"Gute Seele der Festspiele"

Die langjährige Betriebsdirektorin der Luisenburg-Festspiele an ihrem Arbeitsplatz: Martha Baumeister-Boettge. Foto: Luisenburg-Festspiele Foto: red

In der Nacht zum Dienstag ist Martha Baumeister-Boettge, die langjährige Betriebsdirektorin der Luisenburg-Festspiele, in Passau ihrem Krebsleiden erlegen. Sie war Ehrenmitglied der Luisenburg-Festspiele und Trägerin der Verdienstmedaille der Festspielstadt Wunsiedel. Ein Nachruf ihres letzten Intendanten Michael Lerchenberg.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Martha war eine Institution auf der Luisenburg, sie war die rechte und linke Hand der Intendanten Christian Mettin, Hans-Peter Doll, Pavel Fieber und von mir, Michael Lerchenberg, und war für unzählige Schauspieler, Statisten, Mitarbeiter und Freunde der Luisenburg stets eine sorgende und helfende ,Mutter'. Von ihrer jahrzehntelangen Erfahrung ,wie man Luisenburg macht' haben alle profitiert.

1970 war sie zum ersten Mal auf der Luisenburg als Leiterin des Betriebsbüros bei Intendant Christian Mettin. Nach einigen Jahren als Büroleiterin und Geschäftsführerin des Münchner Theater an der Brienner Straße und als Mitarbeiterin einer Schauspielagentur kam sie dann 1986 zwischen die Felsen der Luisenburg zurück und blieb – inzwischen längst Betriebsdirektorin – 35 Spielzeiten bis zum Sommer 2013.

Im Sommer 2014 – ihr einziger ,Sommerurlaub' der letzten 30 Jahre – genoss sie die Luisenburg-freie Zeit mit einer ausgiebigen Amerikareise und glücklichen Tagen in ihrem Haus in der Toskana, ihrer zweiten Heimat und großen Liebe. Als 2015 „Not an der Frau“ war, kam Martha auf mein Bitten auf die Luisenburg zurück, um, wie in alten Zeiten, wieder ihren Schreibtisch im Betriebsbüro zu beziehen, so als wäre sie nie weg gewesen.

Ein Abschied, an den niemand denken wolle

Auch heuer war sie wieder im Zentrum der Festspiele, dem Betriebsbüro, wo das Herz des Theaters schlägt, aber sie kam schon als Kranke und Gezeichnete. Und doch wollte sie von ihren Luisenburg-Festspielen nicht lassen und arbeitete buchstäblich bis es nicht mehr ging und sie sich doch endlich in ärztliche Obhut begeben musste. Den ersten Krankenhaustermin nahm sie nicht wahr, weil sie ihrer Vertretung ein perfektes Betriebsbüro und ihrem Chef alle wichtigen Termine der verbleibenden Spielzeit disponiert und organisiert übergeben wollte. Das war Martha!

Es war uns noch vergönnt, im September voneinander Abschied zu nehmen, auch wenn keiner wirklich an einen Abschied denken wollte. Aber dass wir beide nicht gemeinsam auf der Luisenburg würden aufhören dürfen, das wussten wir schon.*

Eine Theaterfamilie trauert

Im Buch ,Theaterwunder Luisenburg' sagt Martha: ,Man kommt von der Luisenburg nicht los!' Jetzt ist es doch geschehen – endgültig – und Martha und ihr Mann Michael Boettge, den sie 1986 auf der Luisenburg kennen- und lieben gelernt hatte und der ihr 2010 vorausging, werden bald unter ihrem Baum im Münchner Waldfriedhof vereint sein.

Martha hinterlässt einen Sohn und eine große Familie, die sich in ihren letzten Tagen rührend um sie gekümmert haben – und sie hinterlässt eine große Luisenburg-Theaterfamilie in tiefer Trauer."

*Diesen Nachruf hat Luisenburg-Intendant Michael Lerchenberg am Donnerstag als  Pressemitteilung versandt. Lerchenberg wird die Luisenburg auf eigenen Wunsch nach der nächsten Saison im Spätsommer 2017 verlassen. 

Autor