Ihr Chef Gerd Schmelzer, der frühere Präsident des 1. FC Nürnberg, beschreibt sie als „absoluten Teamplayer“ nennt Ihre „Fähigkeit zur Zusammenarbeit sensationell“, lobt sie als „außerordentlich dynamisch, zielstrebig und sehr individuell“. Sind das im Leistungssport erworbene Charakterzüge?
Müller: Ich glaube schon. Spitzensportler bringen in der Regel Soft Skills mit, die sie sich in der Karriere erworben haben. Denn nur mit ihnen, wie etwa Durchsetzungsvermögen, Team- und Kritikfähigkeit, Selbstdisziplin und -beherrschung wirst du im Sport was. Fachlich bringe ich ja nur eine rudimentäre Vorbildung mit, bin aber so wohl ins Unternehmen integrierbar.
Sehen Sie sich im Video einen Videogruß des Bayreuther Schwimmers Florian Vogel an.
Derzeit klagen diverse deutsche Sportler aus Randsportarten darüber, dass sie sich für ihren Leistungssport quasi rechtfertigen und berufliche Nachteile in Kauf nehmen müssen. Reihen Sie sich in diesen Chor ein?
Müller: Nein, es gibt so viele attraktive Berufsangebote für Leistungssportler. Ich hatte 13 oder 14 Trainingseinheiten pro Woche – die Zeit für das Studium nebenher hat dennoch vollkommen ausgereicht. Das kann doch zum Beispiel auch jeder Fußball-Profi machen, wenn er nicht gerade mit dem FC Bayern oder einem anderen Spitzenclub ständig auf Reisen ist. Das Leben nach dem Karriereende ist noch sehr lang, da braucht man was. Im Übrigen neide ich den Fußballern nicht deren hohes Einkommen. Wenn zum Hockey 150 Zuschauer kommen und zum Nürnberger Club in der 2. Fußball-Bundesliga 25 000, dann zeigt das das öffentliche Interesse, und der Fußballer verdient nach diesem Faktor entsprechend mehr.
In Bayreuth wird diskutiert, ob man die in die Jahre gekommene Stadthalle renoviert oder besser gleich abreißt - könnten Sie und einige Hockey-Nationalspieler beim Abriss helfen? Man denke da an die Feier auf der MS Deutschland nach dem London-Gold, bei der einiges zu Bruch ging.
Müller: Ach, diese fiese Geschichte. Von der Bild-Zeitung gehypt und falsch dargestellt, von unserem Verband leider nicht richtiggestellt. Der Abend war beschissen, wir wollten den Olympiasieg feiern, vier Jahre vorher in Peking haben die Hockeyspieler gezeigt, dass es kaum bessere Partygäste gibt als sie, 18 junge Leute aus gutem Elternhaus. Aber auf dem Traumschiff war es schlecht organisiert, meine Familie kam beispielsweise wegen Überfüllung erst gar nicht drauf. Und wir sollten nach 90 Minuten wieder gehen, weil die Passagiere schlafen wollten. Die Tanzfläche für vielleicht 50 Leute war mit rund 300 Menschen proppenvoll, da fielen der Bedienung wegen der Enge dann einige Tabletts zu Boden und verschmutzten den Teppich. Viel mehr war nicht.
Nun wieder seriös: Bis 2020 gehören Sie dem Nürnberger Stadtrat an. Wie sind Ihre Erfahrungen in diesem Gremium?
Müller: Man kann in seinem Spezialgebiet durchaus etwas bewegen. Ich hatte mir das für den Sport vorgenommen und habe auch einiges erreicht. Deprimierend sind nur viele Sitzungen, die sich quälend lange hinziehen.
Zum Schluss ein Zitat von Ihnen, das rund acht Jahre alt sein dürfte: „In zehn Jahren wäre ich gern: ein anerkannter Manager in der Sportbranche, dazu zweifacher Vater und ein guter Golfer mit Handicap 2.“ Trifft das noch zu?
Müller: Das mit dem Sportmanager wird wohl nichts. Setze dafür: erfolgreicher Immobilien-Entwickler. Die Familienplanung wird konkret: Ich kann verkünden, dass meine Frau Annalena und ich Ende Juli unser erstes Kind erwarten. Zum Golfspielen komme ich gerade eher weniger, darüber reden wir vielleicht in 30 Jahren noch mal.
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