Geburtstagssause mit Euroschäck

Von Stephan Stöckel
Kinder, wie die Zeit vergeht: Die Herren von "Euroschäck" bei einem Auftritt in den 1990er Jahren. Foto: Stephan Stöckel Foto: red

Was haben die Düsseldorfer Altpunker von den Toten Hosen, die Berliner Funpunker von den Ärzten und die Kulmbacher Kultpunker von Euroschäck gemein? Ihre Geburtsstunde schlug vor 35 Jahren.

 
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Am 25. Dezember 1982 gab im offenen Jugendzentrum in Bayreuth die Gruppe Euroschäck in der Besetzung Jürgen „Brandy“ Schäck (Gesang), Ed Bergmann (Gitarre) und Peter Schultheiß (Schlagzeug) ihr umjubeltes Live-Debüt. „Wie die sprichwörtlichen Sardinen in der Dose standen 180 Fans dicht an dicht in dem Raum, der mehr einem größeren Wohnzimmer als einem Konzertsaal glich“, erinnert sich Schäck. Die Karriere der Amateurmusiker nahm ihren Lauf – am 26. Dezember um 20 Uhr wird in der Altenkunstadter Kleinkunstkneipe Nepomuk 35-jähriges Bestehen gefeiert.

„Auf den Bombast-Rock der 70er Jahren folgte die Punk-Bewegung mit ihrem Do-It-Yourself-Gedanken, dass jeder auch mit einfachen Mitteln gute Musik machen kann. Mit klaren, schlichten Strukturen erspielten sich alle drei Bands einen gute Ruf“, meint Schlagzeuger Markus Köstner, der seit 1988 mit von der Partie ist und im gleichen Jahr das legendäre Demotape „Leben ist Fleisch! (Und wir sind die Fleischer)“ mit eingespielt hat.

Fleißig bei Auftritten

In die erste Liga der deutschen Rockbands haben es Euroschäck nie geschafft. Allerdings zählten sie in den 90er Jahren zu den fleißigsten Kulmbacher Gruppen, was Auftritte außerhalb der Bierstadt anbetraf.

Warum es nie mit dem großen Erfolg geklappt hat, dafür hat Köstner eine logische Erklärung: „Die Toten Hosen und die Ärzte haben alles stehen und liegen gelassen und nur für die Musik gelebt. Uns hingegen mangelte es am Durchsetzungsvermögen und der Beharrlichkeit. Außerdem hätten wir alles professioneller aufziehen müssen.“

Immer noch beliebt

Den verpassten Chancen weint der Kulmbacher, der als Profimusiker in Berlin lebt und derzeit mit den Formationen De/Vision, Goethes Erben und Qntal um die halbe Welt tourt, keine Träne nach: „Wir haben viel in der oberfränkischen Musikszene bewirkt und sind auch nach 35 Jahren noch immer beliebt. Für uns zählen der Spaß und die Freundschaft. Insofern sind wir alle mit uns im Reinen.“

Dass die Band schon so lange existiert, führt Köstner auf die demokratische Streitkultur und den freundschaftlichen Umgang innerhalb des Ensembles zurück. Vom Fan zum Musiker – so könnte man seinen Einstieg bei Euroschäck überschreiben. Es war die Zeit, als unter Fans noch Kassetten getauscht wurden und man die Teilnahme an einem Konzert per Postkarte besiegelte.

"Stil hat mich umgehauen"

Mit gerade mal 14 Jahren hatte der Schlagzeuger als Besucher eines Rockkonzertes im Kulmbacher Vereinshaus seine punkmusikalische Erweckung: „Ich sah zum ersten Mal Brandy und seine Jungs auf einer Bühne. Ihr Stil und ihr Auftreten haben mich umgehauen.“

Seine Schwester Sabine, die mit dem damaligen Euroschäck-Schlagzeuger Bino LaMarca befreundet war, hatte ihn zu Proben in die Sauermann-Fabrik in der Blaich mitgenommen, wo die Kulmbacher Musikszene in den 80er Jahren ihr Refugium hatte.

Während sich die Musiker in den Probenpausen in der Gaststätte Zur Schmiede zuprosteten, trommelte sich der junge Markus für Euroschäck warm. Als La Marca der Band den Rücken kehrte, war seine Zeit gekommen.

Sprudelnder Überraschungsquell

Zusammen mit Ed Bergmann (Gitarre), Jürgen „Brandy“ Schäck (Gesang) und Stefan Eggmaier (Bass) bildete der heute 46-jährige die klassische Besetzung, die eine der produktivsten Phasen in der Bandgeschichte einleiten sollte und bis heute das Bild der Gruppe Euroschäck in der Öffentlichkeit prägt.

Geburtstagsfeten von Bands sind in der Regel ein sprudelnder Überraschungsquell. „Beim Jubiläumkonzert werden mit Gitarrist Frank Zeutschel und Bassist Bernd Walter zwei ehemalige Mitglieder mit von der Partie sein“, verrät der Musiker. Mehr will er nicht preisgeben.

Info:Zur Geburtstagssause am 26. Dezember um 20 Uhr in der Altenkunstadter Kleinkunstkneipe Nepomuk kommen die Berliner Band Church Of Confidence und der Kulmbacher Komödiant Stefan „Das Eich“ Eichner. Karten gibt’s im Nepomuk und in der Kulmbacher Kneipe Casablanca sowie an der Abendkasse.

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