Gipfeltreffen der Auto-Veredler

Von Moritz Kircher
Die Autotuner von Car Bro'duction: Kati, Criss, Alex, Tobs, Manu und Mona (von links). Foto: Andreas Harbach Foto: red

Mehr als 600 frisierte Fahrzeuge erwarten die Auto-Tuner von Car Bro'duction am kommenden Sonntag zu einem Treffen auf dem Flugplatz in Speichersdorf. Dabei sein darf alles, was Räder und einen Motor hat und irgendwie modifiziert ist. Car Bro'duction gibt es seit etwas mehr als zwei Jahren. Und die Clubmitglieder geben sich Mühe, nicht nur ihre Autos sondern auch den schlechten Ruf der Szene aufzupolieren.

 
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Kati, Chriss, Alex, Tobi, Manu und Mona sitzen auf der Terrasse im Café del Sol in Bayreuth. Immer, wenn draußen im Kreisel ein Auspuff röhrt, recken sie ganz automatisch ihre Hälse und schauen nach dem frisierten Ofen, der gerade vorbei fährt. Ihre eigenen getunten Autos stehen auf dem Parkplatz. Mehrere Golf GTI, ein Opel Corsa und ein Passat Kombi – alles, was Räder und einen Motor hat, lässt sich auch tunen.

Rund ein Dutzend Mitglieder aus dem Raum Bayreuth und Kulmbach

Aus der Leidenschaft wurde ein Hobby. Aus dem gemeinsamen Hobby wurde vor knapp zwei Jahren ein Club. Car Bro’duction. So steht es auch auf dem Logo, das ihre Autos auf der Heckscheibe tragen. Mittlerweile hat der Club rund ein Dutzend Mitglieder aus den Landkreisen Bayreuth und Kulmbach. Anfangs sind sie nur auf Tuner-Treffen gefahren.

Bald hatten sie ihre eigene Facebook-Seite, auf der sie immer wieder Bilder von den neuesten Modifikationen an ihren Autos posteten. „Dadurch wurden wir schnell recht bekannt in der Gegend“, sagt Alex. Geschraubt oder gebastelt wird an den Autos nicht. Wenn sie bei Car Bro’duction von den Veränderungen an ihren Wagen sprechen, fällt jedes Mal der Begriff „veredeln“.

Video über das Tuner-Treffen im vergangenen Jahr von Blechfilm

Angefangen hat alles bei Chriss. Schon als Kind hat er seinem Vater immer über die Schulter geschaut, wenn der an einem Auto rumgeschraubt – Pardon – etwas veredelt hat. Bald hat er beim Golf IV Cabrio seiner Mutter selbst mit Hand angelegt und sich dann, als er den Führerschein hatte, das Auto komplett unter den Nagel gerissen. Chriss hat Kfz-Mechatroniker gelernt. Jetzt ist er 26 und hat schon seinen Meister gemacht.

Beim Kombi die Hintertüren zugeschweißt

Den Passat-Kombi, den Chriss mittlerweile fährt, hat er schon drei Mal komplett umgebaut. Der Wagen ist olivgrün lackiert, blitzblank, tiefergelegt, bei niedrigen Drehzahlen grummelt der Auspuff vor sich hin. Sobald Chriss das Gas antippt, zeigt die ehemalige Familienkutsche, dass das, was unter ihrer Haube steckt, nicht mehr viel mit dem Original zu tun hat. Die Hintertüren sind zugeschweißt. Warum? „Wer hat schon einen Dreitürer-Kombi?“, sagt der Tuner und lacht.

Genau darum geht es, sagt Tobi. „Wir wollen eben kein Auto von der Stange fahren.“ Tunen ist für die jungen Leute alles, was dem Auto eine individuelle Note verleiht. Das geht beim dem Bekleben des Wagens mit Folien los und geht über Umbauten an der Karosserie bis hin zu mehr Leistung, die sich aus dem Motor rauskitzeln lässt. „Wenn man sein Auto veredelt, ist das was Schönes“, sagt Manu. Ist das Auto irgendwann fertig? „Da scheiden sich die Geister.“ Im Zweifel fängt man dann eben von vorne an. So wie Chriss mit seinem Passat.

Die Idee: ein eigenes Tuner-Treffen

Bei den Prüfstellen von TÜV und Dekra sind die Jungs und Mädels von Car Bro’duction jedenfalls Dauergäste. Denn jeder Umbau an den Autos muss geprüft und eingetragen werden. Chriss lacht. „Die schlagen schon die Hände über dem Kopf zusammen, wenn wir mal wieder kommen.“

Die Autos nur für sich veredeln und auf die Treffen fremder Clubs fahren, das war den Freunden bald zu wenig. Kurz nach Gründung von Car Bro’duction brachte Tobi im April vergangenen Jahres die Idee ins Spiel, ein eigenes Tuner-Treffen zu veranstalten. Schon während seines Studiums hatte er ein Gewerbe angemeldet und Erfahrungen in der Eventveranstaltung gesammelt. Also setzte er sich in sein Auto, fuhr durch die Region und suchte nach einem passenden Ort.

Auf Anhieb waren 500 Tuner mit ihren Autos da

Zuerst landete er auf dem Flugplatz in Bindlach. Das passte aber nicht so recht. Er bekam dort den Tipp: Fahr doch mal nach Speichersdorf. Gesagt, getan. Die Örtlichkeit am dortigen Flugplatz war ideal, die Rahmenbedingungen passten. Und innerhalb von vier Monaten zogen die Tuner im vergangenen Jahr erstmals die Veranstaltung „Performance on Wheels“ auf. Auf Anhieb kamen knapp 500 Tuner mit ihren Fahrzeugen und insgesamt 1000 Besucher aus einem Umkreis von mehreren Hundert Kilometern. Auf dem Rollfeld war alles da, vom frisierten Motorrad über Oldtimer bis zum getunten Lastwagen.

Am Sonntag findet das Treffen nun zum zweiten Mal statt. Die Veranstalter rechnen damit, dass noch ein paar Autos mehr kommen. „Das ist kein klassisches Parkplatztreffen“, sagt Manu. Jeder ist willkommen, auch Besucher, die sich die Wagen nur anschauen wollen. Es wird keine quietschenden Reifen geben und auch keine Rennen. Nicht einmal Alkohol wird ausgeschenkt. „Die Leute müssen ja alle wieder nach Hause fahren.“

Den Ruf der Szene aufpolieren

Mit dieser Haltung wollen die Tuner den schlechten Ruf der Szene etwas aufpolieren. „Der ist nur teilweise berechtigt“, sagt Alex. „Wir wollen mit unserem Treffen zeigen, dass es auch Leute gibt, die was im Hirn haben.“ Kreative, die einfach gerne an ihren Autos basteln und sich immer wieder was neues einfallen lassen.

Alex kennt die verrufene Seite. Er steht mit seinem GTI an der Ampel. Ein anderes PS-starkes Auto rollt an, lässt den Motor aufheulen und will ihn so zum Kräftemessen herausfordern. „Warum sollte ich das machen?“, fragt er. „An der nächsten roten Ampel stehe ich dann wieder neben ihm.“

Info: Das Tuner-Treffen „Performance on Wheels“ findet am kommenden Sonntag von 9 bis 18 Uhr auf dem Flugplatz in Speichersdorf statt. Neben den erwarteten rund 600 Autos gibt es eine Händlermeile und einen Wettbewerb, bei dem unter anderem der lauteste Auspuff und die leistungsstärkste Hi-Fi-Anlage prämiert werden.

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