Am Ende der Warteschlange macht sich leise Frust breit. Es wird versucht, die Zahl derer, die vor einem stehen abzuschätzen. 450 Plätze soll es geben, will ein Mann über sein Smartphone im Internet recherchiert haben. Doch das Opernhaus besitzt, wenn alle Ränge geöffnet sind, sogar 520 Plätze.
Um fünf nach 10 Uhr sind alle Tickets weg. Ein Mann im roten T-Shirt hält strahlend seine Karte hoch: „Ich war um 5.15 Uhr da und bin der Vierte gewesen“, sagt er und ruft „1000 Euro für eine Karte!“. Noch ehe die Menge darüber nachdenken kann, entfernt er sich eilig über eine der Kanalbrücken. Nur, wer so früh wie er oder noch eher in der Opernstraße auf der Lauer lag, hatte eine Chance. Pro Person hätte es laut Vorankündigung für die Generalprobe am Montag, 30. April, um 18 Uhr im wiedereröffneten Markgräflichen Opernhaus zwei Karten geben sollen.
Einige Verärgerte drängen in die Theaterkasse. Eine Frau schimpft: „Wer ist für diesen Scheiß verantwortlich?“ Alle rätseln, wie viele Karten ausgegeben wurden. 100? 150? 250? Jedenfalls keine 450, ist man sich einig. Die Mitarbeiterinnen der Theaterkasse reagieren genervt. Die Karten seien ein Geschenk der Stadt, einen Anspruch darauf gebe es nicht. Ein Teil der Tickets sei für die Mitarbeiter der Philharmoniker reserviert. Und ein Teil der Plätze sei gesperrt, weil die Aufführung live aufgezeichnet wird. Wie viele Tickets für die Bürger da waren, wüssten sie nicht. Ihr Chef Jan Kempgens verweist per Telefon ebenso an das Kulturamt. Dort arbeitet am Wochenende keiner. Der Stadt-Sprecher ist nicht erreichbar.
Kleiner Trost: Weltweit können Klassikfans im Rundfunk und im Fernsehen das Gastspiel des Orchesters dennoch miterleben.