Unter den Top 20
Im gesamten deutschen Außenhandel spielt die Türkei in den Top 20: Nach Angaben des Statistischen Bundesamts rangierte das Land im vergangenen Jahr auf Rang 14 der größten Abnehmer deutscher Waren (22,4 Milliarden Euro). Damit lag die Türkei noch vor Russland, Japan oder Südkorea. Rund 60 Prozent aller deutschen Exporte entfielen auf den Maschinenbau sowie auf die Automobil- und die Chemiebranche. Allein in diesen drei Wirtschaftsbereichen wurden Waren mit einem Volumen von insgesamt 14 Milliarden Euro in die Türkei exportiert.
Doch die zunehmend unsichere politische Lage dämpft offenbar die Aussichten vieler deutscher Geschäftszweige: Auch der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, Eric Schweitzer, sieht neue Geschäftsdeals bedroht. Ein Abfluss des Kapitals habe zudem bereits eingesetzt. Dabei ist die Türkei auf Geldgeber aus dem Ausland angewiesen. Hintergrund ist das chronisch hohe Leistungsbilanzdefizit des türkischen Staats. Das Land verbraucht wesentlich mehr Waren und Dienstleistungen als es exportiert – und baut somit Auslandsschulden auf.
Ramschniveau droht
Hauptursache für das Ungleichgewicht im Außenhandel ist nach Angaben des Auswärtigen Amts die hohe Abhängigkeit von importierten Energie- und Rohstoffen sowie Vorerzeugnissen für die Industrie. Damit nicht genug: Auch die Kreditwürdigkeit der Türkei steht nun offenbar auf dem Spiel. Wegen der unsicheren Lage nach dem gescheiterten Staatscoup erwägen die Bonitätsprüfer von Moody’s, das Rating der Türkei auf Ramschniveau zu senken. Durch die Auswirkungen der Unruhen könnten sich Reformen und das wirtschaftliche Wachstum deutlich verzögern, so die Annahme.
Mit Material von dpa