Grundwasser in Bayern belastet

Foto: Patrick Pleul/dpa Foto: red

Gülle, Dünger und Pestizide kommen in allen Regionen Bayerns aufs Feld, damit Getreide, Mais oder Kartoffeln prächtig gedeihen und viel Ertrag bringen. Doch der Einsatz der Ackergifte und Düngemittel hat Auswirkungen aufs Grundwasser.

 
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Bayerns Grundwasser ist in fast allen Regierungsbezirken durch Dünge- und Pflanzenschutzmittel belastet. An etwa 500 offiziellen Messstellen werden bayernweit regelmäßig Proben entnommen. Im Jahr 2015 wurde an 41 davon eine Nitratbelastung festgestellt, die über dem erlaubten Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat pro Liter liegt. Fast 50 bayerische Wasserversorger müssen deshalb und wegen erhöhter Pestizid-Werte ihr Grundwasser technisch aufbereiten. Das geht aus einer Antwort des Bayerischen Umweltministeriums nach einer Anfrage der Grünen hervor. Demzufolge wurden die Nitrat-Grenzwerte vor allem in Unterfranken, Mittelfranken und Niederbayern überschritten. Nitrat gelangt vor allem über den Dünger der Landwirte in den Boden.

Eine konkrete Aussage zur Entwicklung über mehrere Jahre hinweg ist dem Umweltministerium zufolge aufgrund des zuletzt mehrfach geänderten Messnetzes nicht möglich. Bayern liegt nach Angaben des Umweltministeriums aber unter dem bundesdeutschen Schnitt. Der liegt dem Umweltbundesamt zufolge derzeit bei etwa 28 Prozent. Das Land will bis 2021 etwa 1,2 Milliarden Euro in den Gewässerschutz investieren. Zudem soll eine neue Landesverordnung, die von 2019 an gelten soll, künftig den Einsatz von Düngemitteln in besonders belasteten Gebieten regeln. «Der Grundwasserschutz genießt in Bayern allerhöchste Priorität», sagte Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) dazu.

Unterfranken hat nitratreichste Böden

Die Landtagsgrünen fordern mit Blick auf die landesweiten Belastungen, dass der Einsatz von Ackergiften in Bayern bis zum Jahr 2030 halbiert werden muss. Das soll durch klare Vorgaben für die Landwirtschaft erreicht werden. Es brauche «strengere Regeln für die Industrielandwirtschaft und Massentierhaltung, damit weniger Gülle auf unseren Feldern landet», sagte Fraktionschef Ludwig Hartmann dazu. Zudem müsse der Öko-Landbau bevorzugt werden.

In Unterfranken versucht die Regierung das Problem bereits durch gemeinsame Projekte mit den regionalen Wasserversorgern und Landwirten zu bekämpfen. 60 von 320 Wasserversorgern aus der Region zahlen Landwirten freiwillig einen Ausgleich, wenn diese grundwasserschonend wirtschaften - wenn sie also aus Acker Grünland machen, weniger düngen oder Zwischenfrüchte anbauen. Unterfranken hat die nitratreichsten Böden, obwohl hier im bundesweiten Vergleich am wenigsten mit Gülle gedüngt wird. Das liegt am vergleichsweise geringen Niederschlag sowie den durchlässigen und flachen Böden. «Deshalb geht der Dünger schnell, unverdünnt und ungefiltert in das Grundwasser», sagte Grundwasser-Experte Christian Guschker von der Regierung Unterfranken dazu.

Nitrat kann krebserregend sein

Dem Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches zufolge kann Nitrat, wenn es im Körper durch Bakterien zu Nitrit umgewandelt wird, krebserregend wirken und bei Säuglingen den Sauerstofftransport im Blut verhindern. Diese Gesundheitsgefährdung durch Trinkwasser könne in Deutschland aber grundsätzlich ausgeschlossen werden.

Dafür sorgt die Trinkwasserverordnung. Ein Wasserversorger mit durch Dünge- und Pflanzenschutzmittel verseuchtem Grundwasser muss das Wasser entsprechend aufbereiten, bevor er es als Trinkwasser ausgeben darf. Das passiert durch eine technische Aufbereitung zum Beispiel durch Aktivkohlefilter oder das Mischen mit unbelastetem Wasser. Trinkwasser gilt als das am besten überwachte Lebensmittel.

dpa

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