Habicht holt Hühner

Von Hans-Hochen Schauer
Heinrich Lindner in seinem Hühnerhof in Stemmenreuth. Dort schlägt ein Habicht immer wieder Hühner. Zuletzt am 15. Januar. Foto: Hans-Jochen Schauer Foto: red

Als Heinrich Lindner am Montagvormittag von einem Zahnarztbesuch nach Hause kam, hatte er eine Henne weniger. Ein Habicht hatte wieder mal zugeschlagen.

 
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Der 77-Jährige steht auf einen Spaten gestützt in der Ecke seines Hühnerhofs hinter dem Gasthaus und blickt auf die Reste, die der Greifvogel übrig gelassen hat: Federn und Gedärme. „17 Hennen habe ich gehabt, sieben hat der Habicht kaputt gemacht“, sagt Lindner traurig. Das verbliebene Federvieh traue sich kaum noch aus dem Stall heraus, hat er festgestellt.

Hahn bleibt lieber in Sicherheit

Auch der sechs Monate junge Hahn ziehe es vor, in Sicherheit zu bleiben, anstatt sich mit dem gefährlichen Räuber anzulegen. „Er hätte keine Chance“, sagt Lindner. Denn Habichte sind exzellente Jäger, die mit ihrem krummen, sehr scharfen Schnabel und den spitzen Krallen an den langen Beinen perfekt darauf ausgerichtet sind, auch größere Beutetiere zu greifen.

Dabei habe es das kleinere Männchen vornehmlich auf Vögel bis zur Größe von Hühnern abgesehen, das Weibchen jage vor allem Kaninchen und Hasen. Doch diese natürliche Beute der Habichte gebe es kaum noch, meint Lindner. Deshalb würden sich diese Greifvögel vermehrt über Hühnerställe hermachen. Aber auch Tauben verschmähten die Greifvögel nicht.

Greifvogel schlägt auch zu

Ein Nachbar habe den Großteil seiner 60 Tauben an die Habichte verloren, berichtet Lindner. Auch bei anderen Nachbarn schlage der Greifvogel immer wieder mal überraschend zu. Selbst der Stall biete seinen Hühnern keinen hundertprozentigen Schutz, auch dort sei der hungrige Räuber schon eingedrungen.

„Nach der Attacke eines Habichts gehen die Hennen nicht mehr raus, erst nach einiger Zeit trauen sie sich dann wieder“, berichtet Lindner. Er möchte, dass seine Hennen Auslauf haben und im Freien leben können. Deshalb ist Lindner zurzeit dabei, weitere weiße Bänder über seinen Hühnerhof zu spannen, um dem Habicht das Jagen zu erschweren. Auch eine alte gelbe Regenjacke und ein rot-weißes Absperrband hat er zur Abschreckung aufgehängt – genützt hat es bislang nichts.

Mit dem Gehstock erschlagen

Lindner wäre es am liebsten, wenn der Feind seiner Hühner dingfest gemacht werden würde. Doch der Habicht steht unter Schutz und darf nicht gejagt werden. Lindner weiß von einem Rentner, der nach einem Habicht-Angriff auf seinen Dackel den Vogel mit seinem Gehstock erschlagen hat. „Das hat ihn 3000 Euro Strafe gekostet“, berichtet der Hühnerhofbesitzer.

„In Fällen wie diesem sollen sich Betroffene an das Jagdreferat des Landratsamtes Bayreuth wenden“, erklärt Michael Benz, Pressesprecher des Landratsamtes. Die Bürger müssen dort einen Antrag stellen und dabei verschiedene Fragen beantworten – etwa wie viele Tiere gerissen worden sind. Dann werde entschieden, ob der Greifvogel lebend gefangen oder vielleicht getötet wird. „Das ist nicht der erste Fall in unserer Gegend, das kommt ab und an vor“, sagt Benz.

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