Gute Apfel-Ernte in Sicht

Von Sonny Adam und Peter Engelbrecht
Die Apfelernte steht bevor. In den meisten Gegenden Oberfrankens hängen die Bäume voller Äpfel. Doch es gibt auch Bäume, die sind in diesem Jahr nahezu leer. Das sei ganz normal, sagen Obstfachleute. Bestimmte Sorten müssten sich in regelmäßigen Abständen erholen - und tragen erst im nächsten Jahr wieder Früchte. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Eine durchschnittliche bis gute Apfelernte erwarten Obstbauern und Keltereien in der Region Bayreuth-Kulmbach. Die Ansätze für die Apfelernte 2016 seien nicht schlecht, sagt Friedrich Herold, einer der bekanntesten Obstbauern im Landkreis Kulmbach. Doch bis Oktober könne noch viel geschehen. „Die Apfelbäume hängen brechend voll“, berichtet Christine Schamel von der Initiative „Apfel-Grips“ aus Weidenberg.

 
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Derzeit sind die wenigen Obstbauern, die es im Landkreis Kulmbach gibt, mit der Ernte von Birnen und Zwetschgen beschäftigt. Die Apfelernte wird noch einige Tage hinausgezögert. „Schlecht dürfte die Ernte eigentlich nicht werden, aber sie ist noch nicht eingefahren. Und vorher kann man noch gar nichts sagen“, sagt Obstbauer Friedrich Herold aus Lindenberg im Landkreis Kulmbach. Fest steht allerdings: Die Obstblüte ging ohne größere Zwischenfälle über die Bühne. Die Bäume hängen voller Äpfel. „Eigentlich müssten die Äpfel qualitativ gut werden“, hofft Herold. Doch er will nicht vorgreifen. Denn momentan macht ihm die Hitze Sorgen: „Wenn es so heiß bleibt, können die Äpfel Sonnenbrand kriegen.“

Kulmbach: Furcht vor Hagel oder Unwetter

Früh liege schon Tau auf den Äpfeln, wenn die Sonne dann rauskommt, dann bekommen die Äpfel eben diesen Sonnenbrand, dann könne man sie nicht mehr verkaufen, erklärt Herold. Auch ein Hagel oder starke Unwetter könnten die Apfelernte noch vernichten oder dezimieren. „Die Ernte läuft nächste oder übernächste Woche an, dauert bis Ende Oktober. Erst dann lässt sich zweifelsfrei sagen, ob es ein gutes Jahr oder ein schlechtes Jahr war“, sagt Friedrich Herold.

Plassenburg Kelterei erwartet jede Menge Arbeit

Ganz optimistisch dagegen blickt der Geschäftsführer der Plassenburg-Kelterei – Markus Wolfrum – in die Zukunft. „Auf uns wartet in den nächsten Wochen eine Menge Arbeit“, ist sich Wolfrum sicher. Er rechnet fest damit, dass die Ernte in diesem Jahr an die Ausbeute im vergangenen Jahr anknüpfen kann. „Es ist gut, dass jetzt noch die Sonne scheint. Dadurch steigen die Öchslegrade an, der Saft wird süßer“, freut sich Wolfrum. Dass die Äpfel eventuell Sonnenflecken bekommen könnten, stört den Chef der Kelterei weniger.

2654 Tonnen Äpfel, 1,9 Millionen Liter Saft

Die Plassenburg-Kelterei hat drei harte Erntejahre hinter sich. Im vergangenen Jahr allerdings wendete sich das Schicksal. Die Plassenburg-Kelterei presste 2654 Tonnen Äpfel und kelterte 1,9 Millionen Liter Saft. Damit war die Ernte um ein Drittel besser als im Jahr zuvor. „Wir hoffen jetzt, dass wir in diesem Jahr an das Ergebnis anknüpfen können“, so Wolfrum. Allerdings hat die Kelterei im vergangenen Jahr 1,5 Millionen Liter Apfelsaft gepresst. 600 000 Liter Saft lagern noch. „Und eigentlich können wir nur eine Million Liter Saft einlagern“, sagt Wolfrum. Auch an ein neues Produkt wagte sich die Kelterei: an Cidre.

Neuerdings bietet die heimische Kelterei weinhaltigen Cidre mit Kirsch und Johannisbeersaft an. „Wir haben erst die zweite Füllung abgefüllt. Eine Füllung sind immer 20 000 Flaschen. Gegen die echten Radlertrinker kommen wir nicht an, aber Frauen trinken den Cidre gerne“, so Wolfrum.

Die große Apfelsaftproduktion beginnt in diesem Jahr übrigens ab 12. September. Denn da öffnet die Sammelstelle in Bad Berneck ihre Pforten. Bei den Raiffeisen-Sammelstellen in Thurnau und in Melkendorf werden ab dem 19. September Äpfel angenommen. In Thurnau immer montags von 8 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr, in Melkendorf immer montags und dienstags von 8 bis 12 Uhr und von 13 bis 17 Uhr.

Weidenberg: Apfelbäume hängen brechend voll

Eine durchschnittliche bis gute Ernte erwartet Christine Schamel vom Landschaftspflegeverband Weidenberg und Umgebung. Der Verband ist Initiator der erfolgreichen Aktion „Apfel-Grips“, die Saft aus ungespritzten Äpfeln von den Streuobstwiesen aus allen sieben Mitgliedsgemeinden herstellt. „Die Apfelbäume hängen brechend voll“, berichtet Schamel. Das Wetter bei der Apfelblüte im Frühjahr sei gut gewesen. Die Initiative nimmt von den Vertragspartnern ein- bis zweimal pro Jahr Äpfel an. Die Ernte für Kornäpfel läuft bereits, Ende Oktober, Anfang November werden dann die letzten Äpfel geerntet.

Auch in der Privatkelterei Lehen bei Weidenberg schätzt man die Ernte auf durchschnittlich, „wenn nicht darüber“. Konkretes weiß Chefin Lina Pühl noch nicht, denn die Kelterei nimmt Apfellieferungen mit frühen Sorten erst ab 1. September an. Erzeuger können ihre Äpfel dann bis zum 10. Dezember nach Lehen bringen. Dass eine Prognose schwierig ist, zeigt folgendes Beispiel: Während die Apfelbäume im Obstgarten der Familie Pühl voll tragen, schaut es beim Nachbarn eher mau aus. Im vergangenen Jahr habe es wegen der Trockenheit anfangs große Bedenken gegeben, dann aber sei die Ernte doch durchschnittlich ausgefallen.

Das sagt der Kulmbacher Kreisfachberater Friedhelm Haun:

"Aus meiner Sicht wird die Apfelernte ganz gut, ein bisschen über dem Durchschnitt, allerdings nicht so üppig wie im vergangenen Jahr“, sagt Friedhelm Haun, Gartenfachberater im Landkreis Kulmbach. Wie er sagt, tragen viele Apfelbäume, besonders die alten Sorten, alternierend. Das bedeutet: Nach einer guten Ernte tragen die Bäume im nächsten Jahr automatisch weniger Früchte. Sie erholen sich auf diese Weise. Haun weist allerdings daraufhin, dass die Region im Frühling auch einige Frosttage erlebte. Ein Teil der Blüten sei dabei erfroren. „Ich kenne eine Anlage in Alladorf, dort stehen etwa 20 Bäume – und nur zwei Bäume tragen überhaupt Äpfel und dann auch nur sehr wenige.“ Gegenwärtig seien die Kornäpfel schon abgeerntet. Nun beginne die Ernte bei Sorten wie dem Gravensteiner oder dem James Grieve. Die übrigen Apfelsorten schlössen sich an, so Haun. Wie er sagt, können die Äpfel auch jetzt noch Sonnenbrand bekommen. Die Gefahr dafür sei allerdings größer, wenn die Hitzeperiode im Juni während des Wachstums gekommen wäre. Dann sei die Schale noch empfindlich, die Äpfel bekämen orangefarbene Flecken und würden faul. so

Drei Fragen an den Kulmbacher BBV-Kreisobmann Wilfried Löwinger

Die Felder sind weitgehend abgeerntet. Wie fällt die Ernte 2016 aus?

Löwinger: "Ich würde die Ernte als knapp durchschnittlich bezeichnen. Dass die letzten Tage schönes Wetter war, hat dafür gesorgt, dass die Ernte auch weitgehend gut reingebracht werden konnte. Aber in der Blütezeit hat der Regen dafür gesorgt, dass viele Krankheiten aufgetreten sind und dass die Erträge nicht ganz so gut ausgefallen sind.“

Also haben die Landwirte derzeit keinen Grund zu jammern. Oder doch?

Löwinger: „Leider doch. Die Preise sind derzeit in nahezu allen Bereichen einfach miserabel – bei Gerste, Weizen, Futtergetreide und sogar bei hochwertigem Qualitätsweizen. Bei 13 Euro für einen Doppelzentner Weizen können wir Landwirte keine großen Sprünge machen. Und auch bei der Braugerste machen uns die Preise Sorgen. Wir bräuchten so 20 bis 25 Euro, aber derzeit erzielen wir 15 bis 16 Euro. Nur beim Raps haben wir wenigstens gleichbleibende Preise.“

Ist die aktuelle Hitzeperiode jetzt eigentlich postitiv oder nicht?

Löwinger: „Naja, der Weizen, das Grünland und der Mais stehen gut draußen. Aber eigentlich ist jetzt alles zu trocken. Der Mais bräuchte jetzt Regen. Und für die Rapsaussaat bräuchten wir auch Regen. Wenn es jetzt nicht bald regnet, dann geht die Saat nicht auf und wir haben nächstes Jahr Probleme." 

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