Gute Gerste, schlechter Preis

Von Stephan Herbert Fuchs
 Foto: red

Zufrieden mit Qualität und Ertrag, nicht zufrieden mit den Preisen: Diese Bilanz haben oberfränkische Anbauer von Braugerste am Freitag in Kulmbach gezogen.

 
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Die Freude an der guten Ernte wurde in diesem Jahr nicht von der Wetterfront getrübt, sondern von den dunklen Wolken an der Preisfront, sagte der Vorsitzende des oberfränkischen Braugerstenvereins, Erhard Hildner. Er appellierte deshalb an die Brauer und Mälzer, langfristige vertragliche Vereinbarungen, die auch einen wettbewerbsfähigen Preis garantieren, mit den Bauern abzuschließen. „Wenn man will, dass die heimischen Landwirte Braugerste anbauen, müssen Brauer und Mälzer auch bereit sein, für gute Braugerste einen guten Preis zu zahlen.

Historische Trockenheit

Es sei ein besonderes Braugerstenjahr mit großen Herausforderungen gewesen, sagte der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel, gleichzeitig stellvertretender Vorsitzender des Braugerstenvereins. Die Trockenheit sei nicht nur außergewöhnlich gewesen; in einigen Bereichen des Regierungsbezirks könne man sogar von einer historischen Trockenheit sprechen. Letztlich hätte man derart gute Erträge noch bei der Braugerstenrundfahrt im Juli nicht erwartet. Leider seien die Preise nicht auskömmlich, so Schöffel.

Pflanzenbauberater Fritz Ernst vom Amt für Landwirtschaft in Bayreuth bezifferte die Anbaufläche auf knapp über 32.000 Hektar, was gut 500 Hektar weniger als noch 2014 bedeutet. Langsam nähere sich Oberfranken damit wieder dem Tiefststand von 2010 als die Anbaufläche knapp unter 32.000 Hektar lag. Noch 2004 waren es über 50.000 Hektar.

Zehn Prozent unter Vorjahresschnitt

Trotz deutlich trockener und wärmerer Temperaturen hätten die Erträge mit 54,3 Doppelzentner pro Hektar um rund zehn Prozent unter dem oberfränkischen Vorjahresschnitt gelegen. Insgesamt seien in Oberfranken 130.400 Tonnen Braugerste eingefahren worden, rund elf Prozent weniger als 2014.

Beste Qualität müsse auch den besten Preis haben, sagte Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt. Oberfranken stehe für die größte Brauereidichte und gleichzeitig für Bierkonsum mit Maß und Vernunft. Damit sei Oberfranken Produktions- und Genussregion zugleich. Was die klimatischen Sorgen der Braugerstenanbauer angeht, gab der Minister zu Bedenken, dass des einen Leid auch immer des anderen Freud sei. So soll der aktuelle Weinjahrgang ein besonders guter werden, da Schädlinge wie die Kirschfruchtfliege nicht zum Tragen gekommen seien, weil es für sie einfach zu heiß und zu trocken gewesen sei.

Die Diskussion zeige auch, dass landwirtschaftliche Produktion eben nicht per Knopfdruck funktioniere. Doch das Verständnis für landwirtschaftliche Zusammenhänge sei in weiten Teilen der Gesellschaft einfach verloren gegangen. Aus dem Boden komme nur dann etwas, wenn auch Nährstoffe eingebracht werden, sagte der Minister. Viele Menschen setzten sich mit dieser Art der ureigenen Erzeugung einfach nicht mehr auseinander.

Söllner lobt Landwirte

Landrat Klaus-Peter Söllner nannte es eine hervorragende Leistung aller Landwirte, dass sie in einem schwierigen Umfeld eine derartig hervorragende Qualität angebaut hätten. Oberfranken sei die Braugerstenregion schlechthin, sagte der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif. Der Regierungsbezirk habe die meiste Braugerste und viele kleine und mittelständische Brauereien dazu.

Sieger der Schau

Zu der Braugerstenschau wurden diesmal 140 Sortenmuster eingereicht, die jeweils nach Rohproteingehalt, Kornausbildung, Verletzungen, Abputz, Verunreinigungen, Auswuchs und Geruch untersucht wurden. Nach einem speziellen Punktesystem landeten die folgenden drei Landwirte auf den ersten drei Plätzen:

1. Hartmut Jakob (Vierschau bei Regnitzlosau).

2. Roland Kolb (Großenhül bei Wonsees)

3. Fritz Langenfelder( Brunn bei Heiligenstadt).

Landkreissieger wurden: Wilhelm Pfeufer (Scheßlitz), Armin Hauenstein (Prebitz), Timo Schunk (Meeder), Andrea Hess (Gräfenberg), Michael Schmutzler (Konradsreuth), Jens Jakob (Kronach), Günter Kolb (Lochau), Lucia Dauer (Weismain) und Christian Küspert (Wunsiedel).