Michael Grube gibt Konzert im Lindenhof in Stadtsteinach – Tribut an Max Reger Grube und Geige im Konzert eine Einheit

Von Sonny Adam
Professor Michael Grube mit seiner Amati-Geige. Foto: Sonny Adam Foto: red

Professor Michael Grube aus Quito in Ecuador ist mit seiner Tournee durch Europa fast am Ende: Am 15. November kehrt er nach Hause zurück. Dann hat er 110 Konzerte in 15 Staaten hinter sich. Jetzt machte er bei Salem in Stadtsteinach Station – und präsentierte „Juwelen der Violin-Literatur“. Ein Konzert, das lange nachhallen wird.

 
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Ehe Professor Michael Grube seine berühmte mehr als 350 Jahre alte Amati-Geige ansetzt, hält er kurz inne: Er schaut die Geige, die ihn ein berühmter Geiger verehrt hat, kurz an, schließt die Augen – und dann zaubert der berühmte Violinvirtuose. Grube entlockt der Violine hauchzarte Flageolett-Töne, er bringt sogar Mehrstimmigkeit hervor. Manchmal lässt er die Geige so erklingen, als ob er mindestens vier Hände hätte und zwei Bögen, dann wieder zelebriert er Harmonien in unglaublicher Brillanz.

Ein Geheimtipp unter Kennern

Dass im kleinen Saal des Lindenhofes Salem nicht einmal 100 Zuhörer sitzen, stört den Geiger nicht. Im Gegenteil: Er weiß, dass jeder Zuhörer ein Kunstgenießer ist. „Ich muss manchmal an Gottfried Müller denken, den Salem-Gründer. Er hat einmal gesagt, dass die Konzerte überfüllt waren – weil auf jedem leeren Platz Engel sitzen“, erklärt Grube. Es ist die Freundschaft zu dem längst verstorbenen Salem-Gründer, die ihn immer wieder in die kleine oberfränkische Stadt führt, und die Verbundenheit zu Salem. Leere Plätze allerdings gibt es auch in Stadtsteinach schon lange nicht mehr.

Denn Grubes hochkarätiges Konzert ist ein Geheimtipp bei allen Musikkennern. Sein Programm, das er in Stadtsteinach präsentierte, war äußerst anspruchsvoll. Grube interpretierte Max Regers Präludium und Fuge e-Moll – ein Tribut an Reger anlässlich seines 100. Todesjahres. Höhepunkt des Konzertes war Johann Sebastian Bachs „Chaconne d-Moll“. Bach schrieb sie, nachdem seine Frau verstorben und in seiner Abwesenheit beerdigt worden war. „Das Werk ist spannungsvoll und sehr traurig, aber trotzdem zuversichtlich. Es strahlt irgendwie Gottvertrauen aus und ist auch für den Interpreten Medizin“, erklärte Grube.

Bach hat damit alles gesagt

„Die Chaconne in d-Moll ist das größte Werk, das es in der Violinliteratur gibt. Bach hat damit alles gesagt, was man sagen kann“, so der Violinist. Grube spielte bei seiner Interpretation mit den Bach’schen Harmonien, brachte aber auch die Zerrissenheit zum Ausdruck. Fast selbstständig glitt der Bogen in atemberaubender Geschwindigkeit über die Saiten.

Ein äußerst wichtiges Lied war die Variation über ein afghanisches Volkslied. Komponist Gerhard Track hatte dieses Lied dem Geigenprofessor gewidmet. Und Michael Grube hat es in Kabul aufgeführt. Es soll ein Lied für den Frieden sein. „Beim afghanischen Volkslied habe ich ein Vierteltonsystem. Das ist eine große Bereicherung, so etwas zu spielen. Es hat fast etwas Meditatives“, sagt der Professor.

Grube fing mit vier Jahren an

Schon mit vier Jahren hat Michael Grube angefangen, Violine zu spielen. „Mein Vater war der heute noch bekannte, aber leider schon längst verstorbene Geiger und Komponist Professor Max Ludwig Grube. Er war auch mein erster Lehrer.“

Für ihn ist es eine Verpflichtung, auswendig zu spielen. Denn nur so kann ein geradezu philosophisches Werk wie „Morceau“ von Henri Vieuxtemps gelingen. „Damit erwecke ich die Solowerke wirklich zum Leben. Es ist genauso, ob Sie frei sprechen können oder eine Rede ablesen würden – so ist das auch mit der Musik. Also, eine Liebeserklärung an meine Frau wollte ich jedenfalls nicht ablesen. Nie. Und Musik ist auch Liebe, das ist erwiesen“, sagt der Professor. Liebe in Tönen ist für Grube auch das „Andante con espressione“ von Henri Wieniawski. Von der Tatsache, dass Grube auf einer echten Amati-Geige spielt, macht er wenig Aufhebens. „Diese Geige ist zärtlich. Sie spricht und bringt enorme, auch sehr dramatische, Kontraste. Sie fördert wunderschöne Farben zutage und eignet sich speziell für französische Musik, für den Impressionismus. Aber auch für Johann Sebastian Bach“, sagt Grube bescheiden.

Blumen für das Publikum

Bei seinem Konzert in Stadtsteinach hatte Michael Grube auch einige musikalische „Blumen“ für seine Fans: Er spielte „Die Biene“, „Dannyboy“ – eine irische Weise und „Guten Abend, gute Nacht“ auf seine Art. Und zwar so intensiv, dass so mancher im Publikum eine Träne verdrückte. „Ich habe bei Dannyboy eine raffinierte Edition verwendet mit den Original-Bogenstrichen von Fritz Kreisler. Das ist akademisch, ruft aber etwas sehr Gefühlsmäßiges hervor“, erklärt der Virtuose die Details.

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