Wenn man Negatives erwartet - wie soll man glücklich sein?
Der 32-Jährige kann Menschen, die in einer ähnlichen Situation sind wie er und darüber meckern, nicht verstehen: "Ich bin grundsätzlich positiv. Wenn man von Anfang an immer nur Negatives erwartet und immer skeptisch ist, was andere denken - wie soll man da glücklich sein?"
Kinder sind grausam
Allerdings war das nicht immer so. In der Schule war seine Behinderung ein großes Thema. Er musste einstecken, hatte wenige Freunde. "Kinder sind grausam." Erst im Lauf der Zeit ließ das nach. "Je weiter ich in der Schule kam, je höher der Bildungsgrad war, desto mehr spielt es eine Rolle wer du bist und desto weniger spielt das Körperliche eine Rolle. Es wurde zunehmend egaler."
Freunde machen glücklich
"Mit der wachsenden Anzahl der Menschen, die mir gespiegelt haben, dass es keine Rolle spielt, wurde ich glücklicher und fröhlicher." Aber es war schwierig, Menschen zu finden, denen seine körperliche Andersheit egal war - abgesehen von seiner Familie. "Die haben mich einfach immer normal behandelt." Bis heute sind es seine Freunde, die Beni glücklich machen. "Ich brauche andere Menschen zum Glücklichsein, vielleicht gerade weil ich das in der Kindheit nicht hatte. Dann legt man mehr Wert drauf und schätzt jeden umso mehr." Glücklich macht ihn auch seine Katze, "weil sie mein Ruhepol ist, egal wie viel Stress und Ärger ich habe."
"Ich kann unglaublich bescheuert sein"
Er hat sich fest vorgenommen, sein "inneres Kind" zu erhalten. "Man kann nicht immer nur ernst sein, man muss auch mal unbekümmert sein. Ich kann unglaublich bescheuert sein", sagt er grinsend. Aber auch gedanklich braucht er einen Ausgleich. Wenn ihn etwas beschäftigt, schreibt er darüber. "Das war schon immer so: Es muss raus, sonst kreist es im Kopf. Und man will nicht immer alles erzählen."
Ohne Rolli geht es nicht
Benjamin ärgert sich nicht, wenn sich wieder einer aufplustert, wenn er mit seinem Mustang auf den Behindertenparkplatz fährt. Er nimmt es mit Humor. "Wenn ich aussteige, guckt der andere an mir runter und die Farbe weicht ihm aus dem Gesicht. Das ist unbezahlbar." Nur wenn die Leute ihn blöd anmachen, dann sagt er den "Freizeitparkwächtern" auch schon mal, dass sie vielleicht erst mal abwarten könnten, bevor sie voreilige Schlüsse ziehen. Denn auch, wenn er ein paar Meter laufen kann: Ohne seinen Rollstuhl geht es eben doch nicht.
Zur Person:
Benjamin Schiller ist 32 Jahre alt und in Leipzig geboren und aufgewachsen. Nach dem Studium der Verwaltungswissenschaften trat er eine Stelle in der Personalabteilung der Bundespolizei in Bayreuth an.