Firma Greiffenberger in der Krise?

Von Roland Töpfer
 Foto: red

Was ist los bei der Greiffenberger AG? Eine Mitteilung über die Verlängerung von Finanzierungs- und Stundungsvereinbarungen lässt aufhorchen.

 
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Darin heißt es, das Marktredwitzer Unternehmen habe sich mit seinen Geldgebern über eine Verlängerung der ursprünglich bis zum 31. März 2016 laufenden Finanzierungs- und Stundungsvereinbarungen bezüglich Konsortialdarlehen und Genussrecht geeinigt. „Die Verträge werden bis zum 31. Oktober 2016 laufen und auf die Zinszahlungen ausgeweitet.“ Die Einigung stehe seitens der Finanzierer unter den üblichen Gremienvorbehalten.

Spielraum geschaffen

Alleinvorstand Marco von Maltzan ließ wissen, mit der Vereinbarung habe sich das Unternehmen finanziellen und zeitlichen Spielraum geschaffen, um das im November 2015 angekündigte Konzept zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit sowie zur nachhaltigen Verbesserung der Ertrags- und Liquiditätssituation der Greiffenberger-Gruppe zu Ende zu entwickeln und die Umsetzung zu beginnen. „In diesem Zusammenhang werden wir alle sich bietenden Handlungsoptionen für die Greiffenberger-Gruppe sorgfältig abwägen."

Ob sich hinter der verschlüsselten Botschaft des Vorstands eine handfeste Unternehmenskrise verbirgt? Im letzten Zwischenbericht zum 30. Juni 2015 wird die Nettofinanzverschuldung des Konzerns (Bankverbindlichkeiten und Genussrecht minus liquide Mittel) mit 40,6 Millionen Euro angegeben. Von den Kreditlinien wurden 39,1 Millionen beansprucht, an freien Kreditlinien blieben 6,2 Millionen. Zusammen mit liquiden Mitteln des Konzerns von fünf Millionen ergäben sich daraus 11,2 Millionen freie Mittel.

Aussetzung der Tilgungszahlungen

Bereits in November letzten Jahres hatte die AG mitgeteilt, sie habe „auf der Grundlage der aktuellen Geschäftsentwicklung ihre Finanzierungspartner informiert, dass voraussichtlich die in ihrem Konsortialdarlehensvertrag vereinbarten Finanzkennziffern zum 31. Dezember 2015 nicht eingehalten werden können und während der verbleibenden Laufzeiten bis März 2017 voraussichtlich eine Aussetzung der jeweils vereinbarten Tilgungszahlungen aufgrund des Konsortialdarlehensvertrags und des bestehenden Genussrechts notwendig ist“. Es sei vereinbart worden, dass bei Bedarf zunächst bis zum 31. März 2016 fällige Tilgungsleistungen bei Konsortialdarlehen und Genussrecht ausgesetzt werden, hieß es damals.

Zu möglichen Konsequenzen für das Unternehmen und den Inhalt des angekündigten Konzepts zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit wollte sich das Unternehmen auf Kurier-Anfrage nicht konkreter äußern. Es sei zu früh, darüber zu spekulieren, hieß es. Sollen Unternehmensteile oder sogar das ganze Unternehmen verkauft werden? „Zu früh, um zu spekulieren“, war die erneute Antwort.

Korrigierte Prognosen

Für Anfang April ist eine Bilanzpressekonferenz zu den vorläufigen Zahlen 2015 geplant. Die Hauptversammlung findet am 29. Juni in Marktredwitz statt. Die Gruppe, deren größtes Unternehmen ABM (Antriebstechnik) in Marktredwitz sitzt, musste im vergangenen Jahr ihre Umsatzprognosen von zunächst 153 bis 158 Millionen auf 150 Millionen Euro korrigieren. Der operative Gewinn sollte zunächst drei bis 4,5 Millionen erreichen, wurde dann auf „ein positives Ergebnis auf Ebit-Basis“ abgesenkt. Zur Gruppe gehören auch noch Eberle in Augsburg (Metallbandsägeblätter und Präzisionsbandstahl) und BKP Berolina in Velten bei Berlin (Kanalsanierung). Greiffenberger beschäftigt knapp 1100 Mitarbeiter, davon fast 750 in Marktredwitz. Das Vorstandsbüro ist in Augsburg.

Wann kehrt Stefan Greiffenberger zurück?

Seit Oktober letzten Jahres ist der frühere Alleinvorstand Stefan Greiffenberger krank. Er leidet nach Angaben des Unternehmens an einer Viruserkrankung und sollte zunächst für bis zu drei Monate pausieren. Für ihn wechselte der frühere Aufsichtsrat Marco von Maltzan in den Vorstand. Im Januar wurde das Vorstandsmandat von Maltzan für weitere drei Monate bis Ende April verlängert. Wann Stefan Greiffenberger zurückkommt, ist unklar.

Die Familie Greiffenberger, die mit knapp 51 Prozent die Mehrheit am Unternehmen hält, hatte sich an einer Kapitalerhöhung im letzten Jahr nicht beteiligt. Der Kurs der Greiffenberger AG ist stark gesunken. 2010 wurde sie noch mit rund neun Euro gehandelt, aktuell notiert sie bei knapp drei Euro. Das Unternehmen ist an der Börse noch knapp 16 Millionen Euro wert.