschichte vom winterlichen Weihnachtsmarkt

Er zieht einen Kalender aus dem Regal in seinem Arbeitszimmer: Verschneite Städtchen und Landschaften, verspielte Eisläufer und Spaziergänger auf handbemaltem Karton. Der von ihm entworfene Adventskalender ist ähnlich beschaulich - und im Mittelpunkt steht selbstverständlich das Schloss mit über die Straße zur Kirche führenden Bogengang. "Ich habe versucht, die Menschen auf dem Bild eine Geschichte erzählen zu lassen", sagt Karittke über seinen Adventskalender, für den er schon im März erste Skizzen anfertigte. Das Originalbild, 120 mal 45 Zentimeter, beendete er Mitte Oktober. "Man darf den Zeitpunkt nicht verpassen, um den Schlussstrich zu ziehen", sagt Karittke.

In einer Fantasiezeit

Der Weihnachtsmarkt spielt sich in seinem Kalender vor den Mauern des Schlosses ab. Kinder werfen Schneebälle und fahren Schlittschuh, Spaziergänger halten ein Pläuschchen. "Mancher Thurnauer kann sich sogar selbst begegnen." Oder glaubt vielleicht sich zu erkennen, obwohl er nicht gemeint sei. Das Geschehen sei in einer historisch unbestimmten Zeit angesiedelt, sagt Karittke.

Im Bild: Der Schloss-Chronist

Wer auf alle Fälle in dem Bild versteckt ist, das ist der Künstler Carl August Lebschée, der Schloss-Chronist aus dem 19. Jahrhundert. Und hinter den Türchen verstecken sich unter anderem kleine Engelchen aus dem Kirchenraum der barocken Laurentiuskirche.

Info: Erhältlich ist der Kalender in der Buchhandlung Friedrich in Kulmbach sowie in der Töpferei am See in Thurnau. Auch beim diesjährigen Weihnachtstöpfermarkt wird er verkauft.

Stichwort: Adventskalender

Woher kommt der Adventskalender?

Vor etwa 100 Jahren bastelte die Mutter eines Verlegers einen Adventskalender, indem sie für jeden Tag der Adventszeit eine Nascherei auf einem Karton befestigte. Daraufhin wurde 1908 der erste gedruckte Adventskalender mit farbigen Zeichnungen und 24 Sprüchen hergestellt. 1920 erschien der erste Kalender mit aufklappbaren Türchen und Überraschungsbildern, seit etwa 1960 auch mit Schokolade.

Wusstest du, dass während des Zweiten Weltkrieges die Herstellung der traditionellen Adventskalender verboten wurde? Statt christlicher Motive verbargen sich nun germanische Götter und Märchenfiguren hinter den Türen. (www.wissen.de).

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