Gruber und Lex kehren Klinikum den Rücken

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Ulrike Lex und Wolfgang Gruber. Archivfotos: Ronald Wittek/red Foto: red

Ende eines langen Streits im Lenkungsgremium des Klinikums: Wolfgang Gruber und Ulrike Lex wollen raus aus dem Krankenhauszweckverband. Dabei erheben sie heftige Vorwürfe gegen Klinikleitung und Gremien: Sie sprechen von Jasagern und Lügen.

 
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Rücktritt ja, Schlammschlacht auf keinen Fall. Ein Jahr lang haben die Stadträte Wolfgang Gruber (DU) und Ulrike Lex (CSU) überlegt, wo sie mehr bewirken können, drinnen oder draußen. Jetzt schrieben sie einen Brief an Klinik-Chef Joachim Haun, in dem sie begründen, warum sie raus wollen. „Man will nur Jasager“, sagt Gruber.

Mehr Kompetenz in den Gremien gefordert

Gelenkt wird das Klinikum von vier Einheiten: Geschäftsführer, Aufsichtsrat, Zweckverbandsausschuss und Zweckverband. Das täusche, sagt Gruber. Es sei eine „Monokultur der Hierarchie, die dem Vorsitzenden zuarbeitet“. Dabei lobt er Haun für „seine guten Ansätze“ und dafür, dass er Personal aufgebaut hat. Und dafür, dass er das medizinische Angebot vergrößert habe.

Grundsätzlich aber sei es schwierig, dass nur ein Geschäftsführer einen Betrieb mit 2500 Mitarbeitern wie das Klinikum Bayreuth leite. Und er fordert „mehr Kompetenz“ in den Gremien – ein Seitenhieb, dass die Mitglieder von der Komplexität der medizinischen und wirtschaftlichen Anforderungen überfordert sein könnten.

„Gremien werden als Zustimmungsgremien verstanden"

„Die Welt hat sich erheblich verändert“, sagt Gruber. Man habe aus den Ereignissen der vergangenen zwei Jahrzehnte mit den Geschäftsführern nicht gelernt. Kontrolle finde nicht statt. „Gremien werden als Zustimmungsgremien verstanden und nicht als solche, die mitlenken wollen.“

Als Beispiel nannte er die hohen Abfindungen, die in den vergangenen Jahren geflossen seien. „Das ist so viel wie der Jahreslohn von deutlich mehr als 100 Krankenschwestern.“ Oder die Diskussion um den Parkplatz am Klinikum: Selbst da habe man es nicht geschafft, die Planung offen in den Aufsichtsrat zu bringen.

Klinik-Chef scheue sich nicht, die Unwahrheit zu sagen

Der härteste Vorwurf aber an den Klinik-Chef: „Er scheut sich nicht, in den Gremien die Unwahrheit zu sagen.“ Oder Informationen „bewusst vorzuenthalten“. Gruber erkennt „kein konzeptionelles Verfolgen eines Ziels, sondern die Verteidigung der eigenen Person und die Rechtfertigung vor der Politik und der Öffentlichkeit“.

In der Klinik und im Rathaus reagiert man gelassen. Die „Gremien werden auch in Zukunft offen, umfassend und regelmäßig über die Entwicklung“ am Klinikum informiert, sagt Brigitte Merk-Erbe, als Oberbürgermeisterin die turnusmäßige Aufsichtsratsvorsitzende. Zur „Kündigung“ der beiden Stadträte sagt Joachim Haun: „Wir danken ihnen für ihr Engagement.“ Es gehöre, so Haun, auch zu den Aufgaben der Leitung einer so großen Klinik, Konflikte zu lösen und vor vereinzeltem Fehlverhalten nicht die Augen zu verschließen. „Auch dieser Aufgabe sind wir nachgekommen.“ Im vergangenen Jahr hätten sich dazu „alle relevanten Leistungen positiv entwickelt“. Dies sei „ein deutliches Signal der Patienten und der niedergelassenen Ärzte, dass sie Vertrauen ins Klinikum Bayreuth haben“ und den Kurs „honorieren“.

Gruber und Lex sehen sich Vorwürfen ausgesetzt

Gruber betreibt das Medcenter, in dem auch Lex arbeitet. Eine chirurgische Einrichtung mit 16 Spezialisten und jährlich fast 5000 Eingriffen. „Immer wieder direkt oder indirekt“ sei ihnen „der Vorwurf gemacht“ worden, „wir seien an einer Schädigung der Klinikum Bayreuth GmbH interessiert“. Das sei nicht nachvollziehbar. Denn auch andere Mitglieder des Aufsichtsrates seien niedergelassene Ärzte.

Das Schreiben von Lex und Gruber ist rechtlich ein Antrag, ihre Ämter niederzulegen. Der Stadtrat wird sich am Mittwoch damit beschäftigen. Nachrücker sind Dieter Schweingel (FDP) und Michael Hohl (CSU).

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