Erstes Gespräch von Spitzenvertretern aus Bayreuth und Bindlach über ein mögliches gemeinsames Gewerbegebiet Gewerbegebiet: Appetit auf ein Filetstück

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Erste Gespräche zwischen den beiden Kommunen hat es jetzt gegeben für ein mögliches interkommunales Gewerbegebiet. Entschieden allerdings ist noch gar nichts. "Wir stehen vollkommen am Anfang", sagt der Bindlacher Bürgermeister Gerald Kolb. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Bindlach hat, was Bayreuth fehlt. Wenn auch nicht im eigenen Besitz: eine große Fläche zwischen der Autobahn und der ehemaligen Bundesstraße, genau zwischen den Ortsgrenzen der beiden Kommunen. Ein Filetstück, das sich für Gewerbe geradezu aufdrängt. Bindlach will die Fläche entwickeln. Jetzt hat es ein erstes Gespräch gegeben zwischen den Nachbarn. Gemeinsames Vorgehen? Nicht ausgeschlossen.

 
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Knapp vier Monate hat es gedauert vom Antrag aus der Bayreuther CSU-Fraktion bis zu dem ersten Gespräch zwischen den Nachbarn Bindlach und Bayreuth. Christian Wedlich und Michael Hohl haben den Antrag gestellt, dass Bayreuth doch mit Bindlach Gespräche aufnehmen solle. Weil Bindlach Stellungnahmen von den Behörden, unter anderem der Stadt Bayreuth, eingefordert hatte. Hintergrund: Die Gemeinde will das Filetstück, das mehr als 240.000 Quadratmeter groß ist, als Gewerbefläche entwickeln.

Grenzübergreifende Zusammenarbeit: Beispiele gibt es

Christian Wedlich sagt im Gespräch mit unserer Zeitung: "Seit 2008, seit ich im Stadtrat bin, höre ich immer wieder, dass wir keine ausreichenden zusammenhängenden Gewerbefläche haben." Die Fläche rechts der Autobahn biete sich an, "um sie gemeinsam mit Bindlach zu entwickeln. Ich war überrascht, als im Stadtrat die Anfrage kam, dass Bindlach das Thema jetzt anpackt. Jahrelang hatte es geheißen, dass das Gelände an der A9 nicht angetastet werde". Es gebe, sagt Wedlich, verschiedene Beispiele, wo Kommunen grenzübergreifend bei Gewerbegebieten zusammenarbeiten. Bei der Entwicklung des ehemaligen Fliegerhorstes Leipheim etwa spannen sich mehrere Gemeinden und Landkreise zusammen. Für die Fläche zwischen Bayreuth und Bindlach, die mehreren Bindlacher Grundstücksbesitzern gehört, kann sich Wedlich eine "gemeinsame Vertriebsgesellschaft" vorstellen. "Oder Bayreuth erwirbt einen Teil der Fläche und vergrößert sich." Zumal mindestens ein Bayreuther Unternehmer bereits Interesse an einem Grundstück mit mindestens 5000 Quadratmetern habe, wie Wedlich sagt.

Offenes und sympathisches Gespräch

Der Bindlacher Bürgermeister Gerald Kolb kann sich vergleichsweise entspannt zurücklehnen. "Überrascht, dass Bayreuth an einer Zusammenarbeit interessiert ist, bin ich nicht. Es ist nichts Neues, dass Bindlach interessant ist für Bayreuth", sagt Kolb am Mittwoch im Gespräch mit unserer Zeitung. Kolb sagt, er und die Fraktionsvorsitzenden der Parteien und Gruppierungen im Bindlacher Gemeinderat, die er zu dem Gespräch im Bayreuther Rathaus mitgenommen hatte, seien "ganz locker rein in das Gespräch, haben uns angehört, was man zu sagen hatte. Das wird in den Gremien besprochen und dann im Gemeinderat diskutiert". Er sehe die Unterredung, an der nach Auskunft von Joachim Oppold, dem Pressesprecher der Stadt, neben Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe und Stadtdirektor Ulrich Pfeifer weitere Mitarbeiter der Stadtverwaltung teilgenommen haben, als "völlig offenes und sympathisches Gespräch, bei dem aber noch kein Ergebnis herausgekommen ist".

Hochwasserproblematik betrifft beide Kommunen

Zu dem Filetstück an der Autobahn, über das der Bindlacher Gemeinderat erst am Montagabend beraten hatte,  sagt der Bindlacher Bürgermeister: "Der Gemeinde selbst gehört dort nichts, wir sind immer auf die Eigentümer angewiesen." Das sei das eine Problem. Das andere wiege mindestens gleich schwer, betreffe aber Bayreuth und Bindlach gleichermaßen: "Das Hochwasser-Thema entlang der A9. Deshalb wird sicher auch nicht die ganze Fläche verwertbar sein." Und: Auch Bayreuth müsse an das Wasser-Thema von der anderen Seite der Autobahn ran. Wenn Flächen für Gewerbe genutzt werden können, dann soll "allerdings die Ansiedlung in die ländliche Struktur reinpassen. Wir wollen keine Riesendinger hier stehen haben".

"Lösung muss ein Geben und Nehmen sein"

Dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Kommunen bei Gewerbetrieben nichts komplett Neues ist, belegten laut Kolb die Unternehmen Lyondell-Basell und MAN. Beide Firmen haben Betriebsstätten auf Grund beider Kommunen. "Die Lösung muss immer ein Geben und Nehmen sein. Wenn es uns beiden gut geht, ist die Welt doch in Ordnung", sagt Kolb.

Anfang kommenden Jahres wollen die Nachbarn weiter sprechen.

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