Gewog: Nachdenken verboten!

Von Thorsten Gütling
Gewog privatisieren? Denkt nichtmal dran! Foto: Andreas Harbach Foto: red

Egal, ob man die Bayreuther Wohnungsbaugesellschaft Gewog jetzt wirklich zu einem Teil in private Hände geben will oder nicht. Der Vorstoß des frisch gekürten Vorsitzenden der Jungen Liberalen, Matthias Sing, ist Gold wert. Weil er aufzeigt, woran es in Bayreuth krankt.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Klar gibt es gute Gründe gegen eine Privatisierung des sozialen Wohnungsbaus. Warum sollte jemand, der viel Geld hat und noch mehr Geld will, nicht versuchen wollen, zumindest einen Teil der Wohnungen aufzupolieren und teuer weiter zu verscherbeln. Dann wird es schwierig für die, die auf billige Wohnungen angewiesen sind. Gerade das Beispiel Dresden, das der Jurastudent ins Feld führt, zeigt ja, dass man das einem Investor teilweise sogar erlauben muss und er sich dann trotzdem über die Regeln hinweg zu tricksen versucht. Ganz ehrlich: Dresden ist wirklich nicht das beste Beispiel für gelungene Privatisierung im sozialen Wohnungsbau.

Tabubruch!

Aber wofür man Matthias Sing dankbar sein muss, ist, dass er mit Tabus bricht. Dass er sich traut, laut über unpopuläre Möglichkeiten nachzudenken, um die klamme Stadtkasse zu entlasten. Dass er sich anmaßt, die „heiligen Kühe“ der Stadt anzurühren. Denn Sing hat nicht nur die Gewog im Visier. Während Kulturschaffende grundsätzlich nach mehr Geld vom Freistaat schreien, fordert er für die Festspiel-GmbH ein Zuschusslimit von fünf Prozent des Gesamtbudgets. Warum? Weil sich die Verantwortlichen dann Gedanken darüber machen müssten, wie sie junge Leute künftig für die Oper begeistern wollen.

Reaktionen?

Die Reaktionen der Etablierten? Die spricht Bände. „Finger weg“ sagt BG-Chef Stephan Müller. Rathauschefin Brigitte Merk-Erbe lehnt den Vorschlag gleich „kategorisch“, das heißt dem Duden zufolge „keinen Widerspruch duldend“, ab. Diskussion? Fehlanzeige! Wiederum andere relativieren: Mit 115 Millionen Euro Schulden stehe die Stadt doch gar nicht so schlecht da. Klar, mehr Minus geht immer. Aber nur weil sich die Lage entspannt, wenn Kredite kostenlos zu haben sind, heißt das nicht, dass es unter anderer Zinspolitik nicht dramatisch werden könnte. Höchste Zeit also, dass junge Menschen wie Matthias Sing den Mund aufmachen.