Einzelkritik: Nur drei Spieler aus dem Medi-Kader besitzen Verträge für kommende Saison Glücksgriffe und Mitläufer

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Mit dieser Startformation ging Medi Bayreuth zu Beginn der abgelaufenen Saison ins Rennen (von links): Kyle Weems, Nicolai Simon, Brian Qvale, Kevin Hamilton, Ronald Burrell. Aus diesem Kreis hat nur Burrell einen laufenden Vertrag für das kommende Spieljahr. Foto: Kolb Foto: red

Unterm Strich war am Ende alles in Ordnung: Platz 14 bedeutete für Medi Bayreuth am Ende der Bundesligasaison den Klassenerhalt und immerhin sogar das zweibeste Ergebnis seit dem Aufstieg im Jahr 2010. Die Beiträge der einzelnen Spieler waren allerdings recht unterschiedlich und werden nun in den Vertragsverhandlungen für die kommende Saison zur Diskussion stehen. Wir versuchen einen Überblick über Glücksgriffe und Mitläufer.

 
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Nur bei drei Spielern aus dem bisherigen Kader gibt es nichts zu verhandeln: Die Verträge von Bryan Bailey, Ronald Burrell und Simon Schmitz gelten noch für ein weiteres Jahr.

Tom Spöler (Nr. 7)
Nach Verletzungspech zu Saisonbeginn fand er nie den Anschluss; fast nur bedeutungslose Kurzeinsätze, wenn die Entscheidung gefallen war (und selbst das nur selten); keine ernsthafte Alternative für die Position vier, auf der es Bedarf gegeben hätte: athletisch zu schwach für die Kämpfe unter den Körben, aber auch zu unsicher als Distanzwerfer und zu langsam für den Zug zum Korb.

Statistik: 10 Spiele / 5:12 Min. Einsatzzeit / 1,2 Punkte (Trefferquote: 18,8 Prozent) / 0,8 Rebounds / Effektivität: 0,2.

DJ Seeley (Nr. 8)
Nach Sead Sehovic und William Conroy gab der US-Guard Mitte Februar als dritter Stellvertreter für den dauerverletzten Bryan Bailey einen wichtigen Impuls für den Saisonendspurt; vielseitiger und verlässlicher Scorer (nur vier Mal unter zwölf Punkten) mit zunehmender Verantwortung auch für den Spielaufbau.

Statistik: 14 Spiele / 31:03 Min. Einsatzzeit / 13,4 Punkte (Trefferquote: 48,6 Prozent) / 3,3 Rebounds / 2,6 Assists / 1,1 Ballgewinne / 2,9 Ballverluste / Effektivität: 11,9.

Nicolai Simon (Nr. 9)
Mit hartnäckige Rückenbeschwerden kam er im vergangenen Sommer von seinen ersten sechs Länderspielen zurück, eine Handverletzung setzte ihn in den letzten acht Saisonspielen endgültig außer Gefecht. So zeigte der Shooting Guard der anfänglichen Startformation nur unbeständig die Qualitäten, die ihn zum Nationalspieler gemacht hatten (sicherer Distanzwurf, wirkungsvolle Verteidigung).
Statistik: 24 Spiele / 24:36 Min. Einsatzzeit / 6,5 Punkte (Trefferquote: 40,2 Prozent) / 1,6 Rebounds / 1,7 Assists / 0,2 Ballgewinne / 1,5 Ballverluste / Effektivität: 5,1.

Bryan Bailey (Nr. 11)
Die Qualitäten des schnellen US-Guards sind unbestritten: Wenn es wichtig ist, gibt man ihm den Ball, und mit seinem schnellen Zug zum Korb verspricht er Punkte spätestens an der Freiwurflinie. Was den noch laufenden Vertrag des bald 34-Jährigen zum Risiko macht, ist jedoch die Sorge um seine Fitness. Eine rätselhafte Rückenverletzung setzte ihn schon nach dem vierten Spieltag dauerhaft außer Gefecht und erwies sich als gravierender Kostenfaktor.
Statistik: 4 Spiele / 15:27 Min. Einsatzzeit / 8,0 Punkte (Trefferquote: 45,0 Prozent) / 1,3 Rebounds / 2,3 Assists / 1,5 Ballgewinne / 1,8 Ballverluste / Effektivität: 8,3.

Kevin Hamilton (Nr. 14)
Die Statistik weist den Bayreuther Spielmacher als einen der besten BBL-Akteure auf seiner Position aus. Seine 5,7 Assists pro Spiel werden nur von Jared Jordan (Bamberg, vorher Bonn) übertroffen. Außergewöhnlich für einen Guard ist zudem sein beständiger Beitrag zur Reboundausbeute. Hamilton profitierte davon, dass er mit Brian Qvale unter dem Korb einen sicheren Verwerter für seine Vorarbeit fand. Während der langen Krise der Mannschaft hätte man sich aber mehr Führungsqualitäten vom Spielmacher gewünscht. Sorgen bereitet zudem eine gewisse Verletzungsanfälligkeit vor allem wegen der alljährlichen selbst auferlegten Doppelbelastung des 30-Jährigen durch zusätzliche Spiele in seiner Heimat Puerto Rico. In dieser Saison fehlte Hamilton zwar nur in drei Spielen, aber in den beiden Spieljahren zuvor kam er insgesamt nur auf 27 Einsätze. In Kombination mit dem langzeitverletzten Bailey erscheint das Bayreuther US-Duo auf den Guard-Positionen zwar hochkarätig, aber auch leicht „wacklig“.
Statistik: 31 Spiele / 30:17 Min. Einsatzzeit / 9,4 Punkte (Trefferquote: 43,9 Prozent) / 5,2 Rebounds / 5,7 Assists / 1,2 Ballgewinne / 3,6 Ballverluste / Effektivität: 13,7.

Peter Zeis (Nr. 17)
In der kleinen Wechselrotation von Trainer Predrag Krunic hatte es der Flügelspieler zunächst schwer, seine Fortschritte aus dem Vorjahr (28 Einsätze, 2,3 Punkte) zu bestätigen. In den ersten 15 Spielen stand er insgesamt nur 11:42 Minuten auf dem Feld. In der zweiten Saisonhälfte erarbeitete er sich dann eine Rolle als Platzhalter meist auf größeren Positionen als im Vorjahr. Dabei war auf sein Engagement in der Verteidigung Verlass, aber in der Offensive konnte er nicht viel beitragen (2/15 Würfe).
Statistik: 20 Spiele / 7:01 Min. Einsatzzeit / 0,3 Punkte (Trefferquote: 13,3 Prozent) / 1,1 Rebounds / 0,4 Assists / Effektivität: 1,1.

Tyree Chambers (Nr. 20)
Das noch nicht ganz 20 Jahre alte Eigengewächs arbeitet sich an das BBL-Niveau heran. Nach eher symbolischen 38 Einsatzsekunden in der Vorsaison bekam der Aufbauspieler vereinzelt schon ernsthaftere Aufgaben (zehn Minuten in Oldenburg, 13 in Ulm) und erzielte seine ersten Bundesliga-Punkte (3/5 Dreier, 2/2 Freiwürfe).
Statistik: 15 Spiele / 3:15 Min. Einsatzzeit / 0,7 Punkte (Trefferquote: 37,5 Prozent) / Effektivität: 0,6.

Simon Schmitz (Nr. 21)
Zum zweiten Mal in Folge hat der Kapitän kein einziges Saisonspiel versäumt, insgesamt fehlte er in den 136 Spielen der vier bisherigen Bayreuther BBL-Jahre nur acht Mal. Zuverlässigkeit ist auch seine Stärke auf dem Feld als Backup auf der Spielmacher-Position: solide Abwehrarbeit, Spielführung ohne viele Fehler. Wenn es allerdings stimmt, dass Schmitz zu den besserverdienenden Spielern gehört, dann muss man von ihm mehr Akzente in der Offensive erwarten.
Statistik: 34 Spiele /13:07 Min. Einsatzzeit / 2,7 Punkte (Trefferquote: 30,5 Prozent) / 1,3 Rebounds / 1,3 Assists / 0,1 Ballgewinne / 0,7 Ballverluste / Effektivität: 2,6.

Phillipp Heyden (Nr. 22)
Verletzungsbedingt begann die Saison für den Rückkehrer (nach zwei Jahren beim Mitteldeutschen BC) erst am fünften Spieltag. Dann bewies er aber bald die Fortschritte gegenüber seinem ersten Bayreuth-Gastspiel in der Saison 2010/11: In der wichtigen Rolle als Stellvertreter für den mit mehr als 30 Einsatzminuten überforderten Brian Qvale hielt er das Niveau auf der Centerposition mit viel Engagement in der Verteidigung und beim Rebound. Oft brachte er sogar etwas an zusätzlicher Energie ins Spiel. Mit zunehmendem Selbstvertrauen tat er sich gegen Ende der Saison auch hin und wieder in der Offensive hervor
Statistik: 29 Spiele / 12:15 Min. Einsatzzeit / 5,4 Punkte (Trefferquote: 58,4 Prozent) / 2,4 Rebounds / 0,6 Blocks / 0,6 Ballverluste / Effektivität: 6,2.

Ronald Burrell (Nr. 30)
Neutral betrachtet, war der namhafte Neuzugang aus Oldenburg einer der besten Bayreuther. Er musste jedoch hohen Erwartungen gerecht werden (vermutlich auch einem entsprechenden Preis), und dafür war seine Formkurve nicht beständig genug. In der Krise der Mannschaft war er kaum einmal der erhoffte mitreißende Typ. Das lag nicht selten an seiner Foulbelastung (3,7 im Schnitt), vor allem aber auch an der fehlenden Unterstützung durch Alternativen für die Position vier.
Statistik: 34 Spiele / 24:56 Min. Einsatzzeit / 11,2 Punkte (Trefferquote: 45,5 Prozent) / 4,8 Rebounds / 1,7 Assists / 0,4 Blocks / 0,9 Ballgewinne / 2,1 Ballverluste / Effektivität: 10,9.

Kyle Weems (Nr. 34)
Ursprünglich war der Ex-Berliner Zach Morley für diese Position vorgesehen gewesen, musste aber vor der Saison verletzungsbedingt passen. Die Alternative in Person von Kyle Weems, dessen Anlauf in die NBA gescheitert war, erwies sich jedoch als Glücksfall. Der letztjährige Bonner Topscorer wurde auch in Bayreuth zum verlässlichsten Punktesammler. Kein anderer Spieler riss die Zuschauer so oft von den Sitzen, sowohl an der Dreierlinie als auch beim Dunking. Nur in sechs Spielen blieb seine Ausbeute einstellig. Nicht immer war die Trefferquote beständig, aber im Durchschnitt war sie respektabel.
Statistik: 34 Spiele / 32:30 Min. Einsatzzeit / 14,6 Punkte (Trefferquote: 45,7 Prozent) / 5,6 Rebounds / 1,6 Assists / 0,6 Blocks / 0,9 Ballgewinne / 1,4 Ballverluste / Effektivität: 14,8.

Brian Qvale (Nr. 41)
Wohl die beste Personalentscheidung von Ex-Trainer Krunic: nicht so bekannt wie Burrell und Weems, aber für das Teamgefüge mindestens ebenso wertvoll. Der kräftige Center dominierte nicht selten unter beiden Körben und musste auch den Vergleich mit den namhaftesten Gegenspielern auf seiner Position nicht scheuen. Die Vorarbeit von Spielmacher Hamilton verwertete er unter dem Korb viel zuverlässiger als sein Vorgänger Gary McGhee. Nur in sechs Spielen erzielte Qvale weniger als zehn Punkte. An der Freiwurflinie wäre mitunter noch etwas mehr möglich gewesen.
Statistik: 34 Spiele / 26:49 Min. Einsatzzeit / 13,1 Punkte (Trefferquote: 58 Prozent) / 6,0 Rebounds / 1,1 Assists / 0,7 Ballgewinne / 1,3 Blocks / 1,9 Ballverluste / Effektivität: 15,0.

Beckham Wyrick (Nr. 42)
Wenn sich irgendwann die Hoffnung auf die deutsche Staatsbürgerschaft erfüllt, kann der 30-Jährige eine wertvolle Alternative sein: engagiert in der Verteidigung und immer für den einen oder anderen Dreier gut. Für die Besetzung einer Ausländerstelle war er jedoch zu oft ein solider, aber unauffälliger Mitläufer. Als die nachverpflichteten Sead Sehovic und William Conroy gleichzeitig im Kader standen, saß Wyrick als überzähliger Ausländer neben der Bank.
Statistik: 30 Spiele / 17:15 Min. Einsatzzeit / 4,3 Punkte (Trefferquote: 34,6 Prozent) / 3,0 Rebounds / 0,5 Assists / 0,3 Ballgewinne / 0,6 Ballverluste / Effektivität: 4,5.

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