Viertes Leistungszentrum im Landkreis: Wechselladersystem der Waischenfelder Feuerwehr einsatzbereit Gefahrenschutz jetzt auch im Westen

Von

Jetzt hat auch der westliche Landkreis eins – ein Leistungszentrum zum Katastrophenschutz und zur Gefahrenabwehr. Die Feuerwehr Waischenfeld ist die vierte nach den Wehren in Gefrees, Pegnitz und Speichersdorf, die über ein Wechselladersystem verfügt. Damit wird sich ihr Einsatzbereich spürbar erhöhen. Und vor allem der Übungsaufwand.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Kreisbrandmeister und Kommandant Hermann Neubauer ist kein Mann der großen Gesten und Worte. Ein ruhiger, ein sachlicher Typ, der in der Regel nur sagt, was auch gesagt werden muss. Er verzichtete daher auch auf ein Grußwort, als jetzt die neue Ausrüstungspalette der Waischenfelder offiziell vorgestellt wurde. Er führte die Gäste mit Landrat Hermann Hübner und Kreisbrandrat Hermann Schreck an der Spitze lieber in die Gerätehalle. Dort war Neubauer dann aber ziemlich gesprächig. Hatte er doch viel zu erklären zu dieser 600 000 Euro teuren Investition.

Eine Art Allzweckwaffe

Denn dieses Wechselladersystem ist eine Allzweckwaffe im positiven Sinn. Können doch je nach Einsatzart verschiedene Abrollcontainer auf das Trägerfahrzeug verladen werden. Einer für den Sturm- und Hochwasserschutz, einer für den Katastrophenschutz und schwere technische Hilfeleistungen. Und einer dient für mehrere Funktionen, zum Beispiel für Besprechungen oder die Versorgung der Retter – der fehlt noch, wird aber noch angeschafft. Jeder Container verfügt über eine üppige Ausstattung, die keine Wünsche offenlässt. Werkzeug aller Art, Pumpen, Beleuchtungselemente, Absauggeräte, Hebekissen – bis hin zu Planen und Kanthölzern, mit denen man ein komplettes Haus mit einem Notdach versehen kann, wenn es ein Sturm abgedeckt hat.

Ohne Ausbildung geht da gar nichts

„Da kann nicht einfach jeder ran, das müssen Leute machen, die intensiv an dieser Ausrüstung ausgebildet wurden und ständig mit ihr üben“, so Hermann Neubauer. Mithelfen können da im Ernstfall natürlich auch Kräfte anderer Wehren, aber in erster Linie müssen die Waischenfelder selbst damit umgehen. Weil sie es sozusagen gelernt haben.

Urlaub geopfert

Bürgermeister Edmund Pirkelmann weiß, was die Feuerwehr da auf sich nimmt und beim Bau ihres neuen Gerätehauses schon auf sich genommen hat: „Ihr habt jede Menge zusätzliche Arbeit geleistet, für die Betreuung, für die Pflege, für die nötigen Schulungen.“ Und so mancher habe dafür seinen Urlaub geopfert, ohne ihn der Stadt in Rechnung zu stellen – „all das ist nicht selbstverständlich“. Fast 4,7 Millionen Euro wurden seit 2010 in den Feuer- und Katastrophenschutz in Waischenfeld investiert, die Stadt selbst trug dazu laut Pirkelmann „sage und schreibe 2,78 Millionen“ bei. Ohne Stabilisierungshilfe vom Freistaat wäre dies nicht zu schultern gewesen. Da gelte es Dank zu sagen – der Regierung, dem Landrat, dem Stadtrat.

Landrat verwundert über Lob

Landrat Hermann Hübner sagte angesichts wohlwollender Worte von mehreren Seiten mit Blick auf mehrere Kritikpunkte, denen er sich in jüngster Zeit ausgesetzt sah: „So viel Lob bin ich gar nicht mehr gewohnt.“ Er erinnerte an die umstrittene Einführung der Wechselladersysteme. Da war der Vorwurf, man schaffe eine Zwei-Klassen-Gesellschaft: „Einige kriegen alles, andere noch weniger, als sie eh schon haben, hieß es.“ Längst habe sich gezeigt, dass dieses Modell ein „mutiger Schritt in die Zukunft“ sei.

Es braucht so viele Motorsägen

Es verdiene Anerkennung, dass sich die Waischenfelder Feuerwehr bereiterklärte, den „blanken Westen“ zu bestücken. Denn damit halse sie sich jede Menge Arbeit auf. Wie wichtig es sei, über eine derart umfangreiche Ausstattung zu verfügen, hätten zahlreiche Ereignisse von Unfällen über Sturm- und Hochwasserschäden bis hin zum Absturz der amerikanischen F16 bei Engelmannsreuth bewiesen. Und da brauche es eben auch ein ganzes Sortiment an Motorsägen, „wenn die Wälder bis an die Ortsränder liegen“.

Heute Staunen statt Lachen

„Was wurden wir belacht, was mussten wir anfangs an Prügeln einstecken“, sagte Kreisbrandrat Schreck. Und meinte die ersten Planspiele für die Leistungszentren in den Jahren 2009/2010. Das sei Schnee von gestern. Heute ahmten andere das nach, was der Landkreis als Erster in Bayern vormachte: „Der Kreis Bamberg übernimmt unser Modell eins zu eins, Neumarkt und Nürnberger Land gehen in die gleiche Richtung wie wir.“

Auch in anderen Landkreisen aktiv

Der Umgang mit den Abrollcontainern habe eine „ganz andere Qualität als das Standardgeschäft einer Feuerwehr“. Der Rüstwagen zum Beispiel sei eine „fahrende Werkstatt, das ist eine enorme Aufgabe bei der Ausbildung“. Und die Waischenfelder Wehr müsse aufgrund ihrer Randlage damit rechnen, auch in anderen Landkreisen Einsätze leisten zu müssen. Das zeige schon das Beispiel Pegnitz: „Die Wehr dort musste bis in die Kreise Hof und Lichtenfels ausrücken, weil dort das nötige Material nicht vorhanden war.“

Der Kreis zahlt am meisten

Von den Investitionen in Höhe von 600 000 Euro übernimmt der Freistaat 162 000 Euro plus die Kosten für den „Abrollcontainer Hochwasser“, der Landkreis trägt 392 000 Euro. Der fehlende „Container Mehrzweck“ wird auf 80 000 Euro geschätzt, hier zahlt der Kreis 68 000 Euro als Zuschuss.

Autor