Giftige Stoffe im Boden

Linß

Die Behörden sind alarmiert, geben aber Entwarnung. „Für die Bewohner des betroffenen Gebiets gibt es keinen Grund zur Besorgnis“, sagen Landratsamt und Stadt Kulmbach auf Anfrage des Kuriers. Allerdings haben aktuelle Untersuchungen im Kulmbacher Stadtteil Blaich den Verdacht auf Altlasten erhärtet.

 
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Auf die möglichen Gefahrenstoffe im Boden ist die Umweltschutzbehörde nach dem Abriss eines Hauses in der Michel-Weiß-Straße aufmerksam geworden. Eine Fachfirma aus Neustadt am Kulm hat deshalb den Bereich von der Michel-Weiß-Straße, Ängerlein und Blaicher Straße über die Hugo-Hesse-Straße bis zur Hermann-Limmer-Straße untersucht. Der Bericht liegt nun vor.

Krebserregende Stoffe

Mit 26 sogenannten Kleinrammbohrungen haben die Experten bis in eine Tiefe von drei Metern Bodenproben entnommen. Ihr Ergebnis: Das untersuchte Gelände ist mit gesundheitsgefährdenden Stoffen belastet. Ein Münchner Labor hat in den Proben Blei und Zink, Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) wie Naphthalin und Benzoapyren, Mineralölkohlenwasserstoffe (MKW) und Antimon nachgewiesen. Die chemischen Verbindungen stehen in Verdacht, krebserregend zu sein.

Belastetes Auffüllmaterial?

Bei Wasserproben aus vier Grundwassermessstellen und zwei Privatbrunnen waren keine Verunreinigungen aufgetreten. Das Landratsamt hat eine Erkundung in Auftrag gegeben und das Wasserwirtschaftsamt Hof eine zusätzliche orientierende Untersuchung. Dabei kam heraus, dass das Gelände zum Teil noch vor dem Zweiten Weltkrieg aufgefüllt worden ist. Das unebene und tiefer liegende Areal sollte damit nutz- und bebaubar gemacht werden. Offenbar war das verwendete Auffüllmaterial belastet. Auch Haus- und Gewerbemüll sind womöglich ohne Rücksicht auf künftige Generationen in den Boden eingebracht worden.

Detaillierte Analyse nötig

Als Konsequenz aus den Funden ist nun eine Detailuntersuchung erforderlich, erklären das Landratsamt und die Stadt. Zuerst müsse herausgefunden werden, über welche Flächen sich die Altablagerungen konkret erstrecken. Weitere Kleinrammbohrungen zur Erkundung des Bodenaufbaus sind dazu nötig. Außerdem brauche es eine detaillierte Gefährdungsabschätzung für die Schutzgüter Mensch, Grundwasser und Nutzpflanzen. „Sofortmaßnahmen zum Schutz der Bewohner sind nicht notwendig“, stellen die Behörden im Gespräch mit dem Kurier fest.

Das Landesamt für Gesundheit empfiehlt lediglich für einige wenige Flächen, kleine Kinder unter sechs Jahren vorsorglich nicht auf unbefestigten Böden spielen zu lassen. Die Behörden wollen die Betroffenen direkt informieren. Eltern brauchen sich beispielsweise auch keine Sorgen über eine Gesundheitsgefährdung ihrer Kinder zu machen, die auf dem städtischen Spielplatz gespielt haben.

Weitere Messstellen erforderlich

Beteiligte Fachstellen sind das Wasserwirtschaftsamt Hof, das bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit und das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Kitzingen. Sie bestimmen den Umfang der Detailuntersuchung. Darüber hinaus werden die Fließverhältnisse des Grundwassers und die Schadstoffsituation im Grundwasser geprüft. Dazu müssen die Behörden nun weitere Messstellen errichten.

Das betroffene Gebiet wird seit vielen Jahrzehnten als Wohngebiet genutzt. Um das Ausmaß der Belastung festzustellen, sind auf den Grundstücken weitere Untersuchungen notwendig. Die genaue Zahl der sogenannten Flächenmischproben steht aber noch nicht fest.

Stadt zu Sanierung bereit

Wenn sich herausstellen sollte, dass eine Sanierung nötig ist, um die Altlasten zu entfernen, werde die Stadt alle erforderlichen Schritte unternehmen, heißt es aus dem Rathaus. Weil es sich in der Blaich um ein Gebiet handelt, auf dem neue Wohnungen geplant sind, sollen die Probleme so schnell wie möglich gelöst werden. Damit die Stadt die Kosten nicht alleine tragen muss, stehen eventuell Förderprogramme bereit.

Das Kulmbacher Gesundheitsamt schließt aus, dass von den Altlasten eine Gefahr für die Bevölkerung ausgeht. Je länger die giftigen Stoffe im Boden sind, desto unwahrscheinlicher ist es, dass sie vom Körper aufgenommen werden. Die Öffentlichkeit ist bei der Stadtratssitzung am Donnerstagabend darüber informiert worden, dass Altlasten in der Blaich gefunden worden sind. Die Stadt steht vor der Aufgabe, die Umweltsünden der früheren Generationen in den Griff zu bekommen.

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