Der Eichenprozessionsspinner breitet sich aus – Giftige Brennhaare können schwere Allergien hervorrufen Gefahr aus dem Baum

Von Stefan Linß
In Kulmbach wurde wegen des Eichenprozessionsspinners ein Sperrgebiet eingerichtet. Foto: Archiv dpa Foto: red

Ein rot-weißes Absperrband flattert im Wind. Das Gelände rund um den Spitzeichener Aussichtsturm bei Ködnitz wird zur verbotenen Zone. „Allergiegefahr!“ ist auf den Warnschildern zu lesen.

 
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Denn an den Ästen der mächtigen Eichen hat sich ein gefährlicher Schädling breit gemacht. Der Eichenprozessionsspinner sucht derzeit auch Bäume im Kulmbacher Stadtteil Blaich heim. Bei Schimmendorf an der Ortsgrenze zu Gärtenroth ist ebenfalls eine Eiche betroffen.

Niemand darf sich unter den Baumkronen aufhalten und auf keinen Fall sollten Raupen und deren Nester angefasst werden. Darauf weisen die Warnschilder hin. Der Kindergarten Auferstehungskirche in der Blaich hat reagiert. Die Einrichtung liegt am Waldrand. Aus Sicherheitsgründen dürfen die Mädchen und Buben nicht mehr im Freien spielen.

Denn die Raupen des Nachtfalters sind brandgefährlich. „Die Brennhaare fliegen in alle Richtungen, setzen sich in die Kleidung und auf die Haut und werden mit der Atemluft eingesogen“, sagt Friedhelm Haun, der Kreisfachberater für Gartenbau im Landkreis Kulmbach. Das Gift kann schwere Ausschläge an Haut und Schleimhäuten auslösen, auch Asthma-Anfälle und einen Schock.

Im vergangenen Sommer waren bereits mehrere Eichenbäume am Kulmbacher Rehberg vom Prozessionsspinner betroffen. Auch in Neudrossenfeld in der Nähe von Schule und Sportplatz mussten Nester von der Feuerwehr entfernt werden.

Vor wenigen Jahren war der Eichenprozessionsspinner im Raum Kulmbach noch weitgehend unbekannt. Mittlerweile scheint es dem Insekt in Oberfranken immer besser zu gefallen. Die Raupen kommen in warm-trockenen Gebieten in Bayern vor, bevorzugt in lichten Wäldern, an Einzelbäumen und Waldrändern, teilt das bayerische Landesamt für Gesundheit mit. In Jahren mit großer Trockenheit drohe die Gefahr der Massenvermehrung.

„Wir werden uns wohl damit arrangieren müssen“, sagt Alexander Kusche von der Naturschutzbehörde am Landratsamt Kulmbach. Eine flächendeckende Bekämpfung des Prozessionsspinners sei schwierig. Alexander Kusche kennt einen Betroffenen, der unliebsame Erfahrungen mit den Brennhaaren gemacht hat. Diese hafteten auch Monate nach dem Raupenbefall noch am Stamm. Beim Holzmachen hat der Betroffene einen juckenden Ausschlag an den Händen bekommen.

Allergisch hat zuletzt auch Gartenbaufachberater Friedhelm Haun reagiert. Allerdings nicht auf Raupengift, sondern auf eine Beschädigung eines Naturdenkmals. Der Täter hat offenbar aus Liebeskummer in die Rinde einer mehr als 100 Jahren alten Eiche gesägt. Aber auch dieser Baum ist vom Prozessionsspinner befallen. Wer dort die Säge ansetzt, riskiert seine Gesundheit.

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