Gesichtstattoos wieder populär

Der neuseeländische Marine-Offizier Rawiri Barriball auf der Devonport Naval Base (Neuseeland). Barriball - einer von etwa 850 000 Maori, - trägt eine Tätowierung über sein Gesicht. Foto: Petty Officer Chris Weissenborn/NZDF/dpa Foto: red

Früher waren Gesichts-Tätowierungen bei den Maori ein Status-Symbol. Dann verpönt. Jetzt sind sie wieder im Trend, nicht nur bei Neuseelands Ureinwohnern. Was nicht allen gefällt.

 
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Arekatera Maihi weiß, wie er auf Leute wirkt: ziemlich Angst einflößend. Was aber auch kein Wunder ist. Der stämmige Mann - einer von etwa 850 000 Maori, Neuseelands Ureinwohnern - trägt eine Tätowierung über sein fast gesamtes Gesicht. Die schwarzen Zeichen, Muster und Linien beginnen am Hals, ziehen sich dann über Kinn, Lippen, Nase und Augenlider bis auf die Stirn und in den Ansatz der Haare hinein. Und der ist bei Maihi, der sein Alter nicht verraten will, schon recht weit oben.

Deshalb hat Maihi, ein gelernter Holzschnitzer, lange gezögert, bis er sich auch sein Gesicht tätowieren ließ. «Man muss wissen, dass man es aushalten kann, wenn die Leute mit dem Finger auf einen zeigen und die Kamera zücken.» Jetzt ist er stolz darauf. Ta Moko, wie die uralte Art des Tätowierens in der Sprache der Maori heißt, ist für ihn das ins Gesicht geschriebene Bekenntnis zu seiner Herkunft.

Heute, nach einer längeren Zeit der Ächtung, liegen Mokos in Neuseeland im Trend. Auch Maori-Frauen lassen sich wieder im Gesicht tätowieren. Während bei Männern der Moko meist das ganze Gesicht bedeckt, tragen Frauen ihre Tätowierung traditionell nur auf dem Kinn und den Lippen.

Ausweis der Identität, wie ein Reisepass

Moko Kauae heißt das dann. Als erste Abgeordnete von Neuseelands Parlament ließ sich im letzen Sommer Nanaia Mahuta (46) eines stechen. «Für mich ist das ein Ausweis meiner Identität, wie ein Reisepass», sagte sie damals.

Früher war das unter den Ureinwohnern gang und gäbe. Bevor die weißen Kolonialherren kamen, trugen fast alle hochrangigen Maori Verzierungen im Gesicht. Auf Fotos und Gemälden aus dem 19. Jahrhundert sind Könige und Stammesführer verewigt, in deren Gesichtern kaum noch ein Fleck frei gewesen wäre. Mit einem Gesetz, dem Tohunga Suppression Act, verbot Neuseeland 1907 jedoch erfahrenen Maori (Tohunga), eine spirituelle und pädagogische Rolle auszuüben.

Damit gingen auch die kulturellen Praktiken und Handwerke der Ureinwohner fast verloren. Das Tätowieren wurde erst von jüngeren Generationen wiederentdeckt, ebenso wie andere traditionelle Künste: Whakairo (Holzschnitzerei) zum Beispiel, Raranga (Weberei) oder auch Kapa Haka, die Tänze, von denen der Rest der Welt vor allem den Kriegstanz von Neuseelands Rugby-Nationalmannschaft kennt.

dpa

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