Innung kündigt Tarifvertrag Bäcker und Bäckereiverkäufer müssen mit Einschnitten rechnen

Von Peter Engelbrecht
Harte Tarifauseinandersetzungen erwartet die Beschäftigten der Bäckereien in Bayern. Foto: Andreas Harbach/Archiv Foto: red

Mehr Arbeit am Sonntag, bis zu zehn Tage weniger Urlaub und kein Urlaubsgeld mehr: Die knapp 600 Bäcker und Verkäuferinnen im Raum Bayreuth stünden vor enormen Einschnitten, warnte die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die bayerische Bäckerinnung habe den Tarifvertrag gekündigt und einen wahren "Horrorkatalog" vorgelegt. Danach sollen sogar Krankheitstage von den Urlaubstagen abgezogen werden, sagte der oberfränkische NGG-Geschäftsführer Michael Grundl in Bayreuth.

Die bayerische Bäckerinnung wies die Vorwürfe zurück. Die Gewerkschaft verderbe mit ihrer Informationspolitik das Verhandlungsklima, sagte Landesinnungsmeister Heinz Hoffmann in München. Die Vorgehensweise der NGG sei „aggressiv“ und eine Stimmungsmache gegen die Arbeitgeber. Die vom Verband geforderten Tarifänderungen zielten „auf Klarstellungen oder notwendig gewordene Anpassungen“ an die geänderte Rechtslage ab. Durch verschiedene Gesetzesänderungen und neue Urteile sei in den vergangenen Jahren „das Gleichgewicht zulasten der Arbeitgeberseite einseitig gestört“ worden. Dies gelte es bei den Tarifverhandlungen wiederherzustellen.

Für Gewerkschafter Grundl schneiden sich die Arbeitgeber „mit ihren Angriffen ins eigene Fleisch“: Man könne nicht die Tradition im Bäckerhandwerk hochhalten und gleichzeitig Fachkräfte durch schlechte Arbeitsbedingungen vergraulen. Bislang gilt in bayerischen Bäckereien ein Manteltarifvertrag für alle Mitarbeiter – vom Bäcker über die Verkäuferin bis zur Reinigungskraft. „Wenn es nach den Bäckerchefs geht, soll damit ab Oktober Schluss sein“, warnte Grundl.

Konkret sieht der Vorschlag der Bäckerinnung vor: Das Urlaubsgeld von bis zu 142 Euro soll komplett gestrichen, die Sonntagsarbeit ausgeweitet und die Probezeit verdoppelt werden. „Der Gipfel ist die geplante Urlaubsregelung. Von 30 Urlaubstagen sollen bis zu zehn Tage mit einzelnen Krankentagen verrechnet werden“, sagte Grundl. Wer über längere Zeit krank sei, dem blieben dann nur noch 20 Urlaubstage. „Wer zum Bäcker geht, der bekommt Qualität und eine freundliche und fachkundige Bedienung – anders als in einem Billigbackshop. Deshalb müssen die Beschäftigten auch angemessen bezahlt werden.“

Nach Angaben der Innung soll der tarifliche Altersvorsorgebetrag auf 500 Euro pro Jahr erhöht, gleichzeitig aber das Urlaubsgeld gestrichen werden. Weiterhin soll die Zahl der freien Sonntage pro Jahr auf zehn reduziert werden. Das Arbeitszeitgesetz sieht 15 freie Tage pro Jahr vor. Zudem will der Verband den tariflichen Urlaub bei Krankheit anteilig kürzen.

Bilder