Vom Ungarn Zsolt Ferenczy sehen wir unter anderem einen Bullen und einen Bären. Es hätte der Anspielung auf Aktienkurse nicht bedurft, wir vernehmen die Botschaft auch so: Böse Börse, böses Kapital. Ferenczy bleibt – ästhetisch ganz okay – an der Oberfläche.
Ein Sammelsurium
Auch dank der völligen Abwesenheit erklärender Texte in der Ausstellung – noch der Hinweis auf verwendete Materialien fehlt, ebenso der Titel – darf man die Bilderzusammenstellung als Sammelsurium wahrnehmen, dem man das im Veranstaltungskalender ausgewiesene Motto nicht abnimmt. Bei der einzigen Videoarbeit wird es unappetitlich: Es tropft, die Flüssigkeit bildet eine Pfütze auf Asphalt. Es soll sich dabei um Verwesungsflüssigkeit handeln, ausgesickert aus einem Laster, in dem die Leichen von Flüchtlingen gefunden wurden. So zapft David Kleinl so etwas wie Kunst aus dem Elend dieser Welt.
Werke von Syrern sind auch zu sehen: Kitsch, der das anspruchsvolle Thema nicht trifft. Marion Kilianowitsch hat "Briefe an Europa" verfasst. Unter anderem sind von ihr zu sehen: Eine Papierrolle, die von der Galerie runterhängt, ein paar Schuhe, eine Hose, ein schmutziges weißes Hemd. Alles Zeugnisse von einer Wanderung zur Grenze, 27 Kilometer lang. Weil derlei Distanzen nun wirklich nicht genügen, um jemandem zum Eintrag in einen Sportalmanach zu verhelfen, hat Kilianowitsch auf die Mitnahme von Wasser und Nahrung verzichtet, um die Mildtätigkeit der Umgebung zu prüfen: ein angesichts des Ernstes des Themas fragwürdiger Versuch.
Es gibt übrigens auch Werke, die des Hinsehens lohnen. Hüseyin Isiks „Karte der Gewalt“ zum Beispiel; aber derlei geht in Beliebigkeit unter.
Das kommt nichts zusammen
In der linken Ecke sieht man auf einem Sockel ein Gefäß mit einem Strauß Rosen darin. Man ahnt den Titel: "I never promised you a rose garden", vermutet vielleicht einen gesellschaftskritischen Seitenhieb auf die europäische Gesellschaft und ihre kühle Haltung gegenüber hoffnungsvollen Flüchtlingen. Doch, nein, halt: Der Strauß ist offenbar von der Vernissage übriggeblieben.
Eines der Blätter hat sich von der Wand gelöst und liegt am Boden (beim zweiten Besuch, am Dienstag). Gehört das da weg, oder ist das Kunst?
Wie Bayreuth in seinem Neuen Rathaus Kunst präsentiert, ist von berüchtigter Lieblosigkeit. In den Verwaltungsbunker kommt man üblicherweise eben nicht, um Kunst zu studieren. Das soll offenbar auch so bleiben. Hier nun gilt's der Partnerschaft mit dem Burgenland: Mit dieser Präsentation ist wenigstens den Geboten der Diplomatie Schuldigkeit getan. Irgendwie.
Im guten alten Fluchtpunkt kommt zusammen, was nicht zusammenkommen kann – und das zum höheren Sinn einer auch nach fünfhundert Jahren noch aufregenden Kunst. Das gelingt in diesem neuen „Fluchtpunkt“ mitnichten. Es kommt nicht einmal zusammen, was zusammengehört: Bild und Relevanz.