Golfen: Von Rasenhöhen, Blitzeinschlägen, Maulwürfen und vielen Vorurteilen Golf: (K)ein Sport wie jeder andere

Von Ralf Münch

Der Fußballabend am Mittwoch hatte es wieder gezeigt: Fußball ist Gott. Und wenn nicht Fußball, dann doch Basketball, Handball oder Eishockey. Diese Sportarten füllen ganze Hallen, während andere weniger populär sind - wie etwa Golf.

 
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Seit zwölf Jahren ist Roland Trost Geschäftsführer der Golfanlage Weidenloh bei Pottenstein. 115 Hektar ist die gepachtete Anlage mit 18 Löchern groß. Ungefähr acht Kilometer ist die Strecke, die man bei dem Spiel zurücklegt - in toller Natur. Dort kann man aber erst spielen, wenn man die Platzreife hat. Der kleinere Platz mit neuen Löchern ist der Anfängerplatz. Dort muss man sich den Sport erst aneignen, bis man eben zur Platzreife kommt. Das geht bei einem etwas schneller, bei einem anderen dauert etwas etwas länger. „Wir beobachten, wie sich der Neuling anstellt und wenn wir denken, dass er auf den großen Platz spielen kann, dann darf er“, so Trost.

Nach dem Kurs ein Clubausweis

Andere Clubs machen es mit der Platzreife anders. Manche bieten Wochenendkurse an, händigen nach dem Kurs den Clubausweis aus. Mit diesem kann der Golfer, selbst nach nur einem Wochenende, auf großen Plätzen spielen. „Naja. Nach einem Wochenende kann man wirklich kein Golf spielen. Man kennt keine Regeln, nicht das Verhalten auf dem Platz“, sagt Trost weiter. Überhaupt: Wer denkt, dass beim Golf alles genau festgelegt ist, der täuscht sich.

Keine Vorschriftüber die Rasenhöhe

Für die Höhe des Grases gibt es da kein vorgeschriebenes Reglement. Manche Vereine lassen das Gras 2,5 Millimeter wachsen lassen, andere 5 Millimeter. „Das wird nicht vorgeschrieben. Man könnte das Gras auch zehn Zentimeter wachsen lassen. Dann keiner mehr spielen wollen“, so Trost weiter.

Gerade bei Golf halten sich hartnäckig Vorurteile: Ein langweiliger Sport für Rentner mit gut gefülltem Geldbeutel und einem Klientel, das dann elitär gerne unter sich bleibt. Stimmt das? „Nein. So stimmt das nicht alles“, betont der Geschäftsführer. Zwar sei es früher tatsächlich einmal so gewesen, dass es viele Clubs gab, deren Mitglieder gerne unter sich geblieben seien. Und es könne auch sein, dass es von den Golfclubs immer noch so zwei Prozent gibt, die das immer noch so machen. Inzwischen hat sich das aber geändert. Trost: „Wir versuchen immer wieder den Leuten zu zeigen, dass dem nicht so ist. Wir wollen eben nicht suggerieren, dass Golf ein erlauchter Sport ist. Sondern einer für jedermann.“ Sobald aber Vorurteile existieren, ist es schwer die aus den Köpfen wieder heraus zu bringen. Und mit etwa 800 Mitglieder, Tendenz steigend, klappt das auch einigermaßen. Und, dass der Sport nicht nur ein Seniorensport ist, zeigt sich in der Alterspanne, die hier mitmacht - von zweieinhalb bis 90 Jahre sind alle Altersgruppen vertreten.

Besser konzentrieren

Sami Haberberger ist einer der Jüngeren die hier spielen, seit zwei Jahren. Er wird am 30. April acht. Die Platzreife für den großen Platz hat er zwar noch nicht, aber jeden Samstag steht er auf dem Übungsplatz – bei einem Turnier hat er auch schon einmal einen Pokal für den ersten Platz gewonnen. Ein Junge auf dem Golf- nicht auf dem Fußballplatz? „Fußball mag ich überhaupt nicht. Das ganze laute Gegröle. Ich mag es wenn es ruhig ist. Da kann ich mich richtig konzentrieren“, sagt er. Er erklärt wie er zu diesem Sport gekommen ist: „Ich hatte eine Spielkonsole daheim, mit einem Golfspiel.“ Da hatte er zwar nur einen Plastikschläger in der Hand und der Golfball, den man in den Fernseher pfeffern könnte, fehlte natürlich auch. Bei seinem Opa hat er in einer Ecke schließlich Golfschläger gefunden. Die hat er mitgenommen und im Garten seiner Eltern geübt. Schließlich ist er mit seinem Vater nach Weidenloh zum Golfen gefahren und war sofort begeistert. Er bleibt dabei - will auf jeden Fall weiter machen.

Manchmal auch Maulwürfe

Selbst Pächter eines solchen wunderschönen Grüns haben genau die gleichen Probleme wie Besitzer einer ungemähten Wiese: „Ja natürlich. Maulwürfe haben wir auch. Besonders dann, wenn in den Monaten, in denen der Platz nicht geöffnet ist, nicht gemäht wird. Sobald aber gemäht wird, dann stören die Vibrationen die Tiere“, sagt Trost. Und Wildschweine graben, zwar sehr selten, aber ab und an doch, schon einmal Löcher an den Rändern des Platzes.

Es gibt Gewitterwarnungen

Und mit zwei weiteren Vorurteilen räumt der Geschäftsführer auch auf. Zum einen mit dem Thema der Langweiligkeit: „Was wir hier bieten, ist ja nicht nur Golf, sondern Freizeit in schöner Natur.“ Und außerdem: Ungefährlich ist der Sport auch nicht zwangsweise. Denn es ist auch schon einmal passiert, dass einem ein Golfball an den Kopf geflogen ist. Und wie verhält es sich mit dem Gerücht, dass Golfer besonders leicht von einem Blitz, der in den Schläger einschlägt, getroffen wird? Trost schmunzelt: „Ach. Das ist wirklich ein Gerücht. Sobald man auf freiem Feld steht, kann das natürlich passieren. Auch einem Wanderer.“ Tatsächlich gibt es aber dennoch ein System, passenderweise mit dem Namen „Blitz“, vom deutschen Golfverband. Dort werden Gewitterwarnungen heraus gegeben. Sobald das passiert, fahren die Mitarbeiter herum und informieren die Spieler über die Warnung mit dem Tipp das Gelände zu verlassen - da scheint es dann doch schon einmal irgendwo einen Golfspieler erwischt zu haben. Und ein Schönwettersport ist Golf auch nicht zwingend: „Bei Regen stehen durchaus die Sportler in Regenjacken draußen und spielen. Das ist kein Problem“, sagt Trost.

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