Zwei junge Transportunternehmer arbeiten im Advent als Wirte Glühweinhütte als Treffpunkt für ganz Heinersreuth

Von Heike Hampl
Andreas Wölfel (links), Ingrid Zeitler (Zweite von links) und Stefan Zeitler (Dritter von links) haben am Heinersreuther Sportplatz mit ihrer Glühweinhütte einen Treffpunkt geschaffen, der gut ankommt. Um Ärger mit den Nachbarn zu vermeiden, halten sie sich streng an den Zapfenstreich um 22 Uhr. ⋌Foto: Wittek Foto: red

Geschlossene Wirtshäuser, langweiliges Landleben, kaum mehr Dorfgemeinschaft. Stefan Zeitler (29) und Andreas Wölfel (27) wollten das nicht hinnehmen. „Wir geben den Heinersreuthern einen gemeinsamen und besonderen Ort. Und sei es für sechs Wochen im Jahr“, sagt Wölfel. Die beiden Heinersreuther betreiben die Glühweinhütte am Sportplatz. Mit ihrem Erfolg hatten sie nicht gerechnet.

 
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Es ist Zufall, dass Stefan Zeitler und Andreas Wölfel Hüttenwirte sind. Die beiden betreiben eigentlich zusammen ein Transportunternehmen in Heinersreuth. Vor zwei Jahren haben sie den Auftrag bekommen, eine Glühweinhütte nach München zu transportieren, wieder abzuholen und einzulagern. Ein Jahr später stand die Hütte zum Verkauf. Das war im November 2013. „Wir haben nicht nachgedacht und einfach gesagt: Wir kaufen das Ding und stellen es in Heinersreuth auf“, sagt Wölfel. Zwei Wochen später haben sie eröffnet, damals noch auf dem Rewe-Parkplatz.

Samstags ist die Hütte voll

Hütte umbauen, Ausstattung besorgen, Gesundheitszeugnisse einholen, Schankerlaubnis beantragen. „Das Landratsamt war sehr entgegenkommend und nett zu uns. Kaum zu glauben, dass das alles so kurzfristig geklappt hat“, sagt Wölfel. In diesem, dem zweiten, Jahr sind die beiden Wirte mit ihrer Hütte zum Sportplatz umgezogen, aus Platzgründen. An den Samstagabenden ist die Glühweinhütte mit mehr als 100 Gästen voll, die Wirte haben einen Balkon mit Heizpilzen angebaut.

In der November-Sitzung des Gemeinderates, kurz vor der Eröffnung, standen die Bedenken einiger Nachbarn zur Debatte, die eine Lärmbelästigung fürchteten. Harald Hacke (CSU) hatte sich in der Sitzung stark gemacht für die Hütte. Selbst ist er nun regelmäßig Gast. „Die Hütte ist klasse. Und ich bewundere die beiden jungen Leute, die hier im Ort was auf die Beine stellen und ein Risiko eingehen“, sagt er. Er nutzt die Hütte, um auch mal mit anderen, mit jüngeren ins Gespräch zu kommen und sie zum Beispiel direkt auf die örtlichen Vereine anzusprechen und ihnen eine Mitgliedschaft zu empfehlen. „Die Hütte ist wirklich zum Treffpunkt für die ganze Gemeinde geworden“, sagt Hacke.

Sorgen wegen Lärm

Bisher habe es keine Beschwerden wegen Lärm gegeben, sagt Hüttenwirt Zeitler. Thomas Timpel (36) ist selbst Nachbar und Stammgast. Er sagt: „Wegen dem Lärm klagt in der Nachbarschaft keiner mehr. Im Winter hat man die Fenster doch sowieso geschlossen. Die meisten meiner Nachbarn treffe ich hier sogar, ist doch eine tolle Idee.“

Für die beiden Wirte bedeutet die Hütte Verzicht in der Vorweihnachtszeit. Verzicht auf Freizeit, Familie, Ruhe. Nach der Arbeit in der Spedition schenken sie fünfmal in der Woche in der Hütte aus. „Ohne meine Mutter wären wir verloren“, sagt Zeitler. Ingrid Zeitler (53) ist so etwas wie die gute Seele der Hütte. Kann es sein, dass sie vielleicht diejenige ist, die hier den Laden schmeißt? Ingrid Zeitler kneift die Augen zusammen, lächelt und sagt: „Nein, nein. Das schaffen die Jungs schon. Aber sie arbeiten viel und ich sperre die Hütte pünktlich auf, wenn es bei den zweien länger dauert.“

Zeitler und Wölfel wollen mit ihrem Betrieb der Gemeinde und der Region nutzen. Sie kaufen im örtlichen Rewe-Markt ein, die Semmeln für die Würstchen bei der Bäckerei Hübsch, Glühwein und Säfte von der Kelterei Plassenburg. In ihrer Hütte wollen sie es gemütlich haben, viel Holz, passende Musik. Einen Treffpunkt, so beliebt wie das Wirtshaus früher. Wölfel nennt das: „Einen Ort zum Lachen und Ratschen – zumindest auf Zeit.“

Info: Jeden Mittwoch bis Freitag hat die Glühweinhütte am Sportplatz in der Zeit von 17 bis 22 Uhr geöffnet. Jeden Samstag und Sonntag von 14 bis 22 Uhr. Am 24. Dezember ist die Hütte zum letzten Mal geöffnet, dann gibt es ab 10 Uhr Weißwurstfrühstück.