Genuss: Bier für den Kaminmoment

Von Sophie Scholl
Biersommelier Michael König (Foto) und sein Kollege Alexander Orlet zeigten den Teilnehmern der Food-Pairings, wie Schokolade und Chips den Geschmack des Bieres verstärken können – und umgekehrt. ⋌Fotos: Andreas Harbach Foto: red

5000 Besucher, und damit mehr als vergangenes Jahr, strömten am Wochenende in die alten Gemäuer der Brauerei Maisel. Denn das Liebesbier feierte seinen zweiten Geburtstag. Das feierten die Besucher gemeinsam mit 14 Brauern, die die Vielfalt des Biers präsentierten. Neben den verschiedensten Biervariationen, durfte natürlich auch der Freundschaftssud - der Hopfenreiter- nicht fehlen.

 
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Bei entspannter Atmosphäre im alten Brauereigebäude konnten die Besucher des Festivals ins Gespräch mit den Brauern kommen und deren Biervariationen probieren. Die 14 Brauereien aus Deutschland, Belgien, Dänemark und Österreich standen auf dem zweiten Hoppy Birthday Festival für die Vielfalt des Bieres ein. Egal ob Bier mit Blutoptik, Kaffee- und Schokoladengeschmack oder Bananenaroma. „Wir produzieren abseits vom Mainstream. Wir wollen kein Standardbier herstellen, sondern besondere Aromen ins Bier bringen“, sagt Ralph Hertrich von der Hopferei Hertrich. Zu den besonderen Bieren zählt auch das Blutbier, Black Blood, der österreichischen Brauerei Bevog. „Das Bier wurde extra für ein Metalfestival kreiert. Durch die Rote Bete bekommt es die Farbe von Blut, aber auch ein stärkeres Aroma“, sagt Vasja Golar von Bevog.

Premiere von Duvel

Doch neben den neusten Bierkreationen gab es auch eine Prämiere auf dem Festival. Das erste Mal in Deutschland wurde das belgische Bier Duvel vom Fass ausgeschenkt. „Wir haben dafür extra eine neue Zapfsäule entwickelt. Bei normalen Zapfsäulen wäre nur Schaum aus dem Hahn gekommen“, sagt Nicolas Soenen, Vertriebsleiter von Duvel in Deutschland. Denn normalerweise verwende man fünf Gramm Kohlenstoffdioxid pro Liter Bier, Duvel Bier habe aber 8,5 Gramm Kohlenstoffdioxid pro Liter. „Deswegen ist das Bier besonders spritzig und wird oft als Champagner unter den Bieren bezeichnet“, sagt Soenen. Bei den Besuchern kommt die Biervielfalt gut an. „Es gibt ein großes Angebot an verschiedenen Bieren. Man kann viel ausprobieren“, sagt Johannes Holz-Koberg, Besucher des Bierfestivals. Aber auch Jeff Maisel, Inhaber der Brauerei Maisel, freut sich über die Probierfreudigkeit der Besucher: „Das Schöne ist, dass das Thema Verkostung stärker an Bedeutung gewinnt. Die Besucher probieren immer mehr aus.“

Den Ruf des Bieres retten

Die Brauereien wollen nicht nur die neusten Bierkreationen zeigen, sondern das Bier wieder zu einem Genussgetränk machen. „Pils, aber auch Altbier, ist oft als Saufbier verschrien. Das finden wir schade. Mit unseren besonderen Bieren wollen wir den Ruf des Bieres retten“, sagt Marco Sgarra von der Brauerei Superfreunde. Denn die Kreationen, die Craft-Biere, die mit verschiedensten Aromen angereichert wurden, seien etwas für den besonderen Moment, findet auch Hertrich. „Wir wollen den Menschen einen Kaminmoment schenken. Also einen Moment des Genusses und des bewussten Trinkens. Wann das ist, kann jeder selbst entscheiden.“ Zustimmung finden die Brauereien auch beim Publikum. „Die neuen Craft-Biere finde ich gut, aber es ist definitiv etwas, das man nicht regelmäßig trinken kann. Das ist etwas Besonderes und etwas zum Genießen“, sagt Harri Kosziol, der das Bierfestival das erste Mal besucht.

Tasting und Pairing

Das Festival bot aber neben dem reinen Probieren der verschiedenen Biere auch die Möglichkeit, an Tastings, Vorträgen oder Führungen teilzunehmen. Die Kombination von Bier und Chips ist vielen vom Fernsehabend bekannt, doch welches Bier den Geschmack der Chips am besten hervorbringt, erklärte der Biersommelier Alexander Orlet den Teilnehmern. „Wenn ihr den Paprikageschmack der Chips noch im Mund habt und dann einen Schluck vom Bier nehmt, wird der Paprikageschmack viel intensiver“, sagt Orlet. „So ein Tasting ist eine gute Sache. Sonst trinkt man meistens nur das Bier, das man mag und probiert wenig aus“, sagt Ramona Salberg. „Ich glaube aber, dass es trotzdem schwierig bleibt das richtige Bier zum Essen zu wählen.“ Doch nicht nur Chips und Bier wurden bei den Tastings gepaart. Sondern auch Bier und Schokolade. „Wir haben jetzt an beiden Tastings – Schokolade und Chips – teilgenommen. Man kann das nicht vergleichen. Aber es ist unglaublich, wie das Pairing des Biers und des Essen, den Geschmack entfalten“, sagt Birgit Schober im Gespräch mit dem Kurier.

Zufriedenheit mit Hopfenreiter Nummer drei

Jeff Maisel zeigt sich mit dem Ablauf des Hoppy Birthday Festivals zufrieden. „Am Freitag ist das Festival super angelaufen. Es wurde der neue Hopfenreiter präsentiert, der sehr gut ankam“, sagt Maisel. „Fünf Brauereien haben zusammengearbeitet. Der Hopfenreiter ist ein Zeichen der gemeinsamen Unterstützung“, sagt Eva Ploß, Pressesprecherin der Brauerei Maisel. Der dritte Hopfenreiter habe ein sehr rundes und breites Spektrum an Aromen -dieses Jahr sei es vor allem Erdbeere, so Maisel. Aber nicht nur die Brauereien sind zufrieden. „Bisher haben wir unglaublich viel positive Rückmeldungen bekommen – sowohl von den Brauereien als auch von den Besuchern selbst“, sagt Daniel Burger, Betriebsleiter des Liebesbier. „Der Hopfenreiter ist mittlerweile eine Institution“, sagt Maisel. Einige Besucher des Festivals seien aus Hamburg, Frankfurt oder Cuxhaven angereist.

Das sagen die Gäste

Tobias Merches, 27, Inhaber von  Zombräu: Wir sind das erste Mal hier beim Hoppy Birthday Festival. Es sind viele interessierte Leute hier. Ein sehr gutes und vor allem probierfreudiges Publikum, das auch mal abgefahrene Biersorten probieren will. Das freut uns als Brauerei natürlich sehr.

Veronika Vogel, 25, Studentin: Ich bin hier, weil ich gerne mal die verschiedenen Biere probieren möchte. Und es sind echt unterschiedliche Kreationen, die man hier testen kann. Es ist wirklich interessant. Ich würde im nächsten Jahr wiederkommen.

Pascal Kröger, 25, Student: Ich war schon zur Eröffnung mit Tim Mälzer hier, letztes Jahr dann leider nicht, weil ich in den Semesterferien nicht da war. Deswegen freue ich mich, dass es dieses Jahr geklappt hat. Man kann viele Biere ausprobieren und das zu Preisen, die Studenten nicht allzu sehr auf die Tasche schlägt.

Julian Hübner, 23, Student: Ich finde die gesamte Atmosphäre einfach stimmig. Das Gebäude und das Bier passen einfach zusammen. Ich bin das erste Mal hier und bin begeistert von dem großen Angebot. Gleich stoßen noch ein paar Freunde dazu und wir verbringen hier dann unseren Samstagabend.

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