Gewinne der VR-Banken gehen zurück

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Präsentierten eine ordentliche Bilanz der oberfränkischen VR-Banken (von links): Karlheinz Kipke, Gregor Scheller, Jürgen Handke und Roland Streng. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Bei Bilanzsummen, Einlagen und ausgereichten Krediten haben Oberfrankens Volks- und Raiffeisenbanken im abgelaufenen Jahr teils gut zugelegt. Dennoch hat sich der Druck durch Niedrigzinsen und Regulatorik in deutlich sinkenden Ergebnissen niedergeschlagen. Und auch die Zahl der Mitarbeiter und Filialen ist weiter rückläufig.

 
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Das Vertrauen der Kunden in die VR-Banken der Region, deren addierte Bilanzsumme erstmals zwölf Milliarden Euro durchbrach, macht Gregor Scheller (Forchheim), Bezirkspräsident des Genossenschaftsverbands Bayern, bei der Bilanz-Präsentation an zwei Zahlen fest. Die Einlagen der Kunden sind erneut gestiegen, vor allem aber gab es bei den Krediten ein deutliches Plus. Dennoch klafft hier eine Lücke. Zwar legten die Ausleihungen um 4,4 Prozent auf gut 5,7 Milliarden Euro zu, davon gut 2,2 Milliarden Euro im Firmenkundenbereich (plus 5,2 Prozent). Der Bestand an verwalteten Kundengeldern beträgt aber fast 9,7 Milliarden Euro (plus 2,9 Prozent). Woraus folgt, dass ein hoher Betrag von den Banken selber wieder angelegt werden muss. Das sei im derzeitigen Niedrigzinsumfeld „eine große Herausforderung“, sagte Scheller. Den Banken gehe es da wie ihren Kunden bei der Suche nach möglichst sicheren Anlagen, die trotzdem noch etwas abwerfen.

Immer weiter sinkende Zinsspanne

Viele Kunden hätten mittlerweile verinnerlicht, dass sie heute für etwas Rendite auch ein gewisses Risiko eingehen müssten. Deshalb laufe vor allem das Geschäft mit Investmentfonds immer besser. Allerdings seien viele Anleger in diesem Umfeld dann trotzdem wieder eher sicherheitsorientiert, es würden häufig kapitalgesicherte Fonds genommen. „Damit ist das eingesetzte Geld zwar garantiert, es gehen aber auch Chancen verloren, weil die Absicherung ja auch etwas kostet“, sagte Scheller. Insgesamt stieg das außerbilanziell verwaltete Kundenvolumen – also vor allem an genossenschaftliche Verbundpartner vermittelte Geschäfte – um 8,2 Prozent auf knapp 5,8 Milliarden Euro.

Das Ergebnis vor Ertragssteuern der noch 22 VR-Banken im Bezirk ging deutlich um 8,5 Prozent auf 88,5 Millionen Euro zurück. Hauptgrund war die immer weiter sinkende Zinsspanne, die das Zinsergebnis trotz des Zuwachses bei den Krediten um 6,4 Prozent auf 229 Millionen Euro drückte. Das konnten das um 3,9 Prozent auf 74 Millionen Euro verbesserte Provisionsergebnis, in das übrigens auch die tendenziell steigenden Gebühren einfließen, und Einsparungen bei den Betriebskosten um 1,6 Prozent auf 203,5 Millionen Euro nicht auffangen.

Keine betriebsbedingten Kündigungen

Die Kosten wurden unter anderem dadurch gesenkt, dass die Zahl der Mitarbeiter um rund 170 auf jetzt gut 2550 zurückging und es 20 mit Personen besetzte Filialen weniger gibt als ein Jahr zuvor. Schellers Stellvertreter Karlheinz Kipke (Coburg) betonte, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen gebe. Doch werde bei ausscheidenden Mitarbeitern immer abgeklopft, ob die Stelle nachbesetzt werden müsse.

Dafür würden die Häuser gerne mehr junge Menschen ausbilden – 122 waren es im vergangenen Jahr, gut 20 weniger als 2016. „Wir spüren den Nachwuchs- und Fachkräftemangel wie fast alle anderen Branchen auch“, sagte Kipkes Stellvertreterkollege Jürgen Handke (Bayreuth-Hof). Kipke sprach vom Kampf um die Talente. Er berichtete aus der VR-Bank Coburg von zwölf unterschriebenen Ausbildungsverträgen für 2017, aber nur fünf der jungen Leute hätten ihre Stelle dann auch angetreten. Von den anderen hätten die meisten dann doch lieber ein Studium begonnen.

Zunehmend Kooperationen

Das Filialnetz stehe permanent auf dem Prüfstand, sagte Handke. Das digitale Angebot werde dank hoher Investitionen immer besser, manche Filiale werde außer zur Bargeldversorgung kaum noch genutzt: „Da müssen wir uns fragen, ob wir überall einen ständig besetzt Schalterraum brauchen, oder mal eine SB-Stelle mit Geldautomat reicht.“ Die Beratung vor Ort könne anders gewährleistet werden.

Dass das Fusionstempo nach dem Zusammengehen von Bayreuth und Hof sowie Kulmbach und Kronach an Fahrt zulegt, glaubt Scheller nicht. Allerdings gebe es zunehmend Kooperationen, die es auch kleineren Häusern ermöglichten, die stetig steigenden Anforderungen zu erfüllen und selbstständig zu bleiben. Die beiden Großfusionen hatten laut Kipke noch einen anderen Effekt. Die Netto-Mitgliederzahl sank, weil sie um Doppelmitgliedschaften bereinigt wurde.

Scheller sieht die VR-Banken für die Zukunft gerüstet, sie stünden solide da. Den Rückgang der Ergebnisse kommentierte er launig so: „Da haben Oberfrankens Genossenschaftsbanken ja deutlich mehr Gewinn gemacht als die Deutsche Bank.“

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