Gedenken: Das Schicksal der Sinti und Roma

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Am Mahnmal zum Gedenken an die von den Nazis ermordeten Bayreuther Sinti findet am heutigen Samstag eine Gedenkfeier statt. Vor genau 75 Jahren, am 16. Dezember 1942, hatte Reichsführer SS Heinrich Himmler den „Auschwitz-Erlass“, der die Ausrottung der Sinti und Roma anordnete, erlassen. ⋌Foto: Andreas Harbach Foto: red

Wie sie zu Tode gekommen sind, ließ sich nie klären. Mit großer Wahrscheinlichkeit jedoch wurden Max und Wilhelm Rose auf grausame Weise ermordet. Die beiden Brüder sind die einzigen Bayreuther Sinti, deren Schicksal nach ihrer Deportation bekannt ist. Die Kreisvereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten (VNN-BdA) erinnert am heutigen Samstag mit einer Gedenkveranstaltung an das Schicksal der Sinti und Roma.

 
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Max und Wilhelm Rose wurden wie zigtausende Sinti und Roma in Europa Opfer des Völkermordes der Nazis, der auf dem „Auschwitz-Erlass“ von Reichsführer SS Heinrich Himmler basiert und in dem die Vernichtung aller im Deutschen Reich lebenden Sinti und Roma angeordnet wurde. Am heutigen Samstag, dem 75. Jahrestag des Auschwitz-Erlasses, veranstaltet die Kreisvereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VNN-BdA) am Mahnmal hinter dem Hauptbahnhof, das an die von den Nazis verschleppten und ermordeten Sinti erinnert, von 16 bis 17.15 Uhr eine Gedenkveranstaltung.

Großes Rätsel

Das Schicksal der Bayreuther Sinti während des Nazi-Regimes sei noch immer ein großes Rätsel, sagt der Bayreuther Historiker Norbert Aas. Wie viele Menschen genau deportiert und ermordet wurden, sei nie genau untersucht worden. Auch er kenne lediglich das Schicksal der beiden Brüder Max und Wilhelm Rose. Es müssten aber viel mehr Sinti-Familien Opfer des Ausrottungswahns der Nazis geworden sein. Der 1899 geborene Max Rose, der mit seinem Bruder zusammen in einem Anwesen an der Frauengasse gewohnt hatte, wurde 1941 verhaftet und in das Konzentrationslager Ravensbrück deportiert. Von dort wurde er am 3. November 1942 in das Konzentrationslager Dachau verlegt. Zwei Wochen später, am 18. November, in in überlieferten Unterlagen vermerkt, sei Max Rose „gestorben“. Sein Bruder Wilhelm, zwei Jahre jünger als Max, wurde am 29. Januar 1943 nach Dachau transportiert, wo er am 14. April starb.

Hohe Dunkelziffer

Genaue Details kennt man auch im Landesverband Bayern der Sinti und Roma in Nürnberg nicht. Auf die Frage, ob man denn dort über Kenntnisse über das Schicksal der Bayreuther Sinti verfüge, antwortete Nino Schneeberger, Enkel des Landesvorsitzenden Erich Schneeberger, dass man von einer hohen Dunkelziffer ausgehe, was der Tatsache geschuldet sei, dass es keine Deportationslisten gebe. Namen und Zahlen lägen hingegen nicht vor.

Nur wenige Quellen

Auch Leo Rauh hat intensiv über das Schicksal Bayreuther Sinti recherchiert und musste feststellen, dass es nur ganz wenige Quellen gibt. Der Sprecher der Kreisvereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten, der die Gedenkveranstaltung initiiert hat, ist aber überzeugt, dass die deutsche Bürokratie auch im Falle der deportierten und ermordeten Sinti und Roma große Mengen an Daten und Fakten festgehalten haben müsste. Die Aufarbeitung dieses Kapitels der Vernichtungspolitik der Nazis sei wohl bisher daran gescheitert, dass sich noch niemand intensiv diesem Thema gewidmet habe. Trotzdem dürfe das Schicksal der Sinti und Roma nicht in Vergessenheit geraten. Der 75. Jahrestag der Unterzeichnung des Auschwitz-Erlasses am 16. Dezember 1942 sei nicht nur Anlass zum Gedenken an den Holocaust, sondern auch zur Mahnung, dieses Kapitel deutscher Geschichte nie zu vergessen.

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